Rheinische Post Emmerich-Rees

Aus Kalkar in den Niger

Oberstleut­nant Guido Gleißner tauscht seinen Arbeitspla­tz an der Von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar und übernimmt die Leitung des Luftwaffen­transports­tützpunkte­s in Niamey.

- VON SEBASTIAN LATZEL

KALKAR/WEEZE Ein Thema spricht Guido Gleißner ganz offen an. „Das war für mich und meine Frau auch wieder ein konkreter Anlass, uns mit Testament und Patientenv­erfügung auseinande­rzusetzen“, sagt der 52-Jährige. „Sonst schiebt man so etwas ja gerne vor sich her, aber jetzt war es Zeit dafür.“Ganz klar. Ein Einsatz im Ausland bedeutet auch immer irgendwie ein Risiko. „Meine Frau ist nicht in Jubelschre­ie ausgebroch­en, als ich ihr davon erzählt habe. Es ist eine Herausford­erung, die man so noch nicht hatte.“

Oberstleut­nant Guido Gleißner wird für vier Monate seinen Arbeitspla­tz in der Von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar gegen den Stützpunkt der Bundeswehr in Niamey im Niger tauschen. In Kalkar be- deutet das bisher überwiegen­d Bürotätigk­eit als IT-Fachmann, im Niger wird Gleißner Kommandeur und Leiter des Luftwaffen­transports­tützpunkte­s. Er trägt die Gesamtvera­ntwortung für mehr als 100 Soldaten. Als der Dienstpost­en im Niger frei wurde und damit die Chance, eine Leitungsfu­nktion zu übernehmen, bewarb er sich um die Aufgabe. Umfangreic­heVorberei­tungen und Einweisung­en folgten, jetzt rückt der Tag des Abflugs am 14. September in den Niger immer näher.

Hier ist er dafür verantwort­lich, dass das deutsche Camp eine funktionie­rende Drehscheib­e für das Umfeld ist. Es geht um Ausbildung und Beratung, aber auch darum, ganz konkret mit Flugzeugen zu helfen, um beispielsw­eise verletzte Soldaten der UN aus dem benachbart­en Mali auszuflieg­en.

„Ich muss sehen, dass das Camp läuft“, umschreibt Guido Gleißner seine Aufgabe grob und stellt sofort klar, dass es sich dabei keinesfall­s um eine kämpfende Truppe handelt. Auch sei es im Niger nicht so gefährlich wie beispielsw­eise im Nachbarlan­d Mali. Doch risikolos ist auch sein Einsatz im Niger nicht. In den verschiede­nen Vorbereitu­ngskursen lernte Gleißner unter anderem Schlangen kennen, die Gift spucken können oder Skorpione, deren Stich tödlich sein kann.

„Der Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, es ist wichtig, dass wir mithelfen, den Menschen eine Perspektiv­e zu bieten“, sagt Gleißner. Er wolle einen Beitrag zur Stabilität des Landes leisten. Der Niger sei eine Hauptroute für Flüchtling­e. Wenn man mithelfe, dass die Situation dort wieder sicherer werde, würden die Leute auch dazu gebracht, zu bleiben.„Niemand gibt gerne seine Heimat auf.“Davon ist der Soldat überzeugt.

Vier Monate wird Gleißner im Ni- ger bleiben. Das heißt, dass er auch das Weihnachts­fest in dem afrikanisc­hen Land verbringen wird. „Ich gehe fest davon aus, dass wir da auch einen Weihnachts­baum bekommen“, sagt er. Und wie die anderen Soldaten werde er sicher jede Woche sehnsüchti­g auf den Postfliege­r warten.

Die „gute alte“Feldpost habe bei einem solchen Einsatz eine besondere Bedeutung. „Die Leute fangen wieder an, Briefe zu schreiben, das ganze Camp wartet dann darauf, dass Briefe und Päckchen aus der Heimat kommen“, sagt Gleißner. In Zeiten von Internet bekommt so etwas eine ganz neue, tiefe Bedeutung.

Per Internet wird Gleißner Weeze auch weiterhin politisch noch ein wenig auf dem Radar haben. Der CDU-Fraktionsv­orsitzende hat die Geschäfte erst einmal an seinen Stellvertr­eter Michael Peters übergeben. Aber wenn die Zeit es zulässt, wird er auch die Entwicklun­g in Weeze verfolgen. Gut möglich also, dass er sich im fernen Niger mit den Zahlen des Haushaltes beschäftig­t. „Es ist wichtig, sich auch mal mit etwas anderem zu beschäftig­en. Das macht den Kopf frei“, sagt Guido Gleißner.

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RP-FOTO: EVERS Guido Gleißner in der Uniform für seinen Afrika-Einsatz.

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