Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Reeser Welle speckt ab

Die Unternehme­n Holemans und Hülskens haben am 23. August einen neuen Antrag beim Kreis Kleve für ihr Abrabungsp­rojekt in Esserden eingereich­t. Sie verzichten auf 17 Hektar Fläche. Die Dichtschür­ze soll bleiben.

- VON MARKUS BALSER

ESSERDEN Das Verfahren zur Auskiesung „Reeser Welle“geht in eine neue Runde. Nachdem der Kreis Kleve im Frühjahr den Kies-Unternehme­n Hülskens und Holemans mitgeteilt hatte, dass eine neue Planung erforderli­ch sei, haben die beiden Firmen aus Wesel und Rees ihr Vorhaben nun überarbeit­et und am 23. August neue Unterlagen beim Kreis Kleve eingereich­t.

Hintergrun­d war das Votum des Reeser Rates, die beiden städtische­n Wege „Beste Moders Gängske“und „Spyckweg“nicht zu verkaufen, die im Bereich der ursprüngli­ch geplanten Auskiesung gelegen hatten. Das hatte die Überarbeit­ung der Unterlagen und ein neues Verfahren notwendig gemacht.

Neu ist jetzt:. Die Areale westlich des Spyckwegs und nordöstlic­h von „Beste Moders Gängske“wurden ausgespart. Dadurch reduziert sich der ursprüngli­ch geplante Umfang der Abgrabung von 95 auf 78 Hektar. Auch erhöht sich der Abstand der geplanten Abgrabungs­fläche zum Banndeich vor Esserden durch den neuen Geländezus­chnitt um bis zu 200 Meter. Den Abgrabungs­unternehme­n gehen dadurch nach eigenen Angaben rund 4 Millionen Tonnen Kies verloren. Die Dauer der Auskiesung verringert sich zudem von 25 auf 22 Jahre (inklusive fünf Jahre Vor- und Nachbereit­ung der Abgrabung).

Wie Wolfgang Spittka und Rudolf Koß von der Firma Hülskens am Freitag bei einer Pressekonf­e- renz betonten, trügen die neuen Planungen auch den Emotionen in Esserden Rechnung. „Es hat sich ein Klima entwickelt, bei dem viel Angst im Spiel ist. Das wollen wir berücksich­tigen“, sagte Ingenieur Rudolf Koß. Daher seien in dem neuen Antrag jetzt auch Fragen und Hin- weise aufgegriff­en worden, die im Beteiligun­gsverfahre­n aufgeworfe­n wurden. Dabei geht es um die Standsiche­rheit der Deiche. Die sei gewährleis­tet, wie auch ein neuerliche­s Gutachten zeige. „Wir gehen hier kein Risiko ein, schon aus eigenem Interesse. Ein Deichbruch wäre das Ende unserer beider Firmen“, sagte Koß.

Zum anderen geht es um die so genannte Dichtschür­ze, die sich dem neuen Uferverlau­f des nördlichen Abgrabungs­sees anpassen wird, und an der Holemans und Hülskens festhalten, obwohl es keine Öffnung der Abgrabung zum Rhein hin mehr gibt.. „Der Grundwasse­rfluss wird durch die Dichtschür­ze nicht gestört. Das hat auch unser Gutachter festgestel­lt. Wir wissen seit 15 Jahren aus anderen Projekten, dass ein sol- ches Verfahren sicher ist“, betonte Koß. Und Wolfgang Spittka ergänzte: „Eine Dichtschür­ze ist auch auf der anderen Rheinseite bei Reeserscha­nz verbaut worden.“

Weil man um die besondere Grundwasse­rsituation in Esserden wisse - seit 15 Jahren würden eigene Pegelmessu­ngen dazu durchgefüh­rt - sei eigens ein „Worst Case“-Szenario durchgerec­hnet worden. „Der Modellrech­nung wurde ein maximales Hochwasser, wie es zuletzt 1994/95 eingetrete­n ist, mit einer längeren Verweildau­er als damals eingetrete­n zugrunde gelegt“, erläuterte Koß.

Während des Baus der Deichschür­ze wird als Sicherheit­smaßnahme eine Brunnengal­erie errichtet. „Ob sie auch nach der Abgrabung stehen bleibt, müssen die Behörden entscheide­n“, so Beate Böckels von Holemans.

Das Verfahren nimmt jetzt wieder seinen üblichen Gang: Nach der Offenlage der Planungsun­terlagen, die drei Aktenordne­r füllen, folgt ein Erörterung­stermin. Die Kies-Unternehme­n gehen davon aus, dass wieder zahlreiche Stellungna­hmen dazu eingehen werden, die abgearbeit­et werden müssen. „Beim letzten Verfahren waren es 300, 254 davon kamen von privater Seite“, erklärte Wolfgang Spittka.

Die beiden Unternehme­n sind zuversicht­lich, was den Ausgang des Genehmigun­gsverfahre­n anbelangt. Sie rechnen damit, dass die Genehmigun­g im nächsten Jahr erfolgen wird.

Kommentar

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RP-FOTO: MARKUS BALSER Rudolf Koß, Inga Backhaus und Wolfgang Spittka (alle Hülskens) stellten am Freitag mit Beate Böckels (Holemans) die neuen Planungen zur Reeser Welle vor.
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DARSTELLUN­G: HÜLSKENS/HOLEMANS Die roten Flächen zeigen das neue Abgrabungs­gebiet, die grünen das, was nun nicht mehr ausgekiest wird. Der rote Kreis in der unteren Fläche markiert einen Hof, über dessen Verkauf noch verhandelt wird.

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