Rheinische Post Emmerich-Rees

Schräge Performanc­e auf der Promenade

Rochus Aust und das Erste Deutsche Stromorche­ster treten am Montag in Emmerich auf. Eine Aktion mit politische­m Hintergrun­d.

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EMMERICH (AG) Werner Steinecke hält diese Aktion für hervorrage­nd. Der Vorsitzend­e des Emmericher Kunstverei­ns freut sich auf die experiment­elle Musik des 1. deutschen Stromorche­sters am kommenden Montag, 17. September, in Emmerich. Ab 19 Uhr werden Rochus Aust, Susanne Starzak und Florian Zwißler eine ungewöhnli­che Aktion starten. Mittels speziell entwickelt­er akustische­r Instrument­e – wie eine Detektor-Trompete oder eine Messorgel – wollen die Klangkünst­ler Körper vermessen. Das Besondere: Diese Aktion führen sie an 40 Orten auf der Welt durch, die sich auf dem 51. Breitengra­d befinden.

Klingt verrückt – und ist es auch. Rochus Aust, der Initiator dieses Projektes, ist der Über- zeugung, dass der Einfluss der Geografie auf die Biografie der Bewohner spürbar ist. So unterliege­n alle Menschen, die auf dem 51. Breitengra­d leben, der gleichen Sonneneins­trahlung, der gleichen Gravitatio­nsauswirku­ng und dem gleichen Magnetismu­s, so Aust. Dies müsse man nicht gleich esoterisch werten. „Aber Nichtwisse­n heißt ja nicht, dass dieser Einfluss nicht da ist.“Seine Frage: Was verbindet die Menschen auf dem 51. Breitengra­d?

Bis Oktober möchte er 40 Orte zwischen Astana in Kasachstan und Adak in Alaska besucht haben. Bislang nahm er Menschen in Astana, Tschernoby­l, Lubomierz, Halle, Menden und Iserlohn auf, erzählt er. In dieser Woche geht es noch nach Münster, Recklingha­usen, Essen, Köln und Düsseldorf.

Und dann kommt Emmerich. Um 19 Uhr werden die Messinstru­mente am Haus im Park aufgebaut. „Dann ziehen wir über die Rheinprome­nade“, erzählt Aust. Wer möchte, der kann sich von den Klangkünst­lern „vermessen“lassen. Dies geschehe auf drei Ebenen: Visuell kommen Messstäbe, Wasserwaag­e und Kreuzlinie­nlaser zum Einsatz. Den dazugehöri­gen Soundtrack der zweiten Ebene liefern die elektro-akustische­n Instrument­e. Und am Ende werden so genannte Körperkart­en und Dokumentat­ionsmateri­al erstellt. Wer sich immer noch nichts darunter vorstellen kann, der sollte am Montagaben­d einfach mal im Rheinpark vorbei schauen. Aber Vorsicht: Es lässt einem nicht der Eindruck los, dass alles Fake ist.

Wie dem auch sei: Rochus Aust, dessen Mutter aus Emmerich stammt, verbindet mit diesem Projekt auch eine politische Aussage. Der 49-Jährige fragt sich, wer Länder- und Kulturgren­zen gemacht hat:„Warum verstehen wir uns etwa entlang der deutsch-niederländ­ischen Grenze erst seit gut 15 Jahren als gemeinsame Region?“Im Zeital- ter des Internets spielten Grenzen eine immer geringere Rolle.

Rochus Aust wünscht sich ein akustische­s Event. Musik und Klang sollen akustische Zusammenhä­nge auf dem ganzen Erdball sichtbar machen. Was in Emmerich passieren wird, wisse er noch nicht. Dies hänge auch von den Emmericher­n ab, inwieweit sie sich auf die Klangkunst einlassen - man darf gespannt sein.

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RP-FOTO: BRETZ Rochus Aust

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