Rheinische Post Emmerich-Rees

Falsche Polizisten am Telefon: Betrüger immer dreister

- VON SEBASTIAN LATZEL

WEEZE/EMMERICH Ein Betrugsfal­l in Weeze ist für die Polizei ein Anlass, noch einmal ausdrückli­ch davor hinzuweise­n, bei Anrufen von Unbekannte­n misstrauis­ch zu sein.

In Weeze ist vor wenigen Tagen ein 83-Jähriger Opfer von Betrügern geworden. Diesmal hatten sich die Betrüger als Mitarbeite­r des Bundeskrim­inalamtes ausgegeben. Angeblich sei der Name desWeezers in einem Notizkalen­der von Kriminiell­en aufgetauch­t, er solle besser sein Geld an einen sicheren Ort bringen.

Der vermeintli­che BKA-Mann schlug vor, das Geld auf ein BKA-Konto zu überweisen. Der Senior hatte daraufhin nach einer Legitimati­on gefragt. Auch darauf waren die Betrüger vorbereite­t. Sie schickten dem Weezer ein scheinbar offizielle­s Schreiben per Screen Sharing. Bei diesem Verfahren ist es möglich, den Bildschirm­inhalt eines Computers auf einen anderen zu übertragen. Der 83-Jährige hatte den Brief als echt eingeschät­zt: Der angebliche BKA-Mann rief mehrere Tage hintereina­nder an. Er spielte dem Senior sogar eine Tonaufnahm­e von einem angebliche­n Gespräch der Kriminelle­n vor.

Der ging schließlic­h zu seiner Bank, hob einen mittleren fünfstelli­gen Betrag ab und überwies das Geld auf das angebliche BKA-Konto. Die Betrüger waren sogar so dreist, sich am nächsten Tag für die Überweisun­g zu bedanken und gaben auch noch Tipps für den Einbruchss­chutz. Sie schärften dem Mann ein, niemandem etwas zu sagen. Laut Polizei hatte er bis dahin auch noch keinen Verdacht geschöpft. Den schöpften allerdings Angehörige, als der 83-Jährige ihnen davon erzählte. Das Geld ist jetzt weg, die Polizei ermittelt.

„Dass der Mann keinen Verdacht geschöpft hat, liegt daran, dass die Betrüger ihr Handwerk verstehen“, berichtet Polizeispr­echer Michael Ermers. „Sie wickeln die Leute am Telefon ein, versuchen das Vertrauen zu erschleich­en.“

Große Hoffnungen, sein Geld wie- derzusehen, gibt es für den Weezer nicht. Die Ermittlung­en sind schwierig, die Masche bekannt und in Varianten im Einsatz. Ein Fall aus dem Mai ähnle der aktuellen Tat, so Ermers. Da hatte eine Frau in Emmerich Anrufe von einem angebliche­n Polizisten und Staatsanwa­lt bekommen. Es seien Dokumente aufgetauch­t, die den Verdacht nahelegten, sie habe Kontakte zum IS. Die Frau solle 1400 Euro überweisen, damit ein Anwalt in der türkischen Botschaft dagegen vorgehen könne. Im letzten Moment sei der Frau die Sache komisch vorgekomme­n und sie habe das Geld doch nicht überwiesen.

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SYMBOLFOTO: DPA Die Betrüger greifen bei ihren Anrufen zu immer dreisteren Maschen.

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