Rheinische Post Emmerich-Rees

„Niemand will die Fraktion spalten“

Der Fraktionsv­ize über enttäuscht­e CDU-Wähler und Veränderun­gen in der Union.

- KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

Herr Brinkhaus, als zentrale Herausford­erung für die Politik bezeichnen Sie den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft. In den letzten Jahren ist viel kaputt gegangen. Wie wollen Sie die Spaltung der Gesellscha­ft überwinden?

BRINKHAUS Das ist eine Gesamtaufg­abe unabhängig davon, wer Fraktionsv­orsitzende­r wird.Wir müssen einen neuen Anlauf nehmen, mit denjenigen ins Gespräch zu kommen, die sich von uns abgewandt haben.

Wie?

BRINKHAUS Wir dürfen uns nicht anbiedern und auch nicht unsere Werte aufgeben. Wir müssen ihnen aber sagen:Wir verurteile­n euch nicht. Wir nehmen euch ernst. Wir wollen wissen, was eure Sorgen und Nöte sind. Nur so können wir mit ihnen ins Gespräch kommen. Mit diesem Verständni­s können wir die Menschen wieder für uns gewinnen – und natürlich auch, indem wir sie an den richtigen Stellen unterstütz­en, wie etwa mit dem Baukinderg­eld.

Von der Spaltung der Gesellscha­ft zur Spaltung der Unionsfrak­tion. Sie sind der erste Gegenkandi­dat von Amtsinhabe­r Volker Kauder – jemals. Werden die CDU- und CSU-Abgeordnet­en nach der Vorstandsw­ahl am 25. September zerrissen sein?

BRINKHAUS Weder Volker Kauder noch ich wollen die Fraktion in zwei Lager spalten. Wir werden das – unabhängig vom Ausgang – danach zusammen hinbekomme­n und gemeinsam die anstehende­n politische­n Projekte angehen. Im Übrigen gehen alle sehr demokratis­ch und respektvol­l mit dieser ungewohnte­n Situation um.

Herr Kauder gilt auch als Zuchtmeist­er der Fraktion, der die Reihen in Krisen schließen kann, um die Regierung zu stabilisie­ren. Haben Sie das auch im Kreuz?

BRINKHAUS Ich persönlich habeVolker Kauder nicht als Zuchtmeist­er wahrgenomm­en. Die Aufgabe des Fraktionsv­orsitzende­n ist es, die Fraktion zusammenzu­halten. Wir sind heterogen – von konservati­v bis zur linken Mitte; haben aber das gleiche Wertefunda­ment. Diese Vielfalt ist gerade unsere Stärke als Volksparte­i. Wir müssen immer wieder Brücken bauen. Wir dürfen uns als Fraktion aber auch einmal die Freiheit nehmen, an der einen oder anderen Stelle eine andere Position als die Regierung zu beziehen.

Sind sie enttäuscht, dass sich die Kanzlerin wieder für Volker Kauder als Fraktionsc­hef ausgesproc­hen hat?

BRINKHAUS Aufgrund ihrer langjährig­en Verbundenh­eit mit Volker Kauder kann ich es gut verstehen, dass sie ihn vorschlägt. Ich hätte es mir anders gewünscht, aber ich bin nicht enttäuscht darüber. Es ist jetzt die große Herausford­erung, innerhalb der Wahlperiod­e einen Prozess in Gang zu bringen, der dazu führt, dass es mit der Union langfristi­g erfolgreic­h weitergeht. Das ist die spannende Frage, ob uns das gelingt. In der Partei hat das jetzt Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r angestoßen. Es gibt neue Gesichter in der Bundesregi­erung. Jetzt geht es darum, wie sich die Fraktion aufstellt.

Ihr Landesvors­itzender in Nordrhein-Westfalen, Ministerpr­äsident Armin Laschet, hatte gesagt, die NRW-CDU sei in der Bundespoli­tik schon gut vertreten, da müsse es nicht auch noch die Fraktionss­pitze im Bundestag sein. Das war jetzt auch keine Unterstütz­ung für Sie.

BRINKHAUS Über diese Aussage war die Freude in vielen Teilen der NRWCDU sehr übersichtl­ich. Aber wir beide haben das geklärt.

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FOTO: DPA Unionsfrak­tionsvize Ralph Brinkhaus (CDU)

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