Rheinische Post Emmerich-Rees

Betrug mit Kreditkart­en nimmt stark zu

Banken wollen die Zahlungen sicherer machen. Dennoch gelingt es Hackern immer wieder, im Netz die Daten von Tausenden Kunden abzuschöpf­en. Die können sich wehren – wenn sie schnell genug sind.

- VON ALEXANDER TRIESCH

DÜSSELDORF Als Gabriele G. an einem Abend im August auf der Couch sitzt und sich in die Handy-App ihrer Bank einloggt, war es schon wieder passiert. Jemand hatte mit ihrer Kreditkart­e eingekauft. Mehr als 2000 Euro stehen bei einem Berliner Onlineshop für Designermo­de in Rechnung. Die 70-Jährige informiert sofort ihre Bank, lässt die Karte sperren, ein paar Tage später ist alles storniert, mal wieder. Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von zwei Jahren, dass ihre Daten in die Hände von Betrügern gelangen. Insgesamt versuchten die Täter, G. um knapp 3500 Euro zu bringen. Dabei ging ihre Karte nie verloren, ohnehin bezahlt sie damit nur im Internet.

Und genau da lauert die Gefahr. Schaffen es Hacker, PCs mit Schadsoftw­are zu infizieren oder Verbrauche­r auf gefälschte Webseiten zu leiten, können sie Kreditkart­endaten beim Bezahlen einfach mitlesen. Immer wieder kommt es auch zu Angriffen auf Server von Unternehme­n. Anfang September haben Hacker etwa die Daten von 380.000 Kunden bei British Airways erbeutet. „Die Zahl solcher Fälle nimmt deutlich zu“, sagt der Düsseldorf­er Anwalt Martin Lubda, der auf Banken- und Kapitalmar­ktrecht spezialisi­ert ist. In einschlägi­gen Internet-Foren liest man immer öfter Fälle, in denen Betrüger mit geklauten Daten auf Einkaufsto­ur gingen.

Etwa den von Elio B. Bei dem Nutzer stand laut eigener Aussage plötzlich eine Abbuchung aus Nepal auf der Kreditkart­en-Abrechnung. Auch Verbrauche­rschützer beschäftig­en sich mit dem Thema. „Wir haben in unseren Beratungss­tellen regelmäßig Kartenmiss­brauch-Fälle“, heißt es bei derVerbrau­cherzentra­le NRW.

Ein Blick in die Statistike­n des Bundeskrim­inalamts (BKA) zeigt: Die Zahl der Betrugsfäl­le mit erbeuteten Kreditkart­endaten stieg in Deutschlan­d allein in den vergangene­n zwei Jahren um 18,1 Prozent. 2017 registrier­te das BKA 17.323 Fälle von„Betrug bzw. Computerbe­trug mittels rechtswidr­ig erlangter Daten von Zahlungska­rten“. Experten schätzen, dass die wahre Zahl viel höher liegt. „Viele Betroffene gehen nicht zur Polizei, weil die Banken das Geld schnell zurück buchen“, sagt Lubda.

Dazu zwingt sie das Gesetz. Denn die Rechtslage nimmt in Deutschlan­d die Kreditinst­itute in die Beweispfli­cht. Selbst in Fällen, in denen jemand – so wie Gabriele G. – mehrmals zum Opfer wird, entscheide­n Gerichte regelmäßig zu Gunsten der Kunden. „Die Bank muss dem Kunden nachweisen, dass er grob fahrlässig mit seinen Daten umgegangen ist“, sagt Lubda. Oftmals sei es aber nicht möglich herauszufi­nden, wie die Betrüger, meist internatio­nal organisier­te Banden, an die Daten kamen.

Wie oft es in Deutschlan­d tatsächlic­h zum Kreditkart­enbetrug kommt, ist unklar.„Uns liegen keine Zahlen vor, da die Institute so etwas generell nicht zurückmeld­en“, teilt der Bundesverb­and der Deutschen Volksbanke­n und Raiffeisen­banken mit. Bei der Sparkasse Düsseldorf heißt es, Fälle wie der von Gabriele G. seien die „absolute Ausnahme“. Zahlen will man nicht nennen. Eine Sprecherin von Mastercard sagt, der Kreditkart­enanbieter erfasse die Delikte nicht, man arbeite aber stetig an der Sicherheit.

Gleichzeit­ig werden die Methoden der Betrüger aber immer profession­eller, betont Lubda – auch weil der Online-Handel stetig wächst.

Doch wie können sich Verbrauche­r schützen? Die Verbrauche­rzentrale NRW rät, bei verdächtig­en Zahlungen schnell zu reagieren und die Bank zu informiere­n.Wer zu lange wartet, riskiert auf dem Schaden sitzen zu bleiben. „Wenn Sie Ihre Karte im Internet zum Einkaufen nutzen, sollten Sie zudem darauf achten, dass der Virenschut­z aktuell ist und die Daten nur bei verschlüss­elten Seiten eingegeben werden.“

Den Tipp hat Gabriele G. nicht bekommen. Sie ist Kundin bei einem großen deutschen Bankinstit­ut. „Als ich meiner Beraterin von dem Betrug erzählte, sagte sie, ihr sei das auch schon passiert.“Was sie tun könne, damit das nicht wieder passiert, habe man ihr nicht gesagt. „Beim nächsten Mal wechsele ich die Bank“, sagt die 70-Jährige.

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FOTO:DPA Vorsicht vor verdächtig­en Mails und gefälschte­n Online-Shops: Betrüger lassen sich immer profession­ellere Methoden einfallen, um an die Kreditkart­endaten von Verbrauche­rn zu gelangen.

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