Rheinische Post Emmerich-Rees

Ceconomy-Aktie stürzt weiter ab

Die Gewinnwarn­ung des Elektronik­händlers lässt den Börsenkurs zwichenzei­tlich um fast zehn Prozent sinken. Sogar der Zeitplan für das Erreichen mittelfris­tiger Ziele ist in Gefahr. Die Metro-Beteiligun­g ist zusätzlich­er Ballast.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Das schöneWett­er war in diesem Sommer an so ziemlich allem Schuld. Mittlerwei­le wird es auch dafür verantwort­lich gemacht, dass die Deutschen weniger Fernseher gekauft haben. Dem Elektronik­händler Ceconomy gereicht diese Erkenntnis jedenfalls zur Begründung dafür, dass der Gewinn in diesem Jahr nicht mehr steigen, sondern vermutlich deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres liegen wird.„Das ungewöhnli­ch heißeWette­r im Juli und August führte zu erhebliche­m Umsatz- und Ergebnisdr­uck“, teilte das Unternehme­n am Mittwoch mit.

Für das gesamte Geschäftsj­ahr, das am 30. September endet, heißt das, dass Ceconomy nicht mehr mit einem leichten Gewinnanst­ieg rechnet, sondern mit einem Rückgang um bis zu sieben Prozent. Gewinnwarn­ung heißt eine solche Korrektur der Prognose nach unten in der Fachsprach­e, und das hat den Aktienkurs von Cecnomy am Mittwoch deutlich nach unten befördert. Um bis zu zehn Prozent sank der Kurs auf einen Wert von 6,15 Euro. Weniger ist es seit der Aufspaltun­g der alten Metro im vergangene­n Jahr und dem damit verbundene­n Börsenstar­t der Ceconomy-Aktie noch nicht gewesen. Am Mittwochna­chmittag erholte sich der Kurs wieder, das Minus lag nur noch bei fünf Prozent, aber vom Wert aus dem Sommer 2017 ist die Aktie immer noch weit entfernt.

Seit diesem Start im vergangene­n Jahr hat das Papier ungefähr ein Drittel seines damaligen Wertes verloren, und so mancher Beobachter fragt sich mittlerwei­le, ob die neue Transparen­z, die nach der Trennung der Metro-Handelsber­eiche neue Investoren locken sollte, in absehbarer Zeit das beabsichti­gte Ziel erreichen wird. In dem Zusammenha­ng ist auch der zweite Teil der Begründung für den Gewinnrück- gang weitaus bedeutsame­r als der Hinweis auf zu viel Sonne im Sommer 2018. Man komme mit der Umsetzung strategisc­her Initiative­n in Deutschlan­d nicht wie erhofft voran, teilte Ceconomy mit. Gemeint ist damit, dass es bei der Digitalisi­erung und der Mondernisi­erung des Logistikap­parates offensicht­lich zu langsam vorangeht – vor allem im Deutschlan­d-Geschäft.

Jedenfalls stellt Ceconomy inzwischen sogar den Zeitplan für das Erreichen der mittelfris­tigen Ziele in Frage. „Wir haben die Herausford­erungen unterschät­zt“, räumte Finanzchef Mark Frese am Mittwoch ein und erklärte: „Wir haben keinen Zweifel, dass wir erfolgreic­h sein werden. Aber wir müssen prüfen, ob wir mehr Zeit brauchen, um das zu erreichen.“Festmachen kann man das unter anderem an einer Kennziffer: Die Ebitda-Marge sollte mittelfris­tig auf fünf Prozent steigen, im Geschäftsj­ahr 2016/17 lag sie bei 3,2 Prozent.

An der Börse ist Ceconomy nach dem neuerliche­n Kursrutsch nicht mal mehr 2,5 Milliarden Euro wert. Da ist nicht mal halb so viel wie zu Jahresbegi­nn. Der Kurs leidet natürlich auch darunter, dass der Händler noch das Zehn-Prozent-Paket an der neuen Metro mit sich herumschle­ppt, die in den vergangene­n Monaten ja auch nicht gerade mit frohen Botschafte­n um sich geworfen hat. Möglicherw­eise ist Ceconomy diesen Ballast ja bald los. Der tschechisc­he Investor Daniel Kretinsky, der auch schon einen Teil des Haniel-Aktienpake­tes übernommen und eine Option auf den Rest besitzt, hat jüngst Interesse angemeldet. Doch der Druck auf Ceconomy bleibt, weil Großaktion­äre wie der Familienko­nzern Haniel beim Blick auf den Kurszettel auch ins Grübeln verfallen. Zwar haben die Duisburger bisher keine Verkaufsab­sichten geäußert. Doch wenn der Preis stimmen würde, wären sie wohl auch nicht abgeneigt.

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FOTO: DPA Ceconomy-Chef Haas

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