BVB entschuldigt sich für erneute Hopp-Anfeindungen
SINSHEIM (sid) DieWut war Dietmar Hopp förmlich anzusehen, als er in den Kabinengang des Sinsheimer Stadions stapfte. „Nix“, zischte der Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim, werde er zu den neuerlichen Anfeindungen aus dem Fanblock von Borussia Dortmund sagen. Auf einem riesigen Plakat war unmittelbar vor dem Anpfiff der Bundesliga-Partie am Samstag (1:1) ein Schwarz-Weiß-Bild des 78-Jährigen zu sehen – in einem roten Fadenkreuz. „Das ist nicht zu akzeptieren!“, wurde Dortmunds Klubchef Hans-Joachim Watzke noch am Abend auf der BVB-Homepage zitiert. Er kündigte an, im Laufe der Woche das persönliche Gespräch mit Hopp zu suchen: „Ich möchte im Namen von Borussia Dortmund Dietmar Hopp um Entschuldigung bitten. So ein Verhalten entspricht in keiner Weise unseren Werten!“
Einige BVB-Anhänger hatten zudem erneut Schmähgesänge gegen Hopp angestimmt, auf einem weiteren Banner stand eine Beleidigung auf unterstem Niveau. Mutmaßlich randalierten einige Gästefans zu- dem in den Sanitärbereichen. „Wir haben in dieser Woche, in der sich das Ganze leider immer mehr hochschaukelte, versucht zu deeskalieren und haben mit allen Parteien gesprochen“, sagte Watzke: „Leider waren wir dabei nicht erfolgreich.“
In den Tagen vor dem Spiel war publik geworden, dass Hopp nach den Anfeindungen während der vorausgegangenen Partie am letzten Spieltag der Vorsaison, die Hoffenheim 3:1 gewann, Strafanzeigen gegen über 30 BVB-Anhänger gestellt hatte. Diese hatten am Samstag Hausverbot, was das Fanbündnis „Südtribüne Dortmund“kritisierte.
„Das war nicht so überraschend, so traurig es auch ist, dass da was passiert“, sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann: „Ich weiß nicht genau, warum das so knapp vor dem Spiel öffentlich wurde, wer das steuert, dass es Anzeigen gab. Das gehört nicht ins Stadion.“Die Anfeindungen hatten eine lange Vorgeschichte. Ein ähnliches Banner war bereits im Jahr 2008 im BVB-Block in Sinsheim aufgetaucht. Hopp, der jahrelang Millionen in die TSG ge- pumpt hatte, bezeichnete das Verhalten einiger Dortmund-Anhänger schon damals als„Schande“. Ob die Übeltäter von Samstag alle identifiziert werden können, ist noch offen.
„Es ist schwierig, damit umzugehen, am besten natürlich im Dialog. Aber für das, was wir da gesehen haben, gibt es keine Entschuldigung. Da müssen wir uns als Klub entschuldigen“, sagte Borussias Sportdirektor Michael Zorc im Anschluss an die Partie bei „Sky“.
Es sei viel davon zu lesen, „dass sich der Fußball von den Fans weg- bewegt“, sagte Nagelsmann: „Vielleicht sollten sich alle in Richtung Fußball bewegen. Die Fans sollten wegen Fußball kommen und nicht, um in einem vermeintlich rechtsfreien Raum, den viele im Stadion meinen, vorzufinden, irgendwelche nicht angebrachten Dinge zu tun.“
Das Banner sorgte sogar in der Politik für Aufsehen. „Der BVB ist ein toller Verein. Aber die Beleidigungen in Richtung von Dietmar Hopp sind völlig inakzeptabel und dürfen nicht toleriert werden“, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.