Traumstart für die Wiesn
Mit zwei Schlägen hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Samstag bei bestem Wetter das erste Fass Bier angezapft und damit das 185. Oktoberfest eröffnet. Zum Start kam auch Polit-Prominenz – etwa Altkanzler Schröder.
MÜNCHEN (dpa) Das Bier strömt – die Massen auch: Das Münchner Oktoberfest hat begonnen. Bei blauem Himmel und milden Temperaturen drängten am Samstag die Festgäste aufs Festgelände – wie in den besten Zeiten der Wiesn. Das Wetter spielte entgegen den Prognosen perfekt mit: nach einem kühlen Morgen blauer Himmel, Sonne, milde Temperaturen.„Der Petrus ist ein Münchner“, sagteWiesnchef Josef Schmid (CSU). Er habe tagelang gebetet. „Man sieht: Ich bin erhört worden.“
Schon im Morgengrauen warteten die ersten Gäste auf Einlass – und stürmten im Laufschritt los in Richtung Bierzelte, als um neun Uhr endlich die Eingänge zum Gelände geöffnet wurden. Um Punkt zwölf Uhr zapfte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit nur zwei Schlägen das erste Fass Bier an. Die erste Maß reichte er Ministerpräsident Markus Söder (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Was Söder, als bayerischer Regierungschef erstmals in der Anstichboxe dabei, zur Anzapftechnik des OB sage?„Hätte fast von mir sein können.“Als Finanzminister habe er schließlich im Hofbräuzelt angezapft – auch mit zwei Schlägen.
Dem Oberbürgermeister beim Anzapfen zuzusehen sei „staatspolitische Aufgabe“– auch wenn die Wiesn politikfreie Zone sei. Der Wahlkampf, der Söder derzeit von Termin zu Termin treibt, spiele hier keine Rolle. An Söders Seite präsentierte sich seine Frau Karin Baumül- ler-Söder, im blauen Dirndl. Der Farbe sollte man keine parteipolitische Bedeutung beimessen – ebenso wenig wie Söders grün-roter Krawatte.
Überraschungsgast Gerhard Schröder erschien im Anzapfzelt zum Blitzbesuch – nach einer Viertelstunde war der Alt-Kanzler mit seiner Frau So Yeon Kim wieder weg. Neben bayerischen Politikern und Kabinettsmitgliedern prostete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) – in Lederhose – mit. Unter den prominenten Gästen waren Florian Silbereisen, Moderatorin Carolin Reiber, Arnold Schwarzenegger, Ralph Moeller, Boris Becker, Ex-Boxer Henry Maske und Produzent Ralph Siegel.
Der erste Patient – ein Mann in Mönchskutte – musste 32 Minuten nach dem Beginn des Bieraus- schanks wegen überhöhten Alkoholkonsums behandelt worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass es sich nicht um einen Ordensmann handelte, erläuterten die Sanitäter der Aicher Ambulanz.
Die meisten Besucher kamen allerdings in Tracht – wobei hier die Grenzen verwischen. Junge Damen in knappen Lederhosen waren ebenso unterwegs wie ein Herr
im Minidirndl. Englischsprachige Besucher kamen in froschgrünen Bundhosen.
Am Sonntag sind 9000 Trachtler, Schützen, Fahnenschwinger, Jäger und Mitglieder von Musikkapellen und Spielmannszügen beim traditionellen Trachten- und Schützenzug durch München zum Oktoberfest gezogen. Trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen durften die Trachtler bei dem Umzug ihre historischen Waffen tragen – sofern sie nicht geladen waren.
Nach Schätzungen der Festleitung kamen am erstenWochenende rund 800.000 Besucher – deutlich mehr als 2017, als es rund 600.000 waren. Die Gäste verspeisten 13 Ochsen – zwei mehr als im Vorjahr. Hunderttausende Liter Bier rannen durch die Kehlen. Wirtesprecher Peter Inselkammer registrierte einen „gesteigerten Durst“bei den Gästen. Auch in den Festzelten war der Andrang stärker als im Vorjahr.