„Der Sommer war eine Katastrophe“
Seit Februar betreibt Fabian Weyerstall (33) die Baumschule von Maria van der Linde. Mit den Thujas hatte er in diesem Jahr kein Glück. Viele wird er fällen müssen. Das Weihnachtsbaum-Geschäft wird dafür besser laufen.
HALDERN (ha) Wer auf der L7 zwischen Sonsfeld und Haldern unterwegs ist, schaut bekümmert auf die verbrannten Lebensbäume. Im Sonnenschein strahlen die Thujas rötlich und so mancher Autofahrer wird sie im Vorbeirauschen für Weihnachtsbäume halten, immerhin weist ein Schild auf deren Verkauf hin. Wer sich hier auskennt, denkt eher an Maria van der Linde, die ehemalige Besitzerin der Baumschule, die für ihre Bäume dies- und jenseits der damaligen B8 gelebt hat. Um so mehr wird sich die Seniorin, die im Altenheim lebt, gefreut haben, dass Fabian Weyerstall ihre 6,5 Hektar große Baumschule und das Wohnhaus im Februar dieses Jahres erworben hat.
Der 33-jährige Halderner hat einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau und hat schon als Schüler bei Maria van der Linde ausgeholfen. „Es war so traurig, dass die schöne Baumschule hier so verlassen lag“, war es für Fabian Weyerstall eine Herzensangelegenheit, den Betrieb weiterzuführen. „Bevor ich ihn gekauft habe, habe ich Maria van der Linde gefragt, ob sie es gut findet, dass ich es mache“, erzählt der Halderner. Sie fand es gut.
Schon im Dezember war Fabian Weyerstall imWeihnachtsbaumverkauf involviert, „aber da war noch nicht alles unter Dach und Fach, so dass ich den Kunden leider nicht sagen konnte, dass es auch 2018 wieder einen Weihnachtsbaumverkauf gibt.“Der erste Sommer als Baumschulbesitzer war eine Katastrophe.„Ich rechne mit 20 ProzentVerlust.“Doch die Regner bewässerten die serbischen Fichten und Nordmann-Tannen mit 300 bis 400 Liter/pro Minute. Und tatsächlich, die Tannenbäume haben grüne Blätter. Dort, wo er einen Brunnen hat, kann er bewässern, auch wenn die Pumpen viel Strom fressen.
„Die Thuyas hätte man eh’ nicht mehr umpflanzen können, daher habe ich sie auch nicht mehr gesprengt. Sie werden im Winter gefällt.“Immerhin werden zwischen 500 bis 1000 Weihnachtsbäume im Dezember in den Verkauf gehen. „Die Kunden können sie hier ab 2. Dezember frisch schlagen oder von uns schlagen lassen“, erklärt Weyerstall. Die Kunden kommen oft seit Jahrzehnten, in Gruppen, als Familie mit Bollerwagen. „Im vergangenen Jahr waren mehrfach Bäume mit zwei Spitzen gefragt. Jemand wollte sogar den hässlichsten Baum erwerben“, freut es den Gärtner, dass nicht immer nur Schönheit siegt. „Ein Kunde hat bereits einen Verkauft-Zettel an einen Baum gehängt.“
Seit neun Jahren ist FabianWeyerstall selbstständig, er beschäftigt drei Mitarbeiter und auch seine Frau ist im Unternehmen tätig. Einen Platz für seinen Maschinenpark hat der Gärtner in Mehrhoog, weitere Flächen mit Bäumen in Helderloh. Das Weihnachtsbaumgeschäft ist nur eine Winterabsicherung. „Wir leben vom Garten- und Landschaftsbau, haben viele Stammkunden und Firmen, für die wir arbeiten.“Dennoch freut er sich darauf, in der alten Baumschule neue Bäume großzuziehen.