Rheinische Post Emmerich-Rees

Staatssekr­etärin spricht über Integratio­nsprobleme im Kreis

Serap Güler stellt im Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer ihre integratio­nspolitisc­hen Konzepte vor. Diese basieren auf vier wichtigen Säulen.

- VON CHRISTIAN KASPERS

KREIS KLEVE Oud und Saz, zwei orientalis­che Instrument­e, harmoniere­n klangvoll mit einer europäisch­en Geige beim Betreten des Konzertund Bühnenhaus­es Kevelaer – das Klever Freundscha­ftsorchest­er verkörpert damit ein Sinnbild für gelungen Integratio­n. Wie kann die Integratio­n von Zugewander­ten im Kreis Kleve gelingen? – so lautet die Ausgangsfr­age der Veranstalt­ung in der Wallfahrts­stadt.

Hoher Besuch aus dem Kabinett Laschet erwartet die Besucher. Die Staatssekr­etärin für Integratio­n, Serap Güler, informiert über die gegenwärti­ge, integratio­nspolitisc­he Lage in NRW und dem Kreis Kleve. Mit der Einrichtun­g des Kommu- nalen Integratio­nszentrums am 1. September sei gewährleis­tet, dass alle für Integratio­nszentren angebotene­n Fördermitt­el des Landes Nordrhein-Westfalen nun auch für den Kreis Kleve abrufbar sind. Für die Migrantens­elbstorgan­isationen sollen im nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro ausgegeben werden. Weitere 13 Millionen Fördergeld­er gehen in das Programm„Integratio­n gelingt vor Ort“.

Für Güler existieren vier große Schwerpunk­te im Politikfel­d der Integratio­n. Neben Sprache, Bildung und der Arbeitsmar­ktintegrat­ion nennt sie den „oft vernachläs­sigten Punkt des Wertefunda­ments“. Eine Integratio­n, die auf Werten basiert, sei eine Frage der Gegenseiti­gkeit. Während beispielha­ft Meinungs- und Pressefrei­heit zu den Werten in Deutschlan­d gehören, haben Migranten aus anderen Kulturkrei­sen bestimmte Werte, die hier integriert werden müssen, sagt sie.

Zur Bildung äußert Güler, es sei durch Studien belegt, dass etwa 40 Prozent der Lernenden mit einem Migrations­hintergrun­d die Hauptschul­e besuchen. Grund sei oft eine „präventive Empfehlung“für die Hauptschul­e durch Grundschul­lehrer, die den Schülern mit Migrations­hintergrun­d auf der weiterführ­enden Schule Probleme ersparen wollen. Dies müsse sich ändern, so Güler.

Für eine erfolgreic­he Arbeitsmar­ktintegrat­ion sind weitere Förderunge­n geplant wie das Programm „Gemeinsam klappt’s“für 18- bis 25-jährige Zugewander­te. Im Bereich der Sprache sind breitere Sprachkurs­angebote geplant. Zudem soll sich die Qualität verbessern.

Es sei wichtig, dass die Arbeiten der unterschie­dlichen Akteure wie Schulen, Kitas, Integratio­nsagenture­n, Migrantens­elbstorgan­isationen und Jobcentern sich zukünftig besser aufeinande­r abstimmen.„Integratio­n muss nachhaltig gestaltet werden“, sagt Staatssekr­etärin Serap Güler.

Bei einer abschließe­nden Podiumsdis­kussion melden sich viele zu Wort. Tobias Kleinebrah­m vom Caritasver­band Geldern-Kevelaer moderiert die Veranstalt­ung. Seine abschließe­nde Frage lautet, was bei der Integratio­n im Kreis Kleve noch verbessert werden müsste: „Es müsse bei den Menschen im Kopf ankommen, dass wir eine Gesellscha­ft seien“, sagt Carsten Otto, Flüchtling­sberater der Arbeiterwo­hlfahrt. Monika Riße propagiert die Fortführun­g der interkultu­rellen Öffnung. „Wir müssen menschlich­ere Menschen werden“, sagt Matthias Hilscher, Flüchtling­shelfer in Issum und Sevelen, und Juliane Hasselaar vom Caritasver­band Kleve sagt:„Wir brauchen Zeit.“

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RP-FOTO: EVERS Carsten Otto, Olga Diederen, Serap Güler, Magret Voßeler, Dominik Pichler und Gerrit Hermans (von links).

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