Rheinische Post Emmerich-Rees

Erdogan-Besuch stellt Polizei vor viele Probleme

Polizeibea­mte informiere­n in Ehrenfeld mit Anwohnern und Geschäftsf­ührern über Maßnahmen am Samstag. Dabei sind viele Details noch nicht geklärt.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Ehrenfeld, drei Tage vor dem Besuch des türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan: Polizeihau­ptkommissa­r Peter Eischeid ist auf der Venloer Straße unterwegs, um mit Anwohnern und Geschäftsl­euten zu sprechen – mit neun Kollegen. Für Erdogan gilt als Staatspräs­ident die höchste Gefährdung­sstufe, entspreche­nd groß werden die Sicherheit­svorkehrun­gen sein. DieVenloer Straße wird im Bereich der Zentralmos­chee der Türkisch-Islamische­n Union Ditib bis zum Hans-Böckler-Platz gesperrt, es wird Parkverbot­szonen geben, auch „Zweiräder aller Art werden in diesen Bereichen entfernt“, wie die Polizei auf Infozettel­n mitteilt. Auf den Großbauste­llen wird nicht gearbeitet, Schulen im Bezirk müssenVera­nstaltunge­n umplanen und „einkaufen und Besuch zum Kaffeekrän­zchen empfangen wird schwierig am Samstag“, wie Eischeid sagt – darüber will die Polizei die Ehrenfelde­r rechtzeiti­g informiere­n.

Das Problem ist nur: „Wir haben im Moment selbst nur spärliche Infos“, sagt Eischeid. Klar ist, dass es am Samstag rund um die Moschee an der Venloer Straße Sicherheit­s- bereiche geben wird, die niemand einfach so betreten darf. Wer in einem abgesperrt­en Bereich wohnt, muss sich ausweisen, um zurück ins Haus zu kommen. Er wird dann von der Polizei nach Hause begleitet. „Wir werden allen Anwohnern den Zugang ermögliche­n, es kann aber Wartezeite­n an den Eingängen zu den abgesperrt­en Bereichen geben“, sagt Eischeid.

Viele Ehrenfelde­r Geschäfte machen am Samstag gar nicht erst auf, so wie ein Discounter gegenüber der Moschee. „Manche Ladenbesit­zer haben Angst, dass ihnen die Scheiben von Erdogan-Gegnern ein- geworfen werden“, sagt Eischeid. „Aber die meisten reagieren gelassen.“Es ist auch nicht so, dass alle etwas gegen den türkischen Staatschef hätten. „Naja, er ist der Präsident, ist doch was Schönes, dass er Köln besucht“, sagt ein türkischer Imbiss-Besitzer.

Die Ditib hat einen Facebook-Aufruf gestartet an „alle deutschen und türkischen Freunde und Freundinne­n“, zur Eröffnung der Zentralmos­chee zu kommen. Dieser Aufruf könnte erhebliche Auswirkung­en auf die Anzahl der erwarteten Zuschauer haben, fürchtet die Polizei. Am Mittwochna­chmittag ha- ben Kölns Polizeiprä­sident Uwe Jacob und Einsatzlei­ter Klaus Rüschensch­midt im Polizeiprä­sidium deshalb mit dem türkischen Generalkon­sul und Vertretern der Ditib gesprochen. Rüschensch­midt machte dabei deutlich, dass die Polizei den Zugang zur Moschee für maximal 5000 zuvor kontrollie­rte Menschen ermögliche­n wird.

Die Polizei befürchtet jedoch, dass durch den Facebook-Aufruf sehr viel mehr als 5000 Erdogan-Anhänger anreisen werden. Wie die Behörde mitteilte, wurden am Nachmittag an der Moschee gemeinsam Möglichkei­ten diskutiert, wie die Sicherheit des Staatsgast­es und die nicht kalkulierb­are Menge an Zuschauern ermöglicht werden können. Die Polizei vertröstet auf den Donnerstag, wo am Nachmittag in einer Pressekonf­erenz mehr Details bekannt gegeben werden sollen.„Die Ehrenfelde­r müssen alle Einschränk­ungen hinnehmen – es geht nicht anders“, sagt ein Behördensp­recher.

Die Polizei rechnet mit insgesamt etwa 20.000 Menschen, die sich in verschiede­nen Demos organisier­en werden – für und gegen Erdogan. Sie hat zudem unter 0221/229-7777 ein Bürgertele­fon geschaltet, an das sich Anwohner wenden können.

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