Rheinische Post Emmerich-Rees

Fortuna vergisst, sich zu belohnen

Die Düsseldorf­er bestimmen die Anfangsmin­uten, verlieren am Ende aber gegen Bayer Leverkusen mit 1:2.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Die Einordnung dieser Partie fiel nicht leicht. Nicht den Zuschauern, nicht den Spielern und nicht einmal den Trainern. Gut, der 2:1-Sieg von Bayer Leverkusen bei Fortuna Düsseldorf kam angesichts der stark unterschie­dlich verlaufene­n Historie beider Klubs nicht sonderlich überrasche­nd. Der Haken bei der Analyse ist jedoch, dass dieses Ergebnis noch zur Pause kaum jemand erwartet haben dürfte. Die erste Spielhälft­e gehörte vor 40.046 Besuchern eindeutig dem Bundesliga-Aufsteiger, der aber – wie schon beim 0:0 in Stuttgart am Freitag – vergaß, sich für seine starke Leistung zu belohnen.

Bayer 04 hingegen agierte 45 Minuten lang so pomadig, dass man aus Leverkusen­er Sicht schon viel Phantasie benötigte, um an eine Wende zum Besseren zu glauben. Zwei Treffer von KevinVolla­nd in der 50. und 60. Minute stellten dann jedoch alles auf den Kopf und sorgten für ein Happy End der Gäste. „Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt“, fasste Fortunas Torhüter Michael Rensing zusammen. „Das Einzige, was fehlte, war ein Tor.“Ein „billiges Tor nach einem Standard“, so der Düsseldorf­er Abwehrchef Kaan Ayhan, drehte dann die Partie.

Niemand fühlte sich für Dominik Kohr zuständig, und dessen Kopfball lenkte Volland ins Netz. Die Steigerung sei jedoch auch notwendig gewesen, meinte Bayer-Trainer Heiko Herrlich: „Alles, was wir uns vorgenomme­n hatten, habe ich in der ersten Hälfte nicht gesehen. Bei 0:8 Torschüsse­n muss man gar nicht mehr sagen.“

Das beste Beispiel für die unterschie­dlichen Phasen der Begegnung lieferte indes Kai Havertz. Lange Zeit blieb es für Bayers Supertalen­t bei dem Bemühen, Linie in das Spiel seines Teams zu bringen. Fortunas Interimska­pitän Marcel Sobottka war dem 19-Jährigen stets einen Schritt und einen Gedanken voraus, entnervte ihn damit sichtlich. Havertz musste sich die Bälle tief in der eigenen Hälfte holen und konnte Sobottka selbst dann nicht abschüttel­n. Nach demWechsel änderte sich dann Havertz‘ Körperspra­che, und wie für seine gesamte Mannschaft bedeutete der zu diesem Zeitpunkt äußerst glückliche Führungstr­effer auch für ihn einen Wendepunkt.

Fortuna dagegen musste sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht wenigstens eine ihrer zahlreiche­n Chancen genutzt zu haben. Die Elf von Friedhelm Funkel zeigte die beste Halbzeit der bislang gewiss nicht schwachen Saison, aber die Abschlüsse hielten erneut nicht Schritt mit der bemerkensw­erten

Fortuna - Bayer 04

Fortuna: Rensing - Matthias Zimmermann, Ayhan, Kaminski, Gießelmann - Morales, Sobottka - Zimmer (74. Usami), Stöger (65. Ducksch), Raman (58. Lukebakio) - Hennings. Bayer 04: Hradecky - Jedvaj (46. Weiser), Tah, Sven Bender, Wendell - Kohr, Lars Bender (72. Dragovic) - Bailey, Volland, Havertz (65. Brandt) - Kiese Thelin. Zuschauer: 40.046. – Schiedsric­hter: Manuel Gräfe (Berlin). – Tore: 0:1 Volland (50.), 0:2 Volland (60.), 1:2 Hennings (90.+4, Foulelfmet­er).

Gelbe Karten: Ayhan, Morales/Bailey, Havertz.

Qualität, in der die Düsseldorf­er ihre Angriffe aufbauten. Zweimal Benito Raman und Rouwen Hennings verbuchten die klarsten Möglichkei­ten, weitere kamen knapp nicht zustande, weil der letzte oder vorletzte Pass fehlte. „Es ist eben in der ersten Liga schwierige­r, Treffer zu erzielen“, sagte Funkel, „ganz einfach, weil die Torhüter besser sind – sonst wären sie keine Nationalto­rhüter. Dennoch war unsere Leistung absolut in Ordnung.“

Und Leverkusen? Die Steigerung nach der Pause, als die Gäste endlich ihre Klasse zeigten, sollte ein wenig Ruhe im Umfeld schaffen, zumal der zweite Sieg in Folge durch eine nun sehr konzentrie­rte Defensivle­istung trotz Hennings‘ Anschlusst­reffer per Foulelfmet­er in der vierten Minute der Nachspielz­eit nicht mehr in Gefahr geriet. Blasse Vorstellun­gen wie bis zu Vollands 0:1 sollte sich Bayer allerdings nicht mehr allzu oft leisten.

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FOTO: HORSTMUELL­ER Hier kommt Kevin Volland gegen den Düsseldorf­er Niko Gießelmann noch zu spät. Später gelingen dem Leverkusen­er zwei Tore.

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