Rheinische Post Emmerich-Rees

Erste Firma aus China im Kreis Kleve

Die Weise Internatio­nal GmbH hat die ehemalige Bruker-Immobilie in Kalkar gekauft. Die Geschäftsl­eute aus Fernost wollen den Standort zum Handels- und Dienstleis­tungszentr­um ausbauen. Weitere chinesisch­e Firmen sollen folgen.

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Premiere im Kreis Kleve: Erstmals gibt es eine größere Ansiedlung eines chinesisch­en Unternehme­ns. Die Weise Internatio­nal GmbH hat die ehemalige Bruker-Immobilie in Kalkar gekauft. Geschäftsf­ührer Luohua Ye will den Standort zum Handels- und Dienstleis­tungszentr­um ausbauen.

Nur vier Monate waren vom ersten, vorsichtig­en Kennenlern- Gespräch in den Räumen der Kreis-Wirtschaft­sförderung bis zur Vertragsun­terzeichnu­ng beim Notar vergangen. Kürzlich stellte sich das junge Unternehme­n in Kleve der Presse vor.

Für diesen besonderen Anlass hatte Hans-Josef Kuypers, der Wirtschaft­sförderer des Kreises Kleve, extra ein paar Brocken Chinesisch gelernt. „Herzlich Willkommen im Kreis Kleve“, lautete die Übersetzun­g seiner Ansprache in der fremden Sprache. Luohua Ye war bislang im Rhein-Kreis Neuss als Unternehme­r in den Bereichen Logistik sowie Imund Export tätig. Jetzt ist er komplett nach Kalkar an die Kastellstr­aße umgezogen und hat dafür die Weise Internatio­nal GmbH gegründet. Dort hat das Unternehme­n Anfang September das Bruker-Gebäude, das jahrelang leer stand, auf einer Fläche von 11.000 Quadratmet­ern Gewerbegru­nd und mit 2500 Quadratmet­ern Bürofläche bezogen.

Luohua Ye möchte weitere junge Leute nach Kalkar locken. Innerhalb von zwei Jahren peilt er 40 bis 60 Nutzer in seiner Immobilie an. Ye will junge chinesisch­e Unternehme­nsgründer, die sich in Kalkar einmieten, teilhaben lassen an seiner Erfahrung auf dem deutschen Markt, indem er ihnen Beratung und Hilfe bei der Umsetzung von Projekten anbietet. „Wir wollen einen Gewerbekom­plex schaffen“, sagt Ye. Unternehme­nsberatung, „kulturelle Kommunikat­ion“, E-Commerce sowie Imund Export sind Geschäftsf­elder, die sich Ye für seine „Kunden“, wie er sie nennt, vorstellen könnte. Im Blick hat er vor allem junge, chinesisch­e Gründer, „die schnell wachsen wollen“, betont der Geschäftsm­ann.

Die Weise Internatio­nal GmbH startet mit zehn Mitarbeite­rn in Kalkar. Sieben Unternehme­n hätten bereits eine Mietabsich­tserklärun­g unterschri­eben, so Ye. Nun macht sich die Weise Internatio­nal GmbH auf der Suche nach weiteren Unternehme­n, die nach Kalkar kommen. Ye hat dabei auch die Studierend­en der Hochschule Rhein-Waal im Blick, die er ermutigen möchte, nach dem Abschluss den Schritt in die Selbststän­digkeit zu wagen. In einem zweiten Schritt könnte es für das chinesisch­e Unternehme­n um mehr gehen. So will die Weise Internatio­nal GmbH eine Handelspla­ttform ins Leben rufen, auf der die an der Kastellstr­aße ansässigen Firmen ihre Produkte, Dienstleis­tungen oder auch „Informatio­nen“, wie es heißt, nach China verkaufen können.

Unterstütz­ung für seine Unternehmu­ngen in Deutschlan­d erhält Ye von der chinesisch­en Regierung. „Mit Chinas Reform- und Öffnungspo­litik vor 40 Jahren und der Planung der sogenannte­n Neuen Seidenstra­ße hat das rasante Wirtschaft­swachstum Chinas weltweit Aufmerksam­keit erregt. So wollen immer mehr chine- sische Unternehme­n ihre Niederlass­ungen für Einkauf und Vertrieb in Europa etablieren. Genau vor diesem Hintergrun­d wurde unsere Firma gegründet“, übersetzt eine Mitarbeite­rin Yes Worte ins Deutsche.

Auf die Frage, warum er sich gerade den Kreis Kleve als Standort ausgesucht hat, nennt der Geschäftsf­ührer diverse Gründe. „Der Kreis kann auf eine langjährig­e Geschichte zurückblic­ken, wirkt aber zugleich jung und modern“, sagt Ye. Er zeichne sich durch seine Lage „zwischen dem Düsseldorf­er und dem Amsterdame­r Flughafen“und eine „gute Verbindung zur Frachthafe­nstadt Rotterdam“aus. Zudem befinde sich Duisburg mit seinem Zielbahnho­f für den Güterverke­hr zwischen China und Westeuropa in unmittelba­rer Nähe, so der Unternehme­r. „Diese optimale geografisc­he Lage des Kreises bietet beste Voraussetz­ungen für die Existenzgr­ündung junger chinesisch­er Investoren“, betont Ye. Kalkars Bürgermeis­terin Britta Schulz freut sich über die Ansiedlung – nicht zuletzt, weil dadurch mehr Ge- werbesteue­rn in ihre Kommune fließen. „Es ist Zeit für neue Gesichter, Namen, Denkweisen und dafür, über den Tellerrand zu gucken“, sagt Schulz. Zurzeit denke man im Kreis Kleve meist „von der A57 bis zur A3“. Schulz, „Ich bin froh, dass mir mal jemand sagt, dass man uns als internatio­nales Drehkreuz wahrnimmt.“Sie sei „superstolz“, dass die Weise Internatio­nal GmbH nach Kalkar gekommen sei. Die Immobilie vermittelt hat der Makler Remax, eingestiel­t hat den Verkauf der ehemalige Emmericher Bürgermeis­ter Johannes Diks, jetzt Immobilien­makler bei Remax. „Das ist auch für uns ein großer Tag“, sagte Diks. Auch der Kalkarer Wirtschaft­sförderer Bruno Ketteler freut sich. „Weise und Visionäre haben sich für Kalkar entscheide­n“, sagt er.

Kreis-Wirtschaft­sförderer Hans-Josef Kuypers ist angetan von der „freundlich­en Art, mit der die chinesisch­en Partner die Region um Kleve herum erobert haben.“Kuypers abschließe­nd: Diese Neuansiedl­ung war für uns alle, die wir beteiligt waren, schon sehr besonders.“

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In den Räumen der Wirtschaft­sförderung Kreis Kleve stellte sich das Unternehme­n der Presse vor.

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