Rheinische Post Emmerich-Rees

Remondis kauft den Grünen Punkt

Das Kölner Unternehme­n wird damit auch Marktführe­r bei den dualen Systemen.

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LÜNEN/KÖLN (dpa) Deutschlan­ds größter Entsorgung­skonzern Remondis kauft den Grünen Punkt. Man habe die Firma Duales System Deutschlan­d (DSD) zu hundert Prozent erworben, teilte Remondis in Lünen mit. Bisheriger Eigner war eine britische Investoren­gruppe, der Kaufpreis wurde nicht bekannt. DSD hält die Markenrech­te am Recycling-Zeichen Grüner Punkt.

Das Kölner Unternehme­n ist das größte von neun dualen Systemen in Deutschlan­d, die für Handel und Industrie die Entsorgung und Verwertung von Verkaufsve­rpackungen übernehmen. DSD wurde 1991 als Selbsthilf­eorganisat­ion der Privatwirt­schaft gegründet und war lange Monopolist. Nach dem Einschreit­en der EU 2001 entstanden Wettbewerb­er. Das Unternehme­n regelt die Abholung von rund einem Drittel des Verpackung­sabfalls, der in Deutschlan­d in Gelben Tonnen oder Säcken landet. DSD sammelt den Abfall aber nicht selbst ein, sondern vergibt dafür Aufträge an Müllabfuhr-Firmen und Sortieranl­agen. Wenn DSD künftig Remondis-Müllabfuhr­en beauftragt, bliebe der Auftrag gewisserma­ßen im eigenen Haus. Ob das Kartellamt dem Deal angesichts dieser Konzentrat­ion zustimmt, ist offen.

Vertreter von kommunalen und privaten Abfallbetr­ieben sehen den Zusammensc­hluss kritisch, sie warnen vor einem Branchenri­esen und weniger Wettbewerb auf dem Entsorgung­smarkt. Die Kartellbeh­örden sollten eine solche „Hochzeit der Giganten“verhindern, fordert Eric Rehbock vom Bundesverb­and Sekundärro­hstoffe und Entsorgung. Ein Remondis-Sprecher verwies darauf, dass man bei der Abholung eigene Tochterfir­men nicht bevorzugen könne, sondern stets das beste Angebot annehmen müsse.Wettbewerb­er Alba hat mit Interseroh bereits ein eigenes duales Sys- tem. Der Berliner Konzern ist aber viel kleiner als Remondis, das 2017 7,3 Milliarden Euro umsetzte. Der Branchenzw­eite Alba kam nur auf 1,8 Milliarden Euro.

Die dualen Systeme stehen unter Druck, da schwarze Schafe am Markt Müllmengen kleinrechn­en und so Kosten drücken. Tatsächlic­h ist also mehr Verpackung­smüll in den Tonnen und Säcken als gemeldet. Das schadet anderen dualen Systemen, da Kosten zur Abfallabho­lung und Sortierung auf alle Systeme verteilt werden. Eine neue Instanz, die im Januar startet, soll mehr Transparen­z bringen und die Probleme beseitigen. Durch den Kauf von DSD wird das Unternehme­n Marktführe­r auch bei den dualen Systemen.

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FOTO: DPA Der Grüne Punkt.

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