Johannes Diks soll’s richten
Im Jahr 2011 war Schluss auf dem Fabrikgelände in Kehrum, das Niederrheiner jahrzehntelang als „Milchwerke Wöhrmann“gekannt hatten. Ein neuer Käufer fand sich bisher nicht – nun nimmt es Makler Johannes Diks in Angriff.
KALKAR/EMMERICH Es war ein Schock für den Kreis Kleve, als 2011 der internationale Campina-Konzern beschloss, sich von seinem Werk in Kalkar-Kehrum zu trennen. „Friesland“, früher die „Milchwerke Wöhrmann“, wurde geschlossen, 200 Menschen verloren ihre Arbeitsplätze. Manche von ihnen fanden in der Region neue Jobs, andere verließen ihre Heimat, um in einem niederländischen Tochterunternehmen oder im Standort Gütersloh unterzukommen (der jetzt ebenfalls aufgegeben wird). Was blieb, ist ein riesiges verlassenes Firmengelände, das auf eine Folgenutzung wartet. Es ist bis heute im Besitz des Unternehmens und soll, nachdem es mehreren anderen Maklern nicht gelungen ist, einen Käufer zu finden, jetzt von der Klever Firma Remax vermarktet werden.
Geschäftsführer Johannes Diks, früher Bürgermeister und Wirtschaftsförderer von Emmerich, setzt auf seine guten Kontakte und geht die Sache schwungvoll an. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München will er die mehr als 60 Hektar Fläche bewerben. Knapp zwei Millionen Euro sollten sie bringen. Schon jetzt haben sich einige Interessenten sein Exposé und die Liegenschaft selbst angesehen, sagt Diks.
Würde es sich um eine unbebaute Fläche handeln, wäre es wohl kein Problem, schnell einen oder mehrere Käufer zu finden – große Gewerbegrundstücke sind im Kreis Kleve bekanntlich rar und gefragt. Aber das Gelände ist auf 18.000 Quadratmetern mit großen Hallen, Produktions- und Werkstattgebäuden, Lagerhallen und einem Kraftwerk bebaut. „Zwei Hallen aus den Jahren 1980 und 2000 sind in sehr gutem Zustand und sicherlich für viele Branchen interessant, andere Bereiche müssten wohl eher abgerissen werden“, weiß der Makler.
Acht, neun Meter hoch ist die größte Halle, empfindliche Nasen realisieren noch immer einen schwachen Milchgeruch. „Die Milchsäure zieht ins Mauerwerk ein, das hält sich lange“, bestätigt Hans Verhasselt, der die Liegenschaft für Campina verwaltet. Der Komplex hat eine lange Geschichte, geht auf das Jahr 1875 zurück. Der weithin sichtbare Schornstein, eine Landmarke an der Bundesstraße 57, wurde um 1900 errichtet, viele Gebäude stammen aus den 50er Jahren. „Der Turm ist trotz seines Alters baulich völlig in Ordnung, wir haben ja schließlich eine Verkehrssicherungspflicht.“
Bei einem Spaziergang über das Gelände wird sichtbar, dass sich die Natur mehr und mehr von der Fläche zurückholt: Asphalt platzt auf und lässt Grün an die Oberflächen, auf unbefestigten Flächen breiten sich massig Löwenmäulchen und andereWildblumen aus. In Dachrinnen wachsen Birken. Im Großen und Ganzen aber ist der Komplex gut in Schuss, es wird gemäht, es gibt für Strom und Wasser Verträge mit den Stadtwerken, zuletzt nahm der TÜV 2012 die Hochregallager ab. Es sind solche, in die Gabelstapler hineinund hinausfahren, nicht modernste voll elektronische, weiß der Makler. Aber natürlich seien solche Systeme noch vielfach in Gebrauch. Bruno Ketteler, Kalkars Wirtschaftsförderer, kennt eines der Vermarktungsprobleme: „Kehrum liegt nicht di- rekt an der Autobahn, deshalb ist die Fläche, so groß sie auch ist, für Logistiker kaum geeignet. Andererseits sind wir von der A 57 und der A 3 nicht weit entfernt, und wir warten ja auch auf den Bau der Verbindungsstraße.“Aus einigen Anfragen leitet er ab, dass das Gelände vielleicht eher in Teilen zu veräußern sein dürfte. Wogegen vermutlich nichts spricht. „Uns geht es darum, den Leerstand zu beheben und neue Arbeitsplätze anzusiedeln“, sagt Ketteler.
Mit einem Bahnanschluss kann der Makler nicht mehr werben. Die Trasse führte einst mitten durch das Gelände, Milchkartons und phasenweise auch Dosen mit Milchpulver fürs ferne Ausland wurden auf Paletten auf die Schiene gebracht. Das Bahnhofsgebäude gleich hinter dem Zaun ist heute ein Wohnhaus. Nur die Straße zählt noch. Und die riesige Fläche, die sogar noch zu erweitern wäre.
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