Nichts Zählbares für Nico Hülkenberg
Motorsport: Der Emmericher Formel-1-Pilot belegt in Sotschi beim Großen Preis von Russland Platz zwölf. Teamkollege Sainz holt ebenfalls keine Punkte, so dass der Vorsprung von Renault auf Haas in der Konstrukteurswertung schmilzt.
EMMERICH Punkte holte Nico Hülkenberg keine beim Großen Preis von Russland. Immerhin sorgte der Emmericher, der auf dem Sotschi Autodrom Zwölfter wurde, aber für den lustigsten Spruch des Rennens an der Schwarzmeerküste.„Ein Red Bull führt? Wie zum Teufel konnte das passieren?“, meinte der 31-Jährige über Funk, als er von Max Verstappen überrundet wurde.
Die Verwunderung von Hülkenberg war allerdings nachvollziehbar. Denn etliche Teams kassierten in Sotschi Strafen, weil sie Motorenteile austauschten – darunter auch beide Red Bulls. Renault blieb von Strafen verschont, setzte aber im Reifen-Poker alles auf eine Karte. Dies zeigte sich beim Qualifying am Samstag.
Gerade noch so konnte sich der Emmericher für das Q2 qualifizieren. Doch drei Minuten vor dem Ende des zweiten Qualifying-Abschnitts, lösten die Mechaniker bei Hülkenberg den Gurt. Er stieg aus dem Auto, ohne eine gezeitete Runde zu fahren. „Wir haben eine sehr weise Strategie gewählt“, meinte der Emmericher nach der Qualifikation. Denn durch die etlichen Strafversetzungen in der Startaufstellung, nahm Hülkenberg doch noch Position zwölf im Grid ein. Einen Platz hinter seinem Teamkollegen Carlos Sainz, der ebenfalls im Qualifying nicht weiterfuhr. „Ein anständiger Startplatz lag für uns außerhalb der Reichweite, deshalb haben wir diesen Ansatz gewählt, um nicht mit den Hypersoft-Reifen starten zu müssen“, erläuterte Hülkenberg, der dann aufgrund freier Reifenwahl das Rennen auf der soften Mischung begann, was in Russland die härteste Option ist.
Gerade die Hypersoft-Mischung ist alles andere als langlebig. Renaults Plan war damit eindeutig. So lange wie möglich sollten die beiden Autos draußen bleiben. Eventuell würde ein Safety Car zudem der Strategie des französischen Werksteams in die Karten spielen – doch dazu kam es nicht.
Immerhin der erste Teil des Plans ging auf. Während die Konkurrenz nach und nach an die Box zum Reifenwechsel fuhr, schob sich der Emmericher immer weiter nach vorne. In der 14. Runde lag er schon auf Platz sieben. Und dort nistete er sich auch ein. Ganze 22 Runden blieb er auf dieser Position. Der Haken an der Sache: Hülkenberg konnte nicht genug Vorsprung herausfahren, um nach seinem eigenen Boxenstopp weiter unter den ersten Zehn zu bleiben. Etwa fünf Sekunden sollten schließlich fehlen. „Es war positiv, dass ich so lange auf Position sieben fahren konnte“, meinte Hülkenberg,„aber leider konnten wir nach dem Pitstop nicht wieder nach vorne fahren.“
Nachdem er in Runde 36 beim Service ultrasofte Reifen erhielt, reihte er sich als Elfter ins Feld ein. Der Vorteil der frischen Reifen verpuffte aber sang- und klanglos. Im Gegenteil: Innerhalb von sechs Runden vergrößerte sich der Rückstand zum bis dahin Zehnten, Esteban Ocon, von 4,3 auf 16,5 Sekunden. Sechs Runden vor dem Ende musste der Emmericher dann noch Romain Grosjean (Haas) passieren lassen, so dass er als Zwölfter abgewunken wurde. „Eigentlich haben wir die alternative Strategie sehr gut ausgeführt“, so Hülkenberg. „Leider hat sie sich letztendlich aber nicht ausgezahlt.“Da Sainz als 17. ebenfalls keine Punkte holen konnte, schmolz auch der Vorsprung von Renault in der Konstrukteurswertung, wo sie jetzt elf Punkte vor Haas liegen. „Das war für uns ein ernüchterndes Rennen“, so Renault-Teamchef Cyril Abiteboul.