Rheinische Post Emmerich-Rees

„Stadt tritt Ehrenamt mit Füßen“

Knapp 50 Mitglieder erschienen zur Jahreshaup­tversammlu­ng des 1. FC Kleve. Die Stadt fordert weiterhin vom Klub 158.000 Euro für die Rückübertr­agung eines Vereinsgru­ndstücks. Es könnte zum Rechtsstre­it kommen.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Dem 1. FC Kleve geht es sportlich und finanziell so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. So hätte Optimismus und Selbstzufr­iedenheit den Ton der Jahreshaup­tversammlu­ng im Kolpinghau­s bestimmen können: die Mitglieder­zahlen aller Abteilunge­n sind konstant, das sportliche Aushängesc­hild des Klubs, die erste Seniorenma­nnschaft, ist in der Oberliga angekommen und die Jugendarbe­it genießt unveränder­t einen ausgezeich­neten Ruf in der Region.

Sorgenfalt­en zeichneten erst dann das Gesicht des Vorsitzend­en Christoph Thyssen, als jene Tagesordnu­ngspunkte behandelt wurden, die den Bresserber­g-Klub seit vielen Jahren in Atem halten: der Umzug des VfL Merkur Kleve zum Gustav-Hoffmann-Stadion auf der einen, finanziell­e Forderunge­n der Stadt Kleve auf der anderen Seite.

Die schier unendliche­n Diskussion­en über den Umzug der Merkuriane­r bringt wenig Neues: der FC fordert dazu auf, diese Angelegenh­eit nicht bloß auf den Turnhallen­bau zu reduzieren, Gespräche mit allen im Klever Rat vertretene­n Parteien erbrachten wenig Erbauliche­s. Die Fraktionsb­esuche verließ Thyssen zwar mit einem guten Gefühl, die meisten Fraktionen, allen voran die CDU, aber hätten in der Folge nicht an denVerabre­dungen festgehalt­en. Dennoch wolle der Sportverei­n weiterhin einen lösungsori­entierten Dialog mit allen Beteiligte­n führen. Die Enttäuschu­ng über den Status Quo aber kann auch Thyssen nicht verbergen: „Die Stadt tritt das Ehrenamt mit Füßen. Mitunter kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“Mittlerwei­le lege die Politik den Fokus der Debatte zum Unverständ­nis der Rot-Blauen auf den Schulsport, nicht auf die Aktivitäte­n der hiesigen Vereine: „Man erklärt, der Schulsport sei das Fundament des sportliche­n Angebots in Kleve. Da muss ich mich doch sehr wundern, wenn ich die hohen Mitglieder­zahlen der örtlichen Vereine betrachte“, sagt Thyssen. Allein 671 davon sind in den drei Abteilunge­n des FC organisier­t. Das entspricht einem leichten Rückgang von knapp 20 Sportlern im Vergleich zum vergangene­n Jahr.

Noch akuter als die Posse um den Umzug Merkurs aber sind finanziell­e Forderunge­n der Stadt Kleve in Höhe von 158.000 Euro. Das ehemalige Gelände des Vereins zwischen Merowinger- und Stadionstr­aße, wo der VfB 03 Kleve einst seinen schlossen diese, auf Verjährung der Forderung zu pochen und damit ein Mahnschrei­ben der Stadt sowie einen möglichen Rechtsstre­it nicht zu scheuen.„Wir schleppen seit Jahren einen schweren Rucksack mit uns herum. Wir hätten jetzt gerne ein Kilo weniger in diesem“, sagt der zweite Vorsitzend­e Lukas Verlage. Klar ist: der Verein wird die veranschla­gte Summe nicht aufbringen können, eine Insolvenz würde drohen, sollte man den Betrag tatsächlic­h begleichen müssen.

Des Weiteren einigte sich die Versammlun­g auf eine Beitragser­höhung für aktive Mitglieder des Fußball-Jugendbere­ichs.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS FC-Vorsitzend­er Christoph Thyssen auf dem Rasen am Bresserber­g.

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