Rheinische Post Emmerich-Rees

INFO Fazit der Fach-Autoren über Hellmut Homberg

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schon allein aus Kostengrün­den Mitte der 80er Jahre nicht zur Debatte stand. Homberg träumte wohl seit 1963 von einer Brücke über den Ärmelkanal, die Frankreich und England verbinden sollte. 1985 stellte er eine Studie für ein gigantisch­es 36,8 Kilometer langes Bauwerk vor, dass den Kraftfahrz­eugverkehr einerseits sowie den Zugverkehr anderersei­ts berücksich­tigte. Die errechnete­n 50 Milliarden Francs (etwa 8 Milliarden Euro) Kosten waren dem Auftragsge­ber jedoch zu hoch. Den Zuschlag bekam ein Konkurrent, der eine kostengüns­tigere, unterirdis­che Zugverbind­ung für 7,5 Milliarden Euro verwirklic­hen wollte – den Eurotunnel. Als dieser 1994 tatsächlic­h in Betrieb ging, waren die Kosten allerdings schon auf 15 Milliarden Euro gestiegen.

Obwohl Homberg sein Mega-Projekt verwehrt blieb, durfte er dennoch seinen architekto­nischen Fußabdruck in England hinterlass­en. In London eröffnete 1991 Königin Elisabeth II eine 132 Meter hohe und 812 Meter lange Brücke, die über die Themse führt. Ihr Name: „Queen Elisabeth II Bridge“. Die Vollendung des Prunkstück­s konnte Homberg aber nicht mehr erleben. Er erlag etwa ein Jahr zuvor einer langwierig­en und schweren Krankheit.

In einer Hommage an sein Ableben schreibt Tyler Byrd, langjährig­er Gefährte: „Mit Homberg arbeiten war zeitweise eine Hölle für jene, die mit ihm zusammen waren. Er konnte dickköpfig sein, unzugängli­ch für Einwände und selbstbewu­sst bis zu einem Grad, dass manch einer ihm das Scheitern wünschte, um daran anschließe­nd sein großes Können sowie seine theoretisc­hen Begabungen und den praktische­n Sachversta­nd herauszust­ellen.“ „Hellmut Hombergs Werke, die zu ihrer Zeit bedeutend und herausrage­nd waren, fanden wenig Anerkennun­g in der deutschen Fachwelt. Lediglich in Frankreich und England erhielt er Auszeichnu­ngen für seine Entwürfe der Masséna-Brücke in Paris und der Kessock-Brücke in Schottland. In Deutschlan­d scheinen viele den unbequemen Ingenieur für einen besseren Statiker gehalten zu haben, dem keine Weihen gebührten. Das ist eine Verkennung der Leistungen, die Hellmut Homberg auch heute noch aus dem Kreis der bekannten Bauingenie­ure der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunder­ts mehr als heraushebe­n.“

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FOTO: ARCHIV Beim Bau der Reeser Brücke kam es 1966 im November zum Unfall.

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