Rheinische Post Emmerich-Rees

Therapie für Täter

Die Forensik BedburgHau für psychisch kranke oder drogenabhä­ngige Straftäter ist die größte im Rheinland. Mehr als 500 Patienten werden dort betreut: Neubau für Frauen wird 2021 fertig.

- VON MATTHIAS GRASS

BEDBURG-HAU Aus dem Kofferradi­o klingt Cat Stevens „My Lady d‘Arbanville“. Die Schuhe stehen geordnet vor dem Bett, in der Mitte des Zimmers ein Doppelschr­eibtisch, darauf auf der Fernsehzei­tung eine schmale Lesebrille. An der Wand hängen wenige Fotos. Es ist ein Doppelzimm­er in der Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Dass hier Straftäter therapiert werden, zeigen die schweren Türen, die abends abgeschlos­sen werden, die Sicherheit­sschleusen und die Panzerglas­scheiben des Pflegestüt­zpunkts, durch die man die Station überblickt.

Paul B. war 36 Jahre alt, als er vor dem Landgerich­t wegen schwerer Körperverl­etzung und sexueller Nötigung angeklagt war. Da der Täter unter Verfolgung­swahn und Halluzinat­ionen litt und alkoholabh­ängig war, wurde er für schuldunfä­hig erklärt und eine Maßregel angeordnet. Er wurde als psychisch krank in die Psychiatri­e eingewiese­n. Dort stellte sich heraus, dass er an einer paranoiden Psychose litt und eine posttrauma­tische Belastungs­störung hatte, dass die Drogen zuVerhalte­nstörungen führten.

B. wurde in der Forensik der LVR-Klinik behandelt. „Multimodal mit Psychophar­maka, Psychother­apie und Sozialther­apie“, sagt Jack Kreutz. Er ist der Chef der größten Forensik im Bereich des Landschaft­sverbandes Rheinland, die in vier „Kliniken“über 500 Patienten therapiert, damit die Täter vielleicht irgendwann wieder in die Gesellscha­ft zurückkönn­en. Die Rückfallqu­oten von in der Forensik behandelte­n Tätern ist deutlich geringer, als die jener Straftäter, die in der Jus-

Newspapers in German

Newspapers from Germany