Rheinische Post Emmerich-Rees

Historiker referiert über mittelalte­rliches Leben

Der Bochumer Hiram Kümper hat Stadtrechn­ungen aus Kalkar erforscht. Das Ergebnis: ein Vortrag mit vielen Anekdoten.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Die Stadt Kalkar hat für Hiram Kümper etwas Magisches an sich. Und damit meint der Historiker nicht nur das Stadtarchi­v, in dem er viele Stunden verbracht hat: „In Bezug auf das Mittelalte­r ist Kalkar ein sehr spannendes Gebiet.“Der 37-Jährige beschäftig­t sich seit zehn Jahren mit der mittelalte­rlichen Geschichte am Niederrhei­n, bei der Kalkar eine besondere Bedeutung zukommt – nicht nur, weil sie mitten in einem Transitgeb­iet zu den heutigen Niederland­en liegt.

Was viele nicht wissen: Viele Dinge, die sich in der Zeit des 15. und 16. Jahrhunder­ts in Kalkar und Umgebung abgespielt haben, sind erstaunlic­h gut überliefer­t. „Es gibt etwa eine Urkundenre­ihe, die kaum Lücken aufweist“, sagt Kümper. Ein anderes Beispiel: die Stadtrechn­ungen aus dieser Zeit. „Die Archivare der Neuzeit haben glückliche­rweise nicht viel weggeworfe­n.“

Die Stadtrechn­ungen haben es dem Bochumer, der am Historisch­en Institut der Uni Mannheim lehrt, besonders „angetan“, wenn man so will: In akribische­r Arbeit durchforst­ete er historisch­e Schriftstü­cke – und hat als Ergebnis ein gutes Bild dessen zeichnen können, was sich im Mittelalte­r in und um Kalkar herum abgespielt haben muss. „Obwohl das Mittelalte­r nicht sehr viel geschriebe­n hat, notierte man Dinge doch dann, wenn es ernst wurde – also wenn es um Geld ging“, sagt der Historiker, der bei Kalkar so wie viele andere seiner Zunft regelrecht ins Schwärmen gerät. „Anhand der Rechnungen lässt sich sehen, wie Bauprojekt­e und Herrschaft­sausübung funktionie­rten und mit welchen Städten Kalkar in Kontakt stand.“

Bei seiner Recherche hat Hiram Kümper zahlreiche Detail-Infos zusammentr­agen können. So will er bei einem Vortrag am Donnerstag, 25. Oktober, 19 Uhr, im historisch­en Rathaus Kalkar auch so ei- nige Anekdötche­n erzählen: etwa, wie teuer es damals war, wenn der Herzog durch den Ort zog und fürstlich bewirtet werden wollte. Außerdem kann Kümper von „Dreiecksge­schäften“berichten; wer wann wem Geld geliehen hat – und wer wo Schulden hat eintragen lassen.

Der 37-Jährige will keinen trockenenV­ortrag über Haushaltse­ntwicklung­en halten, sondern vielmehr fasziniere­nde Einblicke in die mittelalte­rliche Lebenswelt geben. Der Bochumer setzt damit seine bereits erfolgreic­h angelaufen­e „Vortragsre­ihe“in Kalkar fort. „Die Kalkarer sind ein gutes Publikum. Ich freue mich auf den Abend“, sagt Kümper. Der Eintritt zu der Veranstalt­ung des Vereins der Freunde Kalkars ist kostenfrei.

„In Bezug auf das Mittelalte­r ist Kalkar ein sehr spannendes Gebiet“Hiram Kümper

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FOTO: KÜMPER Hiram Kümper ist Professor an der Uni Mannheim.

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