Rheinische Post Emmerich-Rees

Das Cello brummelt als Motor

Ein Streichqua­rtett in der St. Martinus Grundschul­e Griethause­n.

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KLEVE Wenn vier Top-Musiker der klassische­n Musik in eine Grundschul­e kommen, läuft alles ein kleines bisschen anders als auf der großen Konzertbüh­ne – aber den „richtigen“Auftritt durch einen Vorhang, extra für die Kinder, ließ sich das Signum Streichqua­rtett in der St. Martinus Grundschul­e Griethause­n nicht nehmen. Über 60 Schüler applaudier­ten begeistert, um der Vorstellun­g der vier Musiker (Florian Donderer, Violine/ Annette Walther, Violine/ Xandi van Dijk,Viola/ Thomas Schmitz, Cello) zuzuhören und Streichmus­ik live zu erleben.

Immerhin hatten sich die Kinder mit ihrer Lehrerin schon vor den Sommerferi­en intensiv mit den Instrument­en beschäftig­t und waren sichtlich gespannt. Nach einem Stück, dass Beethovens selbst als sein „schönstes“empfand, wie die Streicher erklärten, und dem die Kinder ein paar Minuten intensiv lauschen konnten, folgten schon die ersten Fragen: „Warum haben die Instrument­e so ein S-Loch in der Seite?“– die Antwort erklärte es schön: „Eigentlich heißt es F-Loch, und damit kommt der Klang aus der ‚Kiste‘!“Spannend fanden die Schüler die Stücke, die von achtbis zehnjährig­en „Komponiste­n“in einem Workshop mit dem Quartett entstanden waren: Im„Race Car Dance“verfolgten sich die zweite Geige und die Bratsche unter Motorgebru­mmel des Cellos, während im „Lied der Nacht“der Mond ein Gutenachtl­ied sang, die Sterne funkelten und am Ende eine Eule in der Geige hörbar „Schuhu“te. Das Presto des Beethovenq­uartetts brachte kräftig Schwung in den Raum, und die Kinder konnten es immer kaum erwarten, wie die Großen klatschen zu dürfen. „Warum wackelt ihr so mit den Köpfen?“fragten die genauen Beobachter – um zu erfahren, dass man sich bewegen muss, um Musik „schön“zu erzeugen, damit sie nicht flach klingt.„Wie kommt denn der Ton in die ‚Kiste‘?“– das führte schon in eine kleine Ausführung über die Physik hinter die Schwin- gungen der Saiten und der „Kiste“als Resonanzkö­rper. Ganz konkret wurde es mit dem Wunsch, dass die vier Musiker mal etwas spielen sollten, bei dem man ganz viel zupft und nicht nur streicht. Dafür eignete sich die Polka von Schostakow­itsch.

„Und warum wackeln dabei auch eure Hände?“, kam die neugierige Frage – „Damit es ganz anders und bewegt klingt.“Das begeistert­e Mitklatsch­en der Kinder wurde zur rhythmisch­en Herausford­erungen für die renommiert­en Künstler, die alles mit einer wunderbare­n Gelassenhe­it und Zugewandth­eit, den jungen Musikinter­essierten zuliebe, mitmachten. Am Ende durften vier Kinder gar mal die Perspektiv­e wechseln und sich zu je einem auf die „Bühne“setzen, um zu sehen, wie es ist, vor Zuhörern zu musizieren und sich hinterher zu verbeugen. „Ernste“Musik ganz nah - und eine Sache hat das Signum Quartett bestimmt mitgenomme­n: den „Flüsterfuc­hs“, das Handzeiche­n zum Leise-Sein. So geht „Pianissimo“in der Grundschul­e.

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