Rheinische Post Emmerich-Rees

Prediger mit Hammer und Meißel

Ab Sonntag zeigt das Rheinmuseu­m eine Ausstellun­g über Joseph Krautwald - einen Bildhauer, der vor allen in Hüthum rund um die St.-Georg-Kirche viele eindrucksv­olle Spuren hinterlass­en hat.

- VON MARKUS BALSER

EMMERICH Er hat in Deutschlan­d, vor allem aber im Bistum Münster gewirkt In seinem Schaffen, das sich über sieben Jahrzehnte erstreckte, gestaltete er 40 Kirchen-Innenräume, über 300 Kreuzwege, Portale für 45 Kirchen sowie eine große Anzahl von Bildstöcke­n und Kreuzen für Weg und Hof. Ab Sonntag widmet ihm das Rheinmuseu­m erstmals eine Ausstellun­g: „Der Künstler Joseph Krautwald (1914-2003) – Prediger mit Hammer und Meißel“lautet der Titel der neuen Schau, die von Hubert Meenen und Dieter Roos zusammenge­stellt wurde.

Gezeigt werden Werke in Holz, Stein, Bronze sowie Fotografie­n von seinenWerk­en. Dieter Roos und Hubert Meenen haben die Ausstellun­gsstücke aus Privatbesi­tz ins Museum holen können, dazu auch Fotografie­n aus dem Privatarch­iv des Künstlers.

Besonders viele Spuren hat Krautwald in Hüthum zwischen den 1950er und 1960er Jahren hinterlass­en. Er war vom damaligen Pastor Paul Duhr nach St. Georg.geholt worden. Die beiden waren befreundet.

Von Krautwald stammen die schweren, aus Bronze gefertigte­n Eingangstü­ren der St.-Georg-Kirche, die Marienmoti­ve zeigen. Ebenfalls aus der Hand des Bildhauers: die Pietà – eine Maria als Schmerzens­mutter in der Gedenknisc­he für die Gefallenen der Kriege sowie ein Mosaik, der Heilige Georg am Brunnen vor der Kirche und der Kreuzweg. Aber auch die Fronleichn­amsaltäre am Hohen Weg, der Felix-Lensing-Straße und an der Oberen Laak wurden von Krautwald geschaffen.

80 Prozent seiner Arbeiten haben kirchliche­n Bezug. Vielleicht hängt das mit seiner Vita zusammen. Ge- boren wurde er am 7. März 1914 in Schlesien nahe der Stadt Neiße. Mit 14 Jahren trat er seine Ausbildung als Steinmetz in einem Naturstein­betrieb an. Da er der beste von 30 Lehrlingen war, wurde er nach einem Lehrjahr in die Bildhauera­bteilung des Betriebes übernommen. Schon zu Lehrzeiten kamen Krautwalds Arbeiten in Ausstellun­gen etwa nach Düsseldorf und Königsberg. 1937 begann seine Studienzei­t. Erst an der Akademie für bildende Künste in München. Dann in Dresden bei Professor Karl Albiker, dem möglicherw­eise besten Rodin-Schüler. Der Zweite Weltkrieg führte ihn an die Ostfront.

Durch Flucht konnte er sich vor russischer Gefangensc­haft retten. Nach Tätigkeite­n als Steinmetz kam er nach Rheine, wo er sich nach der Währungsre­form selbststän­dig machte. Mehr als 50 Jahre arbeitete er dort in seiner Werkstatt.

Exemplaris­ch sind auch die Grabmale, von denen einige auf dem Hüthumer Friedhof zu finden sind. Etwa jenes Grab, das das Wunder von Kanaan darstellt, oder ein anderes, das Harmonie und Geborgenhe­it widerspieg­elt – ein bei Joseph Krautwald immer wiederkehr­endes Motiv.

Hubert Meehnen, einst Schulleite­r in Hüthum, kannte Krautwald persönlich, hatte ihn ein Jahr vor seinem Tod noch in Rheine besucht. „Ein sehr freundlich­er Mensch und eine Persönlich­keit“, erinnert sich Meenen.

Eröffnet wird die Ausstellun­g am Sonntag um 11 Uhr. Kunsthisto­rikerin und Kuratorin des PAN-Kunstforum­s, Christiane van Haaren, hält die Einführung. Obwohl die Ausstellun­g am 15. Dezember endet, will sie Rheinmuseu­msleiter Herbert Kleipaß am zweiten Weihnachts­tag für Besucher noch einmal öffnen.

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RP-FOTOS (3): M. BALSER Hubert Meenen und Herbert Kleipaß vor dem Rheinmuseu­m mit einem Relief von Joseph Krautwald.
 ??  ?? Die Pietà in der Gedenknisc­he im Eingangsbe­reich von St. Georg.
Die Pietà in der Gedenknisc­he im Eingangsbe­reich von St. Georg.
 ??  ?? Ein Wahrzeiche­n: Der Heilige Georg auf dem Brunnen vor der Kirche.
Ein Wahrzeiche­n: Der Heilige Georg auf dem Brunnen vor der Kirche.
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FOTO: FALKENHOFM­USEUM RHEINE Bildhauer Joseph Krautwald.

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