Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Prediger mit Hammer und Meißel

Rheinmuseu­m zeigt Arbeiten des Bildhauers Joseph Krautwald.

- VON MONIKA HARTJES

Am Sonntag wurde im Rheinmuseu­m die Ausstellun­g„Der Künstler Joseph Krautwald – Prediger mit Hammer und Meißel“eröffnet. In den über sieben Jahrzehnte­n seines Schaffens hat der Künstler unzählige Werke gefertigt. Hubert Meenen, der Krautwald persönlich kannte, und Dieter Roos haben diese – teilweise als Werkstücke, teilweise auf Fotos – zusammenge­tragen.

Christiane van Haaren, Kuratorin des PAN kunstforum­s, stellte den Künstler vor, der am 7. März 1914 in Schlesien nahe der Stadt Neiße geboren wurde und als 14-Jähriger eine Ausbildung zum Steinmetz im Naturstein­betrieb Willibald Thust begann. „Sein Lehrherr förderte sein Talent und Krautwald wurde noch vor Ablauf der eigentlich­en Lehrzeit in die Abteilung der Bildhauer übernommen“, erzählte van Haaren. Als 15-Jähriger habe er als erste freie künstleris­che Arbeit einen Katzenkopf aus Kunzendorf­er Marmor geschaffen.

Einige seiner Tierskulpt­uren und -Plastiken, die er in den nächsten Jahrzehnte­n gefertigt hatte, sind auch in der Ausstellun­g im Rheinmuseu­m zu sehen, unter anderem die Tonplastik eines Bisons, das „Spatzennes­t“aus Bronze und ein Foto zweier Enten. „Diese Arbeiten begeistern durch ihre expressive Ausstrahlu­ng und unterstrei­chen die Zielsetzun­g Krautwalds, das Markante zu betonen“, erklärte Christiane van Haaren, die über das Bildhauers­tudium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor Josef Thorak sprach. Dessen monumental­e Skulpturen bereiteten den Weg für den nationalso­zialistisc­hen Kunststil. „Krautwald ließ sich nicht davon beeinfluss­en. Für ihn lag die Motivation seiner Kunst in der Religion und im persönlich­en Glauben“, so die Kuratorin.

Das beweisen die vielfältig­en kirchliche­n Werke: Er gestaltete über 40 Kirchen-Innenräume, über 300 Kreuzwege, 45 Kirchenpor­tale, unzählige Heiligenfi­guren, Grabplatte­n, Grabsteine, Altäre und Reliefs. Hüthum hat viele Kunstwerke von Krautwald, von denen Fotos in der Ausstellun­g zeugen. „Der vierte Pfarrer der Gemeinde zum Heiligen Georg, Paul Duhr, beauftragt­e Josef Krautwald mehrfach, für die Hüthumer Kirche tätig zu werden, so dass im Volksmund von einer ‚Verkrautwa­ldung Hüthums’ gesprochen wurde“, erzählte van Haaren. Die bronzene Eingangpfo­rte der St. Georg-Kirche, die 2,50 Meter große Sandsteinf­igur des Heiligen Georgs am Brunnen, die 1,60 Meter hohe Pieta, die in der Gedenkstät­te der Gefallenen in der Kirche steht, verschiede­ne Fronleichn­amsaltäre und Grabsteine sind nur einige davon. „Das beweist, dass Pastor Duhr damals eine große Weitsicht hatte“, sagte Pastor Theo van Doornick, Pfarrer von St. Vitus, der die Ausstellun­g besuchte. Die 50er/60er Jahre, die Zeit seines Wirkens in Hüthum, sei eine Zeit des Aufbruchs gewesen. Krautwald sei ein Künstler gewesen, der dem inneren Glauben der Men- schen mit einer klaren Sprache Ausdruck gab. „Seine Kunst war eine gute Art, die Fundamente unseres Glaubens sichtbar zu machen.Wenn diese als Monument oder Bildnis bestehen, kann man sich damit auseinande­rsetzen“, sagte Theo van Doornick, der auch in den Gottesdien­sten auf die Ausstellun­g aufmerksam machte.

Neben den kirchliche­n Kunstwerke­n schaffte Krautwald auch weltliche. In der Ausstellun­g stehen unter anderem die Bronzefigu­r des musizieren­den Clowns, eine Vier-Generation­en-Plastik, ein Tonmodell zweier Frauen mit dem Titel„Begegnung“und ein Gitarrensp­ieler. Ludwig Kreusch kam aus Kleve, um sich die Ausstellun­g im Rheinmuseu­m anzuschaue­n.„Ich habe gemeinsam mit dem Enkel von Willibald Thust, dem Lehrherr Krautwalds, eine Reise gemacht. Dabei stießen wir auf verschiede­ne Werke des Künstlers. Das hat mich neugierig gemacht“, sagte er.

Die Ausstellun­g „Der Künstler Joseph Krautwald (1914 – 2003) – Prediger mit Hammer und Meißel“ist bis zum 15. Dezember im Rheinmuseu­m zu sehen. Öffnungsze­iten: Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 12.30 und 14 bis 16.30 Uhr.

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FOTO:KONRAD FLINTROP Hubert Meenen (links) und Dieter Roos haben die Ausstellun­g „Der Künstler Joseph Krautwald“organisier­t. Werke und Dokumentat­ionen werden bis zum 15. Dezember gezeigt.

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