Lokomotiven und der Papst in Miniatur
Neustart der bis zum Jahr 2010 in Rheinberg beheimateten Messe „Modellbau West“in den Hallen des Wunderlands Kalkar. Etwa 100 Aussteller und Händler präsentierten zwei Tage lang ihre schönsten Stücke.
KREIS KLEVE Große und kleine Modellbaufreunde kamen amWochenende in der Messe Kalkar im Wunderland auf der „Modellbau West 2018“voll auf ihre Kosten: Flugzeug-, Schiffs- und Truckmodelle, RC Cars und vor allem Lokomotiven wurden dort in großer Auswahl gezeigt. Da gab es viel zu bestaunen. „Rund 100 Aussteller und Händler sind hier“, sagte Willi Breidenbach, einer der Organisatoren der großen Schau- undVerkaufsmesse, die zum ersten Mal in Kalkar stattfand. Bis 2010 waren die Aussteller in Rheinberg, dann stand die Räumlichkeit dort nicht mehr zurVerfügung. „Wir versuchen jetzt einen Neuanfang“, so die Organisatoren.
Gemeinsam mit seinem Freund Joachim Multhaupt baut Breidenbach bereits seit Jahrzehnten an seiner rund 40 Quadratmeter großen Modelleisenbahn-Anlage. „Es ist eine der letzten großen Vorführanlagen in der Bundesrepublik“, sagte Multhaupt. Mehrmals im Jahr besuchen sie Ausstellungen und Messen. Rund zwölf Stunden benötigte das Duo, um die 23 einzelnen Module zusammen zu setzen. Darauf fahren mehrere Züge in sich wechselnden Landschaften mit Häusern, Autos und Menschen.„Das ist Technik pur“, schwärmte Joachim Multhaupt.„Und darin stecken auch viele Kindheitserinnerungen“, sagte der Mann aus Lingen. Fast alle Teile sind aus den 50er/60er Jahren.
Auch bei der HO-Anlage des niederländischen „maasbuurtspoor“-Vereins blieben die Leute stehen.„Wir haben den Namen von der Straßenbahn, die bis Ende der 1940er Jahre von Nimwegen nach Venlo fuhr“, erklärte Vereinsmitglied Ton Huijink. Der Verein hat 22 Mitglieder, rund ein Drittel ist aktiv im Modellbau, die meisten sind über 50 Jahre alt. „Kinder finden die Loks sehr schön, aber es ist ein teures Hobby“, sagte er. Die Nostalgie und die damit verbundene Lokomotiven-Romantik seien einfach faszinierend. Etwas größer waren die Züge des Clubs „LGB Freunde Niederrhein“aus Krefeld. 5 mal 18 Meter groß war die aufgebaute Anlage, denn die Garteneisenbahn der Spurgröße II M braucht viel Platz.
An den Verkaufsständen konnten die Modellbauer Bücher, Magazine, Ersatzteile, Bausätze oder fertige Häuser und Dinge wie Kontaktgeber, analoger Umschalter, Tasten-Stellpult 4-griffig oder Hebelspannwerk – da weiß wohl nur der Fachmann, wozu das gebraucht wird – erwerben.
Neben den Modellen von Märklin & Co. gab es noch mehr zu entdecken. Mit großen Augen standen viele Besucher vor der Miniatur-Kirmes mit Karussells, rotierenden Fahrgeschäften und Lichtern an den Buden- wie auf einem echten Rummelplatz oder vor der Modell-Hochzeit mit dem Papst und Elvis. . Auf einem rund 500 Quadratmeter großen Indoor-Flugplatz bewunderten sie das Können der Modellflugzeug-Piloten vom „Flying Cocks Luftzirkus“. Die Flugzeuge standen senkrecht in der Luft und drehten Loopings. Sechs Monate hatte Juliaan van Acker an dem Modell der „Messerschmitt M 35b“gebaut, die eine Flügelspannweite von 2,90 und eine Länge von 1,90 Meter aufwies. Rasant ging es bei den RC-Cars zu. Die benzinbetriebenen Boliden wurden auf einer Outdoor-Strecke ausgefahren. Eigentümer von Modell-Trucks zeigten, wie gefühlvoll sie die Fahrzeuge mit Anhänger per Stick rückwärts einparken können.
Verschiedene Schiffsmodelle wurden in einem 10 mal 10 Meter großen Wasserbassin präsentiert. Anhand von Schiffsplänen konnten die Besucher anschaulich sehen, wie viele Einzelteile zu einem Modell gehören. Es dauert oft Monate, bevor so ein Schiff fertiggestellt wird. Unter anderem gab es Hafenschlepper, Fähren, aber auch einen Englischen Trawler und sogar eine schwimmende Kirche zu sehen.
Han Groot-Obbink, Geschäftsführer des Wunderlandes, schaute auch kurz vorbei. „Die Modelle sind beeindruckend“, sagte er. Und es sei auffallend, dass vor allem ältere Herren glänzende Augen bekommen, wenn sie vor den Anlagen und Modellen stehen.