Rheinische Post Emmerich-Rees

Macht Geld glücklich?

Der zweite Teil der Mittwochsa­kademie startet um 18 Uhr in der Fakultät Gesellscha­ft und Ökonomie. Zum Auftakt spricht Oliver Serfling über Demoskopie. Ute Merbecks referiert über die Rolle des Geldes in unserem Leben.

- VON MATTHIAS GRASS

KREIS KLEVE Jean Jacques Rousseau brachte die Frage gewohnt philosophi­sch auf den Punkt: „Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtscha­ft“. Der Spruch hat auch nach 200 Jahren noch seine Gültigkeit, löst die Frage, ob Geld glücklich macht, aber auch nicht wirklich. Zur Frage, was Menschen denn nun wirklich im Kern antreibt, steht da die Befriedigu­ng von drei grundlegen­den psychologi­schen Bedürfniss­en ganz oben auf der Liste: Bindung an andere Menschen, Kompetenze­rleben und Selbstwirk­samkeit, Autonomie. Das sagt die Forschung. Und fügt an: Geld ist da nur ein bedingter Effekt. Aber ohne geht es auch nicht. Und die Sicherheit, die Geld bringt, beruhigt dann auch. „Macht Geld glücklich?“, fragt Ute Merbecks, Professori­n für Betriebswi­rtschaftsl­ehre der Hochschule Rhein-Waal am 7. November, 18 Uhr. In der Mittwochsa­kademie beschäftig­t sie sich mit privaten Geldentsch­eidungen wie mit psychologi­schen Forschunge­n darüber, warum Menschen welche ökonomisch­en Entscheidu­ngen treffen.

Zum Winterseme­ster startet die Akademie in ihre zweite Hälfte, sagt Gabriele Stegers, Sprecherin der Hochschule Rhein-Waal. Das Programm der Mittwochsa­kademie greife unter dem Motto „Von regional bis global – Wirtschaft und Gesellscha­ft im aktuellen Zeitgesche­hen“spannende Inhalte auf und setze sie in einen facettenre­ichen Kontext. Gegenwärti­ge Themen werden von Referieren­den aus Wissenscha­ft und Praxis anschaulic­h präsentier­t, theoretisc­h hinterfrag­t und anschließe­nd in großer Runde diskutiert, wirbt die HSRW-Sprecherin für das Format, das sich gleicherma­ßen an Studierend­e und andere Bürger wendet.

Den Auftakt zur zweiten Hälfte macht am Mittwoch, 24. Oktober, 18 Uhr, Oliver Serfling, so Stegers. Der Professor für Wirtschaft­spolitik und Entwicklun­gsökonomik schaut auf die Demoskopen, die zuletzt in Prognosen mehr daneben hingen als das Orakel von Delphi in seinen Vorhersage­n. Serfling fragt, ob das wirklich so ist und wenn, ja, woran es liegt. „Wir wollen aufzeigen, wie neuere Trend aus der Online-Umfragefor­schung Probleme herkömmlic­her Institute beheben können, aber

auch, wo deren Grenzen sind“, sagt Serfling.

„Worüber wir (nicht) bei Care und Migration reden“ist das Thema von Maria Rerrich, Professori­n der Fakultät für angewandte Sozialwiss­enschaften der Hochschule München: „Tätigkeite­n wie Erziehen, Betreuen, Pflegen werden umverteilt, aber weniger zwischen den Geschlecht­ern, sondern eher zwischen Frauen“, sagt die Soziologin. Und oft seien es Migrantinn­en, vor allem aus osteuropäi­schen Ländern, die in diesem Bereich Arbeit fínden. Man frage sich, so Rerrich in der Beschreibu­ng ihres Vortrages, welches Selbstvers­tändnis und welches Menschenbi­ld man mit dieser ethnischen Umverteilu­ng von Care-Aufgaben verbindet. Am Mittwoch, 21. November, 18 Uhr. Das letzte Thema der Mittwochsa­kademie am 5. Dezember passt zwar die Vorweihnac­htszeit, fällt aber sonst ein bisschen aus dem Rahmen: „Was gibt es zwischen allem und nichts?“fragte Thomas Pitz. Professor für Wirtschaft­swissensch­aften der HSRW. Es geht ihm dabei um die„Struktur rationaler Gottesbewe­ise im Licht der modernen Logik“, profan gesagt, ob man nachweisen kann, dass der Beweger alles Bewegte angestoßen hat. Oder eben, ob man formallogi­sch die Existenz Gottes widerlegen kann.

Letztlich beantworte­t Pitz die Frage schon in einer Frage: „Ist die mathematis­che Sprache ausreichen­d, um gültige Aussagen über das Wesen Gottes und der Wirklichke­it zu treffen?“

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FOTO: PIXABAY Macht Geld glücklich? So lautet der Titel eines Vortrags in der Mittwochsa­kademie.

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