Französische Lebensart beim VfL
46 Mitglieder des BouleClubs Kleve feiern ihr zehnjährigen Bestehens. Gespielt wird auf der Anlage des VfL Merkur. Nur der Nachwuchs fehlt.
In der ersten Runde geht es knapp zu: drei Kugeln liegen fast in gleichem Abstand zur „Sau“. Mit bloßem Auge ist kaum zu erkennen, welche Kugel am nächsten zum Ziel liegt. Das Maßband muss her, es geht um Millimeter. Doch das Sieger-Paar steht fest, freundlich klatscht man einander ab. Von allzu verbissenem Wetteifern ist beim
„Eigentlich braucht
man nur Platz und einige Kugeln“
Franzis Haas
2. Vorsitzender Boule Club Kleve 08
Boule Club Kleve keine Spur. „Wir wollen in erster Linie Spaß haben. Natürlich gewinnt man gerne, aber das steht nicht im Vordergrund“, sagt Klaus Spickermann, Sportwart desVereins. Und dennoch hat er besonderesWerkzeug in seiner Hosentasche: mit einem Zirkel oder einem sogenannten Tirette kann er im Fall der Fälle sogar Haaresbreiten bestimmen. „Wenn man bis tief in die Nacht spielt, kann das schon einmal nötig sein“, sagt er. Schließlich kann eine Partie viele Stunden dauern.
Die Kugelsportart Boule ist einfach zu lernen: zuerst wird das „Schweinchen“, eine kleine Zielkugel, geworfen. Aus einem bis zu zehn Meter entfernten Kreis werden drei eiserne Kugeln pro Person möglichst nah ans Ziel geworfen. Im Anschluss entscheidet man sich immer zwischen dem „Legen“und „Schießen“. Bei Ersterem legt man die Kugel möglichst nah ans Ziel, beim Schießen versucht man, eine aussichtsreiche Kugel des Gegners zu entfernen. Ein Team ist so lange an der Reihe, bis es eine Kugel besser platziert hat. Jede Kugel einer Mannschaft, die der „Sau“final näher liegt als die Bestplatzierte des Gegners, zählt einen Punkt.Wer zuerst dreizehn Punkte gewonnen hat, darf den Sieg feiern.
Auf die Sportart gestoßen sind die meisten der 46 Mitglieder des Klubs im Urlaub in Frankreich.„Auf jedem Marktplatz oder im Park spielt man dort Boule. Dieses Lebensgefühl reist einen einfach mit“, sagt Franzis Haas, zweite Vorsitzende. „Das nenne ich das Boule-Fieber“, fügt sie an. Sie und ihre Sportfreunde im- portierten das südfranzösische Lebensgefühl vor zehn Jahren in die Schwanenstadt. Sie begannen am Klever Draisinenbahnhof, zogen zum Schwanenhof in Schneppenbaum um und haben seit einem Jahr sie ihr neues Heim beim VfL Merkur Kleve. Seit Jahren nutzte die Tennisabteilung einen ihrer Ascheplätze nicht, die „Bouler“kehrten dort kurzerhand ihren Schotter aus.„Das macht unseren Sport auch aus: die Hürden sind sehr niedrig. Eigentlich braucht man nur Platz und einige Kugeln“, sagt Haas. Im Notfall genüge sogar der Straßenasphalt.
Besonders wichtig sei nicht körperliche Fitness, sondern geistige Frische: „Man muss zu jedem Zeitpunkt konzentriert sein, ansonsten hat man sofort verloren“, sagt Haas. „In unserem Verein decken wir sowohl Leistungs- wie auch Breitensport in vollem Umfang ab“, sagt Spickermann und verweist auf die einzige Mannschaft des Vereins, die seit vielen Jahren am Liga-Betrieb teilnimmt. Eine weitere könnte, so der Plan, im kommenden Jahr folgen.
Zum zehnten Geburtstag organisierte der Verein nun ein ge- meinsames Festessen und ein Vereinsturnier. Dabei fällt auf: der Altersdurchschnitt ist vergleichsweise hoch. „Doch wir können hier Generationen zusammenführen und gemeinsam spielen“, sagt Haas. „Können“, das heißt eben auch: kaum Jugendliche finden bisher den Weg zur Flutstraße. „Doch wir stehen jedem Interessierten immer offen“, stellt Spickermann klar.
Dienstags und sonntags ab 14 Uhr sowie freitags ab 18 Uhr werden beim Boule Club Kleve 08 Kugeln mit französischem Effet geworfen.