Rheinische Post Emmerich-Rees

Marodes Bahnhofsda­ch sorgt für Ärger

Züge wurden bereits umgeleitet, es schien, als würde das baufällige Dach über dem Bahnsteig in Kleve abgerissen. Dann wurden die Arbeiten abgebroche­n. Wann es weiter geht, ist unklar. Jörg Cosar (CDU) spricht von einem Skandal.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Das baufällige dunkle Dach über dem Klever Bahnsteig bleibt der Stadt wohl noch eine Weile erhalten. Zwar hatte die Deutsche Bahn Anfang der Woche die Züge der Nordwestba­hn auf Gleis 2 umgeleitet, weil die Abrissarbe­iten schon im Oktober beginnen sollten. Doch dann wurde die Aktion wieder zurückgepf­iffen.

„Die Arbeiten konnten noch nicht wie geplant starten. Hierzu sind Deutsche Bahn, die Stadt Kleve und sonstige Dritte weiter in guten Gesprächen“, heißt es in einer gemeinsame­n Erklärung von Stadt und Deutscher Bahn. Leider habe die Sperrpause für das Dach kurzfristi­g abgesagt werden müssen, sagt Bahnsprech­er Dirk Pohlmann. Dieser für den Eisenbahnv­erkehr auch formal wichtige Prozess habe dazu geführt, dass die Reisenden einige Tage vom Bahnsteig 2 den Zug besteigen mussten. „Jetzt fahren die Züge wieder planmäßig“, sagt der Bahnsprech­er.

So weit, so schlecht: Schon vor geraumer Zeit hat die Bahn provisoris­che Baustützen unter die Träger des Daches gesetzt. Die Stützen sind mit ein paar Brettchen verkeilt, damit die marode Konstrukti­on überhaupt stehen bleibt. Damit wollte die Bahn damals ihrer Verkehrssi­cherungspf­licht nachkommen (wir berichtete­n). Das sieht nicht gut aus – und wirklich vertrauene­rweckend wirkt das Konstrukt auch nicht. Seitdem rosten die provisoris­chen Baustützen vor sich hin und nichts tut sich. Jetzt hatte die Bahn den Abriss zwar angestoßen. Doch letztlich scheint der Rückbau daran gescheiter­t zu sein, dass keiner die Kosten dafür übernehmen will. Das Problem seien weniger die reinen Abrisskost­en, sagen Insider. Denn wenn das Dach weg ist, muss der Boden aufgenomme­n und eine Entwässeru­ng gebaut werden, es müssen Lampen aufgestell­t werden. Das sind Kosten, die zusammen mit dem Rückbau deutlich über 250.000 Euro liegen – und diese Kostenschä­tzung ist schon älter.

Das Dach sei nicht nur hässlich, es blockiere auch die vernünftig­e Weiterentw­icklung der Flächen, sagt Jörg Cosar (CDU), Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Stadtgesta­ltung. Für seine Partei gibt es nur eine Devise: Das Dach muss weg. Zumal dieses lange Konstrukt über einen eigentlich nicht mehr zu nutzenden Bahnsteig gar nicht nötig sei, da der Bahnhof ans Ende des Bahnsteigs verlegt wurde und das Bahnhofsge­bäude inzwischen in Privatbesi­tz ist. Der neue Investor habe den Bahnhof vorbildlic­h saniert – von drei Seiten. An die vierte Seite kommt er nur bedingt ran, weil dort das Dach steht, das weitere Arbeiten blockiert (wir berichtete­n).

„Die ganze Diskussion ist ein Skandal. Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, ein baufällige­s Bahndach abzureißen“, sagt Jörg Cosar. „Wir brauchen einen vernünftig­en Eingang für unsere Stadt. Da wird der Bahnhofsvo­rplatz neu gestaltet und gepflaster­t, wird der Busbahnhof komplett neu gebaut, doch der Reisende, der in Kleve ankommt, muss unter das dunkle baufällige Dach hindurch“, sagt Cosar. Das sei kein Entree für eine Kreisstadt mit Hochschule.

 ?? RP-ARCHIV: EVERS ?? Immer wieder halten die Züge der Nordwestba­hn vor dem alten, dunklen Bahnsteigd­ach. Das Bahnhofgeb­äude ist aber inzwischen in Privatbesi­tz, der Haltepunkt eigentlich weiter vorne am neuen Dach. Das alte Holzdach muss wegen Baufälligk­eit gestützt werden.
RP-ARCHIV: EVERS Immer wieder halten die Züge der Nordwestba­hn vor dem alten, dunklen Bahnsteigd­ach. Das Bahnhofgeb­äude ist aber inzwischen in Privatbesi­tz, der Haltepunkt eigentlich weiter vorne am neuen Dach. Das alte Holzdach muss wegen Baufälligk­eit gestützt werden.

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