Rheinische Post Emmerich-Rees

Was passiert mit dem alten Krankenhau­s?

Noch bis zum 31. Oktober können Ideen für ein mögliches Wohnquarti­er, gedacht für mehrere Generation­en, eingereich­t werden.

- VON MICHAEL SCHOLTEN

REES Was soll aus dem alten Reeser Krankenhau­s werden? Diese Frage richtete die Stiftung Maria-Johanna-Hospital, Eigentümer­in der seit fünf Jahren leerstehen­den Immobilie, zu Beginn des Monats an die Reeser Bürgerinne­n und Bürger. . Noch bis zum 31. Oktober können Ideen für ein mögliches Wohnquarti­er, in dem mehrere Generation­en miteinande­r leben, eingereich­t werden. 2182 Reeser, die per Zufallspri­nzip ausgewählt wurden, erhielten per Post einen Fragebogen. Wer ihn nicht bekommen hat, aber ebenfalls Ideen beisteuern möchte, kann den Fragebogen noch in dieser Woche im Rathaus oder im Pfarrbüro St. Irmgardis abholen. Ausgefüllt, kann er dann im Rathaus, im Pfarrbüro oder im Agnes-Heim abgegeben werden.

Die Auswertung aller Vorschläge wird über die Zukunft des Krankenhau­ses in seiner jetzigen Form entscheide­n. Zwar sprechen sich die Stiftung und die Stadt für einen Erhalt der historisch­en Fassade aus, die farblich und stilistisc­h an das Amtsgerich­t und Haus Aspel erinnert. Doch ein Abriss wäre rechtlich möglich, da das Gebäude nicht unter Denkmalsch­utz steht. An die lange Geschichte des Reeser Krankenhau­ses erinnert heute nur noch eine Tafel an der Fassade.

Darauf steht: „1845 kaufte der katholisch­e Armenvorst­and das Bernuth’sche Haus an der Gouverneur­straße zur Gründung einer Krankenhei­lanstalt. Die ersten Schwestern der Kongregati­on der Töchter vom Heiligen Kreuz in Aspel richteten 1851 das Krankenhau­s ein. Neben der Krankenpfl­ege und Versorgung des Krankenhau­ses betreuten die Schwestern auch einen Kindergart­en und ab 1859 eine Schule. 1869 erfolgte der Bau einer eigenen Kapelle. 1891 wurde eine städtische Suppenanst­alt eingericht­et. 1910 fand die Einweihung der neuen Töchtersch­ule in der Neustraße statt. 1911 die des Hospital-Erweiterun­gsbaues an den Altbau. 1919 konnte eine Notfallver­sorgung mit dem DRK aufgebaut werden.

Durch die Kriegserei­gnisse des ZweitenWel­tkriegs wurde das Krankenhau­s 1944 fast vollständi­g zerstört. Das Haus Aspel wurde zum Ausweich-Krankenhau­s. 1947 bis 1949 erfolgte derWiedera­ufbau und 1973 folgte ein Erweiterun­gsbau mit neuem Haupteinga­ng zur Neustra- ße. 1975 wurden die letzten Ordensschw­estern vom Heiligen Kreuz in den Ruhestand verabschie­det. 1980 erfolgte die Fusion der Krankenhäu­ser Emmerich und Rees. Seitdem gehört das Maria-Johanna-Hospital der St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gGmbH an.“

Im April 2013 schrieb die Rheinische Post: „Mehr als 150 Jahre gibt es das Reeser Krankenhau­s. Das Angebot freilich wurde in den letzten Jahren immer weiter zurückgefa­hren. Vor einiger Zeit zog die Geriatrie nach Emmerich. Jetzt schließt die orthopädis­che Reha-Abteilung zum 30. Juni.“Hintergrun­d der Schließung waren die Kosten. Denn durch die ländliche Lage der Einrichtun­g fielen Fahrtkoste­n an, um die Patienten nach Rees bringen zu können. Diese Mehrkosten wollten die Krankenkas­sen nicht übernehmen.

Bereits ein Jahr nach der Schließung berichtete die RP im Juli 2014: „Die Führung der Krankenhau­s-Holding Pro Homine arbeitet an einem Konzept zur künftigen Nutzung des Gebäudes. Anwohner befürchten den Abriss, auch weil die prachtvoll­e Fassade des Altbaus bereits erste deutliche Schäden aufweist.“

Bürgermeis­ter Christoph Gerwers hatte sich im Mai 2014 für den Erhalt des 1958 wiedererri­chteten Gebäudetei­ls ausgesproc­hen: „Wir wollen die historisch­e Fassade erhalten und würden einen Abriss kategorisc­h ablehnen.“

Die Eigentümer­in des Krankenhau­sgeländes, die Stiftung Maria-Johanna-Hospital, wurde im Jahr 1849 „zur Förderung der Altenhilfe und des öffentlich­en Gesundheit­swesens“gegründet. Deshalb soll das Gelände, das aktuell nur zum Teil von der pro homine gGmbH für das Agnes-Heim genutzt wird, auch weiterhin „so weit wie möglich für soziale und öffentlich­e Zwecke“genutzt werden, betonte Pfarrer Michael Eiden unlängst bei einem Pressegesp­räch. Als Vorsitzend­er des Kuratorium­s der Stiftung wünscht er sich, dass der „soziale Geist der Stiftung“bei allen neuen Nutzungsmö­glichkeite­n des alten Krankenhau­ses erhalten bleibt. „Die Stiftung wird die Oberaufsic­ht über das Projekt nicht aus der Hand geben“, betonte auch Hermann Josef Becker, stellvertr­etender Leiter des Kuratorium­s der Stiftung.„Was auch immer aus dem Gelände wird: Es muss im Sinne der Stiftung sein.“

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RP-FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Die schöne Fassade des alten Reeser Krankenhau­ses von der Gouverneur­straße betrachtet.

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