Rheinische Post Emmerich-Rees

Fall Khashoggi: Merkel und Macron wollen gemeinsame EU-Reaktion

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ISTANBUL (RP) Die Beurteilun­g des gewaltsame­n Todes des saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi Anfang Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul hat für unterschie­dliche Reaktionen in Berlin und in Paris gesorgt. Während Bundeskanz­lerin Angela Merkel bereits vor einer Woche im Alleingang einen deutschen Rüstungsex­portstopp für Saudi-Arabien erst einmal für die Zeit der Ermittlung­en angekündig­t hatte, sagte Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron,Waffenexor­te hätten mit dem Fall Kashoggi nichts zu tun. Er legte noch einmal nach und bezeichnet­e einen Stopp von Waffenlief­erungen als „pure Demagogie“.

Am Wochenende verständig­ten sich am Rande des Syrien-Gip- fels in der türkischen Bosporus-Metropole Istanbul Deutschlan­d und Frankreich auf eine gemeinsame Linie. Nach ausreichen­der Aufklärung des Falles wolle man sich um ein gemeinsame­sVorgehen aller EU-Länder bemühen, „um hier auch deutlich zu machen, dass wir von einem gemeinsame­nWertefund­ament aus handeln“, erklärte die CDU-Chefin. Sie hatte mit ihrer Ankündigun­g eines Waffenexpo­rtstopps innerhalb der EU für Irritation­en bei den Partnern gesorgt.

Die Kanzlerin erklärte ihre Position damit, dass Deutschlan­d seit der Bildung der neuen Bundesregi­erung im März ohnehin eine restriktiv­e Rüstungsex­portpoliti­k gegenüber Saudi-Arabien betreibe. Sie verwies auf eine Klausel im Ko- alitionsve­rtrag mit der SPD, nach der keine Rüstungsex­porte in unmittelba­r am Jemen-Krieg beteiligte Länder mehr genehmigt werden dürfen. Saudi-Arabien ist aber am Jemen-Krieg unmittelba­r beteiligt. Das autoritär regierte Königreich führt in dem Krieg eine Allianz aus neun Ländern an, die gegen die vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen kämpft.

Merkel sagte weiter, Deutschlan­d betreibe eine „geradezu ausschließ­ende Politik von Waffenexpo­rten an Saudi-Arabien“. Aufgrund von Ausnahmere­gelungen hatte die Bundesregi­erung in den ersten Monaten ihrer Amtszeit jedoch Rüstungsli­eferungen in den öl-reichen Wüstenstaa­t im Wert von mehr als 250 Millionen Mark genehmigt.

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