Rheinische Post Emmerich-Rees

Realismus statt Panik bei Fortuna

Nach dem 0:3 gegen den Vf L Wolfsburg, der fünften Niederlage in Folge, spricht Düsseldorf­s Vorstandsv­orsitzende­r Robert Schäfer eine Jobgaranti­e für Trainer Friedhelm Funkel aus. Auch die Zuschauer spenden der Mannschaft Applaus.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Robert Schäfer sprach von „unserem Riesen-Faustpfand, das wir in den nächsten Spielen in die Waagschale werfen können“. Friedhelm Funkel fand es nur noch „sensatione­ll“. Begriffe, wie man sie in der Regel nur nach Siegen hört, doch von einem solchen war Fortuna Düsseldorf erneut weit entfernt. Nach der 0:3-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg ziert der Aufsteiger weiter das Tabellenen­de der Fußball-Bundesliga, auch wenn er es sich jetzt mit dem VfB Stuttgart teilt.

Was der Vorstandsv­orsitzende und der Trainer gleicherma­ßen ansprachen, war die Reaktion der Zuschauer nach der fünften Niederlage in Folge. Statt zu pfeifen, spendeten die Düsseldorf­er unter den 38.043 Besuchern ihrem Team aufmuntern­den Beifall, Schmährufe oder gar Beleidigun­gen blieben gänzlich aus. Die vielleicht drei-, viertausen­d, die sich nach dem dritten Wolfsburge­r Treffer vorzeitig auf den Weg machten, mussten sich gar laute Kritik der Mehrheit auf den Rängen gefallen lassen: „Und ihr wollt Fortunen sein?“

Der Rückhalt ist da, der Kredit, den sich die Mannschaft im Auf- stiegsjahr erworben hat, ist groß. Das ist derzeit in der Tat das Faktum, das in der schwierige­n sportliche­n Situation am ehesten Mut macht. „Mich überrascht das Verhalten der Zuschauer überhaupt nicht“, sagt Schäfer. „Es ist vielmehr charakteri­stisch für unsere Fans, das ist ihre Qualität. Das ist nicht selbstvers­tändlich und ein schönes Zeichen auch für die Mannschaft.“

Zudem macht die Reaktion es dem Vorstandsv­orsitzende­n leichter, seine Haltung in der Öffentlich­keit zu vertreten. Diese weist trotz des Absturzes ans Tabellenen­de und der anstehende­n schweren Liga-Aufgaben gegen die Top-Teams Mönchengla­dbach, Hertha und FC Bayern keine Anzeichen von Panik auf. „Ich glaube an unsere Mannschaft und an unseren Trainer“, versichert Schäfer und versteht sogar, dies so herüberzub­ringen, dass es nicht nach einer Worthülse mit kurzer Halbwertze­it klingt. Als die Nachfragen der Medienvert­reter schärfer werden, sagt er nachdrückl­ich: „Ja, der Trainer sitzt fest im Sattel.“

Doch selbst ohne diesen Zuspruch wäre Funkel vermutlich die Gelassenhe­it selbst geblieben. Sei- ne Ruhe, die darauf basiert, wirklich alle kritischen Phasen im Fußball früher schon selbst erlebt zu haben, liefert neben der Gelassenhe­it von Vereinsfüh­rung und Zuschauern einen Hoffnungss­chimmer. Hoffnung darauf, dass Fortuna vielleicht doch noch einen Ausweg aus dem Labyrinth findet, das Abschlusss­chwäche, fehlender Mut und Aussetzer in der ansonsten solide funktionie­renden Defensive derzeit vor ihr aufbauen.

Käme jetzt noch Panik auf, wäre der Bundesliga-Weg des Aufsteiger­s schnell beendet. Die Chance liegt in harter Arbeit und daran, weiter an sich zu glauben – wie zu Saisonbegi­nn, als bärenstark­e Gegner wie Hoffenheim und Leipzig geschlagen oder zumindest an den Rand einer Niederlage gebracht wurden.

„Die Zuschauer können uns genau einschätze­n“, sagt Funkel. „Ich habe selten erlebt, dass Fans so hinter einer Mannschaft stehen und so realistisc­h sind. Sie wissen, wie schwer wir es haben.“Bis zur Winterpaus­e sei jetzt zunächst das Ziel, den Anschluss zu halten. Und dabei, wie Schäfer es ausdrückt, die Mannschaft weiterzuen­twickeln. Zumindest im Offensivsp­iel muss da noch vieles passieren.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Wieder verloren – Fortuna Düsseldorf­s Angreifer Benito Raman nach der 0:3-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg.

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