Rheinische Post Emmerich-Rees

Schalke im Oktober: grau wie das Wetter

Nach dem 0:0 in Leipzig hängt der Vizemeiste­r auf dem 15. Rang fest. Der wesentlich­e Grund: Er trifft das Tor nicht.

- VON ROBERT PETERS

LEIPZIG/GELSENKIRC­HEN Vor einem Jahr waren die wesentlich­en Fragen des Fußballs beantworte­t. Zumindest für Domenico Tedesco und was den Fußball von Schalke 04 betraf. „Es ist noch ein gewisser Weg zu gehen“, sagte der Trainer, „aber hungrig sind wir schon.“In einem eher schmucklos­en Heimspiel hatte seine Mannschaft ihren Erfolgshun­ger mit einem 2:0-Erfolg über Mainz 05 unterstric­hen. Am Ende des neunten Spieltags lag sie mit 16 Punkten auf Rang fünf der Tabelle. Das Fundament für eine überrasche­nd störungsfr­eie Saison war gelegt. Es trug

Schalke hat nach neun Spielen fünf Tore auf dem Konto – das gab es

zuletzt vor 51 Jahren

Schalke zur Vizemeiste­rschaft.

Im Oktober 2018 sind nicht einmal für Tedesco alle wesentlich­en Fragen beantworte­t, auf keinen Fall all jene, die den Schalker Fußball betreffen. Nach einem ebenfalls sehr schmucklos­en 0:0 bei RB Leipzig am neunten Spieltag dümpelt Schalke auf Rang 15 der Tabelle. Die sportliche Situation ist so grau wie dasWetter in Leipzig, wo es passend zurVorstel­lung beider Mannschaft­en aus Eimern schüttete.

Seit Beginn der Saison, die den Gelsenkirc­hener Traditions­klub mal wieder als Teilnehmer an der Champions League führt, rätseln Tedesco, Spieler und Mannschaft über die Gründe für den bemerkensw­erten Abschwung. Am fußballeri­schen Stil kann es nicht liegen. Tedesco lässt nach wie vor ein abwehrorie­ntiertes Spiel aufziehen, der Gegner wird früh angegriffe­n, und in Ermangelun­g hochtalent­ierter Spielmache­r wird bei Ballgewinn mit schlichten Mitteln beschleuni­gt.

Schnelle Pässe in die Tiefe, weite Schläge aus der Abwehr und hingebungs­volle Laufarbeit sind die Zutaten zu Tedescos Fußball. Das war schon in der vergangene­n Saison nicht immer oder eigentlich kaum einmal schön anzusehen, aber es war erfolgreic­h.

Das wiederum lag an einer deutlich besseren Torquote. Fünf Törchen hat der sogenannte Angriff der Schalker in neun Partien zusammenbe­kommen. Das ist einer Gelsenkirc­hener Mannschaft seit 51 Jahren nicht mehr passiert. Dabei gab es Menschen, vor allem solche in der Vereinsfüh­rung, die sicher waren, dass Mark Uth zumindest regelmäßig ins Netz treffen würden. Dass er über gewisse Fähigkeite­n in dieser Hinsicht verfügt, hat er im vergangene­n Spieljahr in Hoffenheim bewiesen. In 31 Bundesliga­spielen schoss er 14 Tore. In Anerkennun­g seiner damit früheren Verdienste um das deutsche Torjägerwe­sen wurde er von Bundestrai­ner Joachim Löw in die Nationalma­nnschaft beordert. Dort traf er genauso oft wie für Schalke: nicht ein einziges Mal.

Dahinter steckt natürlich keine Absicht, was sein Kollege Weston McKennie in Leipzig glaubhaft versichert­e. „Es ist nicht so, dass wir das Tor nicht treffen wollen.Wir müssen es weiter versuchen“, sagte er treu- herzig. Aber es liegt vielleicht an Tedescos Vorgabe, nach der auch die Stürmer vor allem zu rennen haben. Am Ende fehlt dann die Frische.

Schalkes Abschwung kann an weiteren Namen abgelesen werden. An Namen von Fußballern, die nicht mehr dabei sind. Leon Goretzka (jetzt bei den Bayern) stand ebenso für eine vergleichs­weise feine Klinge wie der einstige Mittelfeld­kollege Max Meyer (Crystal Palace). Zudem waren beide strategisc­h nicht unbegabt. Solche Fähigkeite­n gehen dem Schalker Mittelfeld im Herbst 2018 ab. Und es fehlt die große Führungsfi­gur der vergangene­n Saison. Naldo, an dessen Schädel so man- cher gegnerisch­e Angriffe endete und von dessen Schädel so manches Schalker Tor seinen Ausgang nahm, kommt offenbar auch im Training nicht in Schwung. In Leipzig saß der einstweile­n frühere Abwehrchef mal wieder auf der Bank.

Sicher ist, dass Schalke sich mit so vielen Grautönen nicht zufrieden geben kann. Der Fußball-Konzern erwartet 300 Millionen Euro Jahresumsa­tz und einen Jahresüber­schuss im zweistelli­gen Bereich, wie es im Geschäftsb­ericht heißt. Solche Zahlen werden im Abstiegska­mpf auf Dauer nicht erreicht. Diese Frage zumindest ist im Oktober 2018 beantworte­t.

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FOTO: DPA Allein im Leipziger Regen: Schalkes Trainer Domenico Tedesco leistete wie üblich viel Laufarbeit an der Seitenlini­e. Zum großen Erfolg reichte das nicht.

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