Großes Interesse an Messe „op Platt“
Überraschend große Resonanz: St. Mariä Himmelfahrt war zur Mundart-Messe gut gefüllt.
Die Resonanz übertraf alle Erwartungen: Mehr als 200 Besucher kamen zum Mundart-Gottesdienst, den Pfarrer Alois van Doornick auf Einladung des seit 35 Jahren bestehenden Stammtisches „Rääß Platt“in St. Mariä Himmelfahrt zelebrierte. So waren die 120 vorbereiteten Hefte, in denen alle Lieder, Fürbitten und Gebete „op Platt“standen, heiß begehrt und schnell vergriffen. „An anderen Samstagabenden sind vielleicht 60 Personen in der Kirche, wir haben mit diesem großen Zuspruch nicht gerechnet“, freute sich Mariehilde Henning.
Die Reeserin ist Gründungsmitglied des Stammtischs, der sich am ersten Mittwoch jeden Monats im Bürgerhaus trifft, um das Reeser Platt am Leben zu erhalten. Nach Mundart-Gottesdiensten in den Jahren 2003 und 2008, damals noch mit Pfarrer Norbert Köster, der 2010 starb, sollte es zehn Jahre dauern, bis auf dem Altar der Reeser Pfarrkirche endlich wieder das „Vader onser“auf Platt erklang. Alois van Doornick, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist in Kalkar, scherzte zu Beginn des Gottesdienstes, dass ausgerechnet einer von der „Gönnekant“nach Rees kommen muss, um die bodenständige Sprache des Niederrheins in die Kirche zu bringen. Der aus Keppeln stammende Geistliche setzt seit Jahren auf die verbindende Kraft der Mundart, verfasste Bücher wie„De Liewen Heer kann Platt verstoon“und zuletzt „Van de Äärd bess in dän Hemmel“. Gerade bei der seelsorgerischen Arbeit mit älteren Menschen hat van Doornick im- mer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich die Gläubigen schneller öffnen, wenn der Pfarrer mit ihnen auf Platt sprich oder in Mundart „üt de beste Buuk van deWält“, also aus der Bibel, zitiert.
Mariehilde Henning trug zum Jubiläumsgottesdienst ihre übersetzte „Lesung üt et Buuk van de Epheser“bei. Andere Damen des Stammtisches, zu dem aktuell Leni Boland, Helmi Tersluisen, Ellen Kemkes, Lis- beth Schneider, Hildegard Hartung, Rosi Helmes,Wilma Rottmann, Gerda Polman, Irmgard Boland, Christa Hoffmann, Gabi Hövelmann, Gisela Kiewitz, Anne Richert, Hanni van Bruck und Heike Beyer gehören, trugen die Fürbitten vor: „För de Prömmlers on de Kwoije, maak dat sej begrippe, dat man me en Lachen in’t Gesecht, den Liewen Heer völl bäter siehn kann.“Oder: „Stoot ons bej, dat wej onse Erd, die gej so mooij gemakt hätt, so belooten, dat ok onse Kender en Kendeskender noch met Pläsier op ör läwen könne.“Nach dem Hochgebet, der Wandlung und dem Schlussgebet, ebenfalls auf Platt, ging Pfarrer Alois van Doornick auf die feinen Unterschiede der vielfältigen Mundarten aller niederrheinischen Orte ein und spach eine herzliche Einladung zum Nachmittag „För Land en Lüj“ein. Die beliebte Veranstaltungsreihe des
Förderkreises für Geschichte und Mundart im Kreis Kleve gastierte am Sonntag im Reeser Bürgerhaus, wo allerlei „Liedjes, Dönekes en Vertällekes“zum Besten gegeben wurden.
Mit dabei war auch Agnes Jay, geborene Lörcks. Die pensionierte Lehrerin, die in Rees aufwuchs und in Essen-Kettwig wohnt, ist Autorin des ersten expliziten „Reeser Platt“-Wörterbuchs, das auch dem Damen-Stammtisch bei der Übersetzung einzelner Texte immer wieder gute Dienste leistet. Das Buch, das im Mai 2017 in Kooperation mit dem Reeser Geschichtsverein Ressa erschienen, hat sich zu einem kleinen Bestseller entwickelt und kann für 19,90 Euro versandkostenfrei unter www.winterwork.de bestellt werden.