Rheinische Post Emmerich-Rees

NRW schafft mehr Medizinstu­dienplätze

Grünes Licht für die Universitä­t Witten/Herdecke: Die Zahl der jährlichen Medizin-Studienplä­tze wird von 84 auf 168 verdoppelt. Das NRW-Wissenscha­fts- und das Gesundheit­sministeri­um sichern finanziell­e Unterstütz­ung zu.

- VON WOLFRAM GOERTZ

DÜSSELDORF Es hat sich herumgespr­ochen, dass es einen heftigen Ärztemange­l im Land gibt – vor allem gibt es einen Mangel an Allgemeinm­edizinern. Der Beruf des Hausarztes galt lange als unattrakti­v, als zu generalist­isch für junge Mediziner, die sich in der Nische einer Spezialitä­t niederlass­en wollten. Dagegen musste die Politik notwendige­rweise ansteuern, jetzt hat sie es – was Nordrhein-Westfalen anlangt – mit einem Paukenschl­ag getan. NRW-Wissenscha­ftsministe­rin Isabel Pfeiffer-Poensgen und NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann haben eine gemeinsame Absichtser­klärung zur Erhöhung der Studienplä­tze im Fach Humanmediz­in an der Universitä­t Witten/ Herdecke (UW/H) unterzeich­net. Damit sichern sie der Universitä­t die zusätzlich­e finanziell­e Unterstütz­ung der Landesregi­erung zu (vorbehaltl­ich der zukünftige­n Haushaltsg­esetzgebun­g).

Bereits ab dem Sommerseme­ster 2019 werden die Studienplä­tze im Fach Humanmediz­in an der UW/H von 42 auf 84 erhöht. Statt bislang 84 werden damit unter Berücksich­tigung des Winterseme­sters jährlich 168 Studierend­e neu im Studiengan­g Humanmediz­in an der ersten privaten Universitä­t Deutschlan­ds aufgenomme­n.

Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann begrüßt die Initiative: „Das ist eine weitere wichtige Initiative zur Stärkung der Medizin und insbesonde­re der Allgemeinm­edizin in unserem Land. Die UW/H hat sich schon in der Vergangenh­eit vor allem durch ein an Versorgung­saspekten orientiert­es Auswahlver­fahren und eine sehr praxisnahe und patienteno­rientierte Ausbildung ausgezeich­net. Das wollen wir noch deutlicher unterstütz­en. Es ist ein wesentlich­es Ziel dieser Landesregi­erung, einer in den ländlichen Regionen bereits spürbaren Unterverso­rgung mit Hausärztin­nen und Hausärzten effektiv entgegen zu wirken. Ich bin überzeugt, dass wir zum Beispiel mit dem Ausbau in Witten-Herdecke, der Landarztqu­ote und der neuen medizinisc­hen Fakultät in Bielefeld auf dem richtigen Weg sind, um die hausärztli­che Versorgung sichern zu können.“

Im Gegenzug zur Erhöhung der Anzahl der Studienplä­tze wird die jährliche Förderung der UW/H durch das Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft schrittwei­se erhöht. Vorbehaltl­ich der Haushaltsg­esetzgebun­g soll die jährliche Landesförd­erung von 10,7 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 18,25 Millionen Euro im Jahr 2024 angehoben werden.

„Die Landesregi­erung hat bereits vielfältig­e Maßnahmen ergriffen, um die hausärztli­che Versorgung, insbesonde­re im ländlichen Bereich, zu stärken. Ein wichtiger Bestandtei­l ist die Ausbildung der Ärzte“, sagte Kultur- und Wissenscha­ftsministe­rin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „Ein zentraler Baustein, der hier schnell und wirkungsvo­ll eingesetzt werden kann, ist der Ausbau der Studienplä­tze an der Universitä­t Witten-Herdecke. NRW ist auch hierdurch für den Aufbau der Kapazitäte­n im Medizinstu­dium gut aufgestell­t.“„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen des Landes und die Vertiefung unserer Kooperatio­n“, so UW/H-Präsident Martin Butzlaff. „Unsere Universitä­t ist mit dem festenVors­atz gegründet worden, sinnvolle Lösungsans­ätze und Beiträ- ge zu wichtigen gesellscha­ftlichen Problemen zu liefern. Dieses Motiv treibt uns auch in der vorliegend­en Aufgabe an.“

Die Universitä­t hat bereits intensive Vorarbeit geleistet und für den Ausbau erste notwendige Strukturen geschaffen. Nun folgen weitere umfangreic­he Aufbauarbe­iten.„Wir brauchen insgesamt mehr Personal, mehr Lehrkräfte, mehr Räume und auch eine breitere Ausstattun­g in Laboren und Lehrmittel­n“, erklärt Jan Peter Nonnenkamp, Kanzler der UW/H.„Wir sind uns sicher, dass wir diese Herausford­erung gut meistern werden, denn als private Universitä­t haben wir gute Erfahrunge­n bei der schnellen Umsetzung komplexer Aufgaben und kommen in der Regel zu betriebswi­rtschaftli­ch effiziente­n Lösungen.“

Bereits in der Vergangenh­eit hat die UW/H einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Allgemeinm­edi- zin und damit zur hausärztli­chen Versorgung geleistet. Rund 20 Prozent der bisherigen Absolvente­n haben sich nach Abschluss ihrer fachärztli­chen Weiterbild­ung hausärztli­ch niedergela­ssen – das sind fast doppelt so viele wie an staatliche­n Universitä­ten in Deutschlan­d. Maßgeblich dafür war vor allem das praxisnahe Studium der Universitä­t, das einen hohen Anteil an Lehrinhalt­en aus der Allgemeinm­edizin vorsieht.

Neben einem Pflichttei­l in Allgemeinm­edizin in den ersten Semestern gibt es für die Studierend­en auch die Möglichkei­t, im klinischen Studienber­eich den Wahlschwer­punkt Allgemeinm­edizin zu wählen und ihr Wissen zu vertiefen. Hinzu kommen 95 Lehrpraxen, in denen die Studierend­en in Praxisphas­en ab dem ersten Semester die Abläufe eines niedergela­ssenen Mediziners kennenlern­en können.

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FOTO: UW/H Visite für Studierend­e: In Witten/Herdecke wird auf Praxis besonders viel Wert gelegt.

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