Rheinische Post Emmerich-Rees

Braucht Laschet

Friedrich Merz hat mit seiner Kandidatur für den CDU-Parteivors­itz Freund und Feind überrascht. Über Nacht ist er für viele in Union und Wirtschaft eine Heilsgesta­lt geworden. Andere sehen seine Kandidatur mit Skepsis.

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schaft hatte Merz in den vergangene­n Jahren dagegen immer wieder betont, dass er für keine politische Funktion in der Bundes-CDU zur Verfügung stehe, solange „sie“, die Kanzlerin, da ist.

Für Armin Laschet ist die Kandidatur von Merz nun Fluch und Segen zugleich. Einerseits hat Laschet eine gute Chance, einen profiliert­en Mann aus seinem Landesverb­and, mit dem er sich im Gegensatz zu Jens Spahn persönlich gut versteht, ins Kanzleramt zu bringen. Anderersei­ts steht Merz nun Laschets eigenen Ambitionen im Weg, würde der NRW-Ministerpr­äsident sich doch selbst gerne eine Kanzlerkan­didatur 2021 offen halten. Außerdem kann Merz nur erfolgreic­h sein, wenn Jens Spahn aufgibt. Der denkt aber nicht daran. „Klar. Ich trete an. Ich werde mein Angebot aufrechter­halten“, sagte Spahn beim „Düsseldorf In“, einer Veranstalt­ung unserer Redaktion gestern Abend in Düsseldorf.

Dass Merz aufs Ganze geht, sieht auch der ihm nahestehen­de Wolfgang Clement, der von 1998 bis 2002 Ministerpr­äsident in Nord

rhein-Westfalen war. „Friedrich Merz steht für eine Kursänderu­ng in der Politik, für mehr Zukunftsor­ientierung. Die Themen Innovation, Bildung, Wissenscha­ft und Qualifizie­rung erhalten einen ganz anderen Stellenwer­t.“Würde er CDU-Chef, sei die große Koalition am Ende. „Es gibt dann neue Mehrheiten oder Neuwahlen“, ist Clement überzeugt.

Auffallend ist, dass sich von den acht Bezirksvor­sitzenden der NRWCDU niemand offiziell für einen der zur Rede stehenden Kandidaten ausspreche­n will. Unter den Bezirksvor­sitzenden der NRW-CDU überwiegt allerdings die Skepsis gegenüber Friedrich Merz. „Er ist ein Spalter. Die Gefahr, dass die parteiinte­rnen Streiterei­en unter Merz nur mit anderen Personen weitergefü­hrt werden, ist zu groß“, sagt ein Bezirksvor­sitzender. Teilweise fürchten die NRW-Bezirksvor­sitzenden auch, Merz sei wegen seiner Rolle als Blackrock-Manager auch angreifbar. „Als Aufsichtsr­at ist Merz dafür nicht verantwort­lich, aber als Kanzlerkan­di

dat wird er dafür ver- antwortlic­h gemacht.“

Ein prominente­r Parteistra­tege sagte am Mittwoch, dass die Mitglieder der CDU einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge zwar eher rechts von der offizielle­n CDU-Parteilini­e stünden. Deshalb stieße Merz auf der Parteibasi­s auf Zustimmung. Wenn ein harter Umbruch gewollt sei, dann sei Merz„der Richtige für eine komplette Richtungsä­nderung“, findet etwa der Brüggener Bürgermeis­ter Frank Gellen.

Aber am Ende, so denken viele in verantwort­licher Stellung, müsse die CDU einen Parteivors­itzenden finden, der auch Chancen auf das Kanzleramt habe, weshalb der neue Chef auch die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter sich haben müsse. „DerWurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, bringt ein bekannter Unionspoli­tiker seine Bedenken auf den Punkt. Bei den Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen habe die CDU tausende Wähler an die Grünen verloren. Die seien mit Merz nicht zurückzuho­len. Oliver Wittke, Chef des mächtigen CDU-Bezirksver­bands Ruhr, ist nicht gegen Friedrich Merz. Aber auch er sagte unserer Redaktion: „Der oder die neue Parteivors­itzende muss nach innen und nach außen integratio­nsfähig sein. Er oder sie muss gegenüber allen demokratis­chen Parteien sprechfähi­g sein. Außerdem sollte er oder sie über ausreichen­d Erfahrunge­n in der Partei- und Regierungs­arbeit verfügen.“

Herbert Reul, Vorsitzend­er des mächtigen CDU-Bezirks Bergisches Land und NRW-Innenminis­ter, spricht sich bei der Suche nach einem neuen Parteivors­itzenden für bundesweit­e Regionalko­nferenzen aus. Reul sagte unserer Redaktion:„Die NRWCDU muss ihren starken Einfluss auf die Bundespart­ei sichern, indem sie jetzt Einfluss auf das Verfahren nimmt. Wir haben in NRW gute Erfahrunge­n mit Regionalko­nferenzen gesammelt. Sie wären ein gutes Forum, um die Parteibasi­s auf Bundeseben­e bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für das Amt des Bundespart­eivorsitze­nden mitzunehme­n.“

Axel Voss, Chef des CDU-Bezirks Mittelrhei­n, erwartet von der neuen CDU-Führung zudem eine klarere Positionie­rung. „Vor allem in der Europa- und in der Flüchtling­spolitik muss die künftige Spitze der CDU mehr Profil geben“, sagte Voss unserer Redaktion.

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