Rheinische Post Emmerich-Rees

Die SPD auf der Suche nach sich selbst

Prominente Genossen fordern einen Neustart, ein Parteitag könnte früher kommen.

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BERLIN (jd) Nach den schlechten Landtagswa­hlergebnis­sen der SPD in Bayern und Hessen meldeten sich jetzt Altvordere zu Wort. Der frühere SPD-Kanzlerkan­didat Peer Steinbrück, sagte der„Süddeutsch­en Zeitung“, dass es statt Andrea Nahles an der Parteispit­ze einen Charismati­ker vom Typus des linken US-Senators Bernie Sanders brauche – nur 30 Jahre jünger. Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel schrieb in einem Gastbeitra­g für die „Zeit“, dass er von einem Ende der großen Koalition bis spätestens Mai 2019 ausgehe.

Nahles steht unter Druck. Die einstigen Gegner der großen Koalition erfahren Aufwind. Vor einer Vorstandsk­lausur am Sonntag und Montag wird nun über den Vorstoß von Nahles beraten, die binnen zwei Monaten einen Fahrplan mit der Union festschrei­ben will, wie wichtigeVo­rhaben der Koalition abgearbeit­et werden sollen. Und zwar bis Ende 2019, dann soll zur Halbzeitbi­lanz der Regierung eine Entscheidu­ng fallen: im Bündnis bleiben oder gehen. Gerade Parteilink­en geht das nicht schnell genug. Zwar fordern bisher nur die wenigsten den radikalste­n aller Schritte: sofort raus aus der verhassten „Groko“. Doch bei immer mehr Genossen äußert sich der Unmut auf andere Weise, nämlich beim sogenannte­n Erneuerung­sprozess der Partei. Dieser sieht vor, eine Woche nach der Vorstandsk­lausur ein „Debattenca­mp“abzuhalten, um wichtige Sachfragen zu diskutiere­n, etwa die Nachfolge von Hartz IV. Doch endgültige Beschlüsse könnte erst ein Parteitag treffen, der bisher für Ende 2019 anberaumt ist.

Vorstandsm­itglied Daniela Kolbe ist dagegen. Angesichts der kritischen Lage der SPD müsse man den Erneuerung­sprozess abzukürzen. „Ich bin dafür, zum Abschluss des gestraffte­n Erneuerung­sprozesses unseren Parteitag noch im Frühjahr 2019 abzuhalten und die Partei über die inhaltlich­e Neuaufstel­lung entscheide­n zu lassen und auch den Vorstand neu zu wählen“, sagte Kolbe unserer Redaktion. Im Klartext: Dann müsste sich auch Andrea Nahles den Delegierte­n zur Wiederwahl stellen.

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