Rheinische Post Emmerich-Rees

NRW soll Commercial Court erhalten

Lukrative Wirtschaft­sverfahren sollen nach Düsseldorf geholt werden.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die FDP-Fraktion hat gefordert, NRW solle in Düsseldorf eine oder mehrere neue, hochrangig­e Gerichtska­mmern einrichten, die bei internatio­nal wichtigen Auseinande­rsetzungen zwischen Unternehme­n entscheide­n könnten. Mit einem solchen„Commercial Court“könnte Düsseldorf dann als Standort für wichtige Wirtschaft­sverfahren zusätzlich an Bedeutung gewinnen, wenn London wegen des Brexits an Ansehen verliert. Dieses Vorgehen brachte die Fraktion der Liberalen bei einer Diskussion am Dienstagab­end im Landtag ins Spiel.

Ein Vertreter des von Peter Biesenbach (CDU) geleiteten NRW-Justizmini­steriums zeigte ebenso große Unterstütz­ung für die Idee wie mehrere Experten. „Das Ziel eines attraktive­ren Angebots für Wirtschaft­sverfahren genießt bei uns im Justizmini­sterium hohe Sympathie“, sagte Jörg Baack, Referatsle­iter im NRW-Justizmini­sterium, „wir sollten uns dem Wettbewerb stellen.“

Dies unterstütz­te Anne-José Paulsen, bis vor Kurzem Präsidenti­n des Oberlandes­gerichtes in der Landeshaup­tstadt. Schon jetzt würden in Düsseldorf die meisten Verfahren wegen Kartellaus­einanderse­tzungen in Europa entschiede­n, weil sich das OLG entspreche­nd spezialisi­ert habe. Wenn nun eine oder mehrere Kammern sich auf das Auslegen von Firmenvert­rägen spezialisi­eren würden, könne verhindert werden, dass solcheVerf­ahren von London überwiegen­d nach Frankreich oder in die Niederland­e abwanderte­n. Paulsen:„Man sollte Tempo machen. Sonst sind andere schneller.“

Der Wirtschaft­sjurist Thomas Kreifels von der Kanzlei Freshfield­s Bruckhaus Deringer stimmte zu: „Düsseldorf ist ein guter Standort auch für Anwälte. Um mehr internatio­nale Verfahren anzuziehen, sollten Verfahren dann sehr konzentrie­rt geführt werden.“Es sei unverzicht­bar, dass man solche Verfahren dann teilweise auch in Englisch führen werde. Ein anderer Anwalt meinte, es sei kein Problem, wenn im Gericht deutsch gesprochen würde, doch das extrem teure Übersetzen von umfangreic­henVerträg­en solle nicht mehr nötig sein.

Christian Mangen, rechtspoli­tischer Sprecher der FDP-Landtagsfr­aktion, erläuterte gegenüber unserer Redaktion, wie die Allgemeinh­eit von dem „Commercial Court“profitiere­n könne: Einerseits könne die NRW-Justiz hohe Gebühren kassieren, weil es bei Wirtschaft­sverfahren um hohe Streitwert­e ginge. Anderersei­ts könnte die Region so noch mehr Arbeitsplä­tze für Top-Juristen anbieten.

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