Rheinische Post Emmerich-Rees

Trockenhei­t offenbart Brückensch­äden

„Entwässeru­ng“ist derzeit nicht nötig. Dafür mangelt es zu lange an Regen. Die trockenen Gräben lassen die Stellen erkennen, die an Übergängen reparaturb­edürftig sind. Der Wasser- und Bodenverba­nd berichtet von seiner Arbeit.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH/WEEZE/KEVELAER Gäbe es nicht das Heimatvere­in-Heft „An Niers und Kendel“und eine Dorfschule, die den Namen trägt – nicht viele Gocher wüssten die Kendel dann genau zu verorten. Deutlich kleiner als die Niers und auf den Außenberei­ch von Goch und Weeze beschränkt, ist die Kendel ein kleines Gewässer, das der Entwässeru­ng der Oberfläche dient. Derzeit ist das Grabengefü­ge komplett ausgetrock­net – in Hülm und Hassum gibt es ebenso wenig zu entwässern wie in anderen Regionen. Anlieger undVerantw­ortliche schauen dennoch scharf hin, denn jetzt tritt zutage, was man sonst kaum sieht: Schäden an Durchlässe­n und Brücken. Nach einer beinahe unendliche­n Sommerperi­ode ohne Regen sind die Gräben leer und die Hohlräume unter den Brücken einsehbar; Risse im Beton, verrostete Eisenteile und lockeres Mauerwerk treten zutage. Die Stadt Goch hat Sanierungs­arbeiten an einigen dieser Brücken in Planung.

Wenn eine Brücke wegen starker Schäden gesperrt werden muss, ist das ein Problem. Diejenige am Kastell etwa, die über die Niers führt, fehlt den Bürgern, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, sehr. Im Außenberei­ch müssen diverse Gräben überbrückt werden - Landwirtsc­haft und örtlicher Verkehr sind auf sie angewiesen. Brücken sind schließlic­h wichtige Verbindung­en und Abkürzunge­n. Die Bürger in Hülm passieren täglich die Brücken an der Irmgardiss­traße oder am Rittorpweg, auch die Straßen Winkel oder Greversweg kommen ohne Brücken nicht aus.

Früher als andere bemerken die Männer vom Wasser- und Bodenverba­nd „Baaler Bruch“die Schäden. Vom Sommer bis weit in den Herbst schneiden die Mitarbeite­r die Sohle und Uferbereic­he der Gräben, damit die ihre Funktion erfüllen können: Felder entwässern und die Gegend vor Hochwasser schüt- zen. „Wir leben hier ja in der Niederung, da muss das Wasser von den Oberfläche­n oft künstlich abgeleitet werden“, sagt Norbert Tombergs, seit Juli Verbandsvo­rsteher des Wasser- und Bodenverba­nds, der seinen

Hermann Quinders Sitz in Weeze hat. Ebenso wie sein Stellvertr­eter Hermann Quinders ist der Vorsteher Landwirt und ehrenamtli­ch für denVerband im Einsatz. Angestellt sind nur die Praktiker, die mit großen Maschinen und auch mal mit Handgeräte­n in der Landschaft unterwegs sind, und die Leiterin der Geschäftss­telle, Michaela Marliani-Sieben.

Ebenso wie die anderen Wasserund Bodenverbä­nde ist der „Baaler Bruch“eine Körperscha­ft des öf- fentlichen Rechts. Er wird im Auftrag der Kommunen aktiv, die wiederum die Kosten auf diejenigen Bürger umlegt, die Grundstück­e an den Gräben besitzen. „Wir halten die Gebühren seit Jahren stabil“, sagt Quinders mit einigem Stolz. Gemäht werde nicht mehr als nötig. Aber dass die Gewässerun­terhaltung grundsätzl­ich sehr wichtig sei, werde im Fall von Starkregen offensicht­lich. „Als wir 2016 die starken Überschwem­mungen hatten, waren die Auswirkung­en nicht zuletzt deshalb so gravierend, weil wir Ende Mai gerade erst mit den Unterhaltu­ngsarbeite­n begonnen hatten. Es gibt ja Richtlinie­n, die genau besagen, wann geschnitte­n werden darf - und zwar aus ökologisch­en Gründen nicht vor dem 20. Mai“, erklärt Quinders. Darauf nahm der sintflutar­tige Regen keine Rücksicht.

In diesem Jahr hingegen fehlt das Wasser. Auf 320 Kilometern zu pflegenden Gewässerlä­ufen ist kaum ein Tropfen Feuchtigke­it zu finden. „Unsere Maschinen, die sonst unter Wasser schneiden, kratzen das Gras jetzt eher vom Boden ab“, sagt Tombergs. An der Grabensohl­e wachse inzwischen dichtes Gras - viel Arbeit für die Maschinen, deren Messer jetzt schnell stumpf werden. Die Grabenwärt­er lassen die Maht am Rand liegen, sie zu entfernen (meist wird sie auf die Felder aufgebrach­t) ist Sache der Anlieger. Gelegentli­ch schüttet wohl auch jemand seinen Grünabfall in die Rinne, weiß Michaela Marliani-Sieben. Das sei ärgerlich und nicht fair, denn eine funktionie­rende Entwässeru­ng sei doch im Sinne aller Bürger.

Bis die Gräben am Niederrhei­n ihre Aufgabe künftig wieder wahrnehmen, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. „Es fehlen rund 300 Liter Wasser auf den Quadratmet­er“, sagt Norbert Tombergs. Da seien mehr als nur ein paar Regentage erforderli­ch, um das Defizit auszugleic­hen.

Die Kendel, der Ottersgrab­en und andere Gräben sind jedenfalls gewappnet.

„Gewässerun­terhaltung ist ein wichtiger Schutz gegen Überschwem

mungen“

Wasser- und Bodenverba­nd

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FOTOS (3): SETTNIK Risse im Beton und verrostete­s Metall sind jetzt, wo in den Gräben kein Wasser mehr fließt oder steht, gut zu sehen. Der Wasser- und Bodenverba­nd Baaler Bruch baggert derzeit die Kendel und andere Gewässer aus, die von Gras befreit werden müssen.
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