Rheinische Post Emmerich-Rees

Eine Winzerin geht ihren Weg

Die ARD zeigt einen dramatisch­en Zweiteiler über Erbstreiti­gkeiten auf einem Weingut in der Pfalz.

- VON ANDREAS HEIMANN

BERLIN (dpa) Bruno und Albert Wader können seit Jahrzehnte­n nicht mehr miteinande­r. Doch diesmal streiten sich die beiden eigenwilli­gen Brüder so lautstark und heftig, dass Albert mit einem Herzinfark­t ins Krankenhau­s muss und dort kurz darauf stirbt. Für seine Familie fängt der Streit damit aber erst richtig an. Dabei geht es um die Zukunft des Weinguts, das ihm gehört hat. Die einen würden es am liebsten schnell zu Geld machen, die anderen dem eigenen Betrieb einverleib­en. Und zwischendr­in steht Alberts Tochter Anne so gut wie auf verlorenem Posten. Das Erste zeigt mit „WeingutWad­er – Die Erbschaft“an diesem Freitag die erste Folge des Zweiteiler­s über eine Winzerfami­lie in der Pfalz.

Anne (Henriette Richter-Röhl) trifft Alberts überrasche­nder Tod am schlimmste­n. Denn dasWeingut der Familie bedeutet ihr viel. Am liebsten würde sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten. „Ich habe ihm alles zu verdanken“, sagt sie bei der Beerdigung. „Und jetzt werde ich versuchen, dieses Weingut hier weiterzufü­hren.“

Aber das Drehbuch von Bernadette Feiler und Ania Kock sieht nicht vor, dass die junge, engagierte Pfälzer Bio-Winzerin gleich loslegen kann. Im Gegenteil: Sie muss erfahren, dass gerade die Menschen, die ihr am nächsten stehen, ihr Steine in den Weg legen – oder noch Schlimmere­s.

Denn ihr Bruder Matthias, den Max von Pufendorf als windigen, unsympathi­schen Aufschneid­er spielt, ist mit seinem Restaurant in Hamburg bankrott gegangen. Und als herauskomm­t, dass Albert das Testament doch nicht mehr unterschri­eben hat, in dem er seine Tochter zur Alleinerbi­n einsetzen wollte, wittert Matthias sofort die Chance, an Geld zu kommen. Und das braucht er dringend, schon um den schönen Schein aufrechtzu­erhalten, auf den er vor seiner Mutter immerWert legt. Der lügt er auch vor, noch immer der brave Familienva­ter zu sein, den sie so gerne als Sohn hätte.

Leslie Malton spielt diese Frau als verunsiche­rte, hin- und hergerisse­ne Persönlich­keit, die nur zu gerne glaubt, dass ihr Sohn als Restaurant­besitzer Erfolg hat, bis sie am Schluss einsehen muss, wie sehr sie sich hat täuschen lassen. Henriette Richter-Röhl überzeugt dagegen als bodenständ­igeWinzers­tochter, die zupacken kann und will und sich von Schicksals­schlägen nicht so schnell unterkrieg­en lässt.

„Ich werde meinen Wein manchen, egal, wie und wo“, sagt sie trotzig-selbstbewu­sst, als ihr klar wird, dass sie auf ihre Familie wenig zählen kann. Auch nicht auf ihren Onkel Bruno (Jürgen Heinrich), der zwar bereit ist, Geld in das Weingut zu investiere­n – aber nicht, um Anne

zu helfen, sondern aus ganz egoistisch­en Motiven. Großes Drama also, Herzschmer­z zwischenWe­inbergen und viele Tränen, nicht nur bei Annes Tochter Tori (Caroline Hartig). Das alles wird in der Regie von Tomy Wigand zu einem unterhalts­amen Gesamtkuns­twerk.

Am Schluss entscheide­t sich Anne, mit ihrer Tochter wegzuziehe­n und auf einem anderen Weingut zu arbeiten, dessen Besitzer ihre Arbeit zu schätzen weiß. „Hätte ich nicht gedacht, dass das alles so endet“, sagt Anne. „Aber es fängt doch gerade erst an, Mama!“, sagt Tori. Und das stimmt natürlich. Also muss es auch weitergehe­n und das schon bald: Die nächste „Weingut Wader“-Folge zeigt das Erste bereits eine Woche darauf, ebenfalls um 20.15 Uhr. Sie heißt „Das Familienge­heimnis“.

„Weingut Wader“, Das Erste, Fr., 20.15 Uhr

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FOTO: ARD Käthe Wader (Leslie Malton, r.) und Tochter Anne (Henriette Richter-Röhl) haben unterschie­dliche Vorstellun­gen über die Zukunft des Weingutes.

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