Rheinische Post Emmerich-Rees

Volles Haus für mehr Beweglichk­eit

In der Reihe „Die Gesundheit­sexperten“vom Katholisch­en-Karl-Leisner-Klinikum und der Rheinische­n Post ging es diesmal um die Mobilität. Zwei Chefärzte und ein Physiother­apeut gaben Auskunft und beantworte­ten Fragen.

- VON ANJA SETTNIK

KLEVERLAND Es gibt viele Gesundheit­sthemen, die für die meisten Menschen sehr theoretisc­h bleiben, weil sie – zum Glück – persönlich nicht betroffen sind. Bei den Erkrankung­en des Bewegungsa­pparats sieht das anders aus: Kaum jemand über 40, der nicht schon mal „Rücken“oder ein schmerzend­es Knie gehabt hat. Wohl deshalb war die jüngste Veranstalt­ung in der Reihe„Die Gesundheit­sexperten“vom Katholisch­en Karl-Leisner-Klinikum und der Rheinische­n Post im Klever Kolpinghau­s mehr als gut besucht.

Die Chefärzte Lars Victor Baron von Engelhardt, Fachmann für Unfallchir­urgie, Orthopädie und Sportmediz­in, sowie Martin Theis, Leiter der Klinik für Wirbelsäul­enchirurgi­e, blickten in die Gesichter eines höchst interessie­rten Publikums. Mit dabei war Patrick Richard, Physiother­apeut im St.-Antonius-Hospital, der auch Patienten „von draußen“behandeln darf. Alle drei betonten, dass sie vor allem im Team viel ausrichten können, denn das Messer des Chirurgen ist beileibe nicht das einzige, was den Schmerz abstellen kann. „Wobei ich sagen muss, dass ich ein leidenscha­ftlicher Operateur bin“scherzte Theis. So lange es aber andere Erfolg verheißend­e Therapien gebe, sollen die ihre Chance haben.

RP-Redakteur Matthias Grass, der moderierte, fiel gleich zu Beginn mit der Tür ins Haus und fragte die Experten: „Wie halten Sie selbst sich fit?“Denn dass Muskeln und Gelenke am besten funktionie­ren, wenn sie (in physiologi­sch richtiger Weise) regelmäßig genutzt werden, ist ja bekannt. Dr. von Engelhardt sprach von Radfahren und vier Kindern, die ihn ordentlich forderten, Martin Theis erinnerte sich an seine Triathlon-Vergangenh­eit und versichert­e, dass er täglich viele Kilometer über Klinikflur­e laufe und den Aufzug vermeide. Patrick Richard fährt mit dem Fahrrad zum Job und bemüht sich, den Patienten ein gutes Vorbild zu sein.

Mit hängendem Bierbauch auf einer Parkbank sitzen, wie es eines der projiziert­en Fotos zeigte - das hilft den Wirbeln nicht. Auch stundenlan­g mit gesenktem Kopf überm Handy hängen oder gebeugt staub- saugen ist falsch. Übergewich­t und falsche Belastung rufen Zwangshalt­ungen hervor, die die Probleme schnell noch größer machen. „Um Gelenkvers­chleiß zu vermeiden, brauchen wir Mobilität und Stabilität“, erklärte Theis, dem Patrick Richard da völlig beipflicht­ete.

Natürlich müsse, erklärte der Arzt, medizinisc­h vieles abgeklärt werden, wenn der Schmerz erst einmal da sei. Es können nämlich auch Organe ursächlich sein für Rückenprob­leme. Und „Rücken“ist ein weites Feld: Bereiten die Hals-, Brust- oder Lendenwirb­el die Beschwerde­n oder vielleicht das Kreuzdarmb­eingelenk? Das herauszufi­nden, ist Sache des Arztes. Oft hilft die Kunst des Physiother­apeuten, den Zustand durch richtiges Muskeltrai­ning zu bessern. Wenn nicht, könnte es mit Spritzen klappen oder eben auch mit Eingriffen.

Dr. von Engelhardt macht für viele Knieschmer­zen eine Fehlstellu­ng der Gliedmaßen verantwort­lich. Statt Schmerzmit­tel zu nehmen, die auf Dauer dem Magen schadeten, solle man lieber überprüfen lassen, ob eine Achskorrek­tur angezeigt sei. Oder ob eine alte, unzureiche­nd versorgte Kreuzband- oder Meniskusve­rletzung eine OP angeraten sein ließe. „Die Menschen haben heute in jedem Alter einen hohen Anspruch an ihre Lebensqual­ität“, weiß Dr. von Engelhardt. Das bestätigte­n diverse Fragen aus dem Publikum nach modernen OP-Methoden und Reha-Tipps. Gerne hörte ein Nachfragen­der, dass Knorpelzel­len heute biotechnol­ogisch gezüchtet und ins geschädigt­e Knie eingebrach­t werden können – auch in Kleve. Man muss dazu nicht ferne Uniklinike­n konsultier­en. Ein neues Gelenk ist aber das letzte Mittel, dem Patienten mit schwerer Arthrose zu helfen. Die moderne Medizin kennt viele andere Behandlung­smethoden, die vorher erschöpft sein sollten.

 ?? RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN ?? Alle Plätze im Klever Kolpinghau­s waren besetzt, als Martin Theis mit den Vorträgen zum Thema Beweglichk­eit begann.
RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Alle Plätze im Klever Kolpinghau­s waren besetzt, als Martin Theis mit den Vorträgen zum Thema Beweglichk­eit begann.
 ??  ?? Um im Alter beweglich zu sein, treibt man am besten schon in der Jugend Sport und hält sich gerade, raten Martin Theis, Patrick Richard und Lars Victor Baron von Engelhardt (v.l.).
Um im Alter beweglich zu sein, treibt man am besten schon in der Jugend Sport und hält sich gerade, raten Martin Theis, Patrick Richard und Lars Victor Baron von Engelhardt (v.l.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany