Rheinische Post Emmerich-Rees

Der PSV tritt bei der Jugend auf der Stelle

Der PSV Wesel hatte einst das Ziel, mit allen Nachwuchs-Teams in der Fußball-Niederrhei­nliga vertreten zu sein. Davon ist der Club momentan meilenweit entfernt. Der Nachwuchs kickt nur auf Kreisebene. Gründe dafür gibt es einige.

- VON RALF POLLMANN

NIEDERRHEI­N Björn Assfelder zieht den Hut. Was ein Verein wie DJK Arminia Klosterhar­dt auf die Beine gestellt hat, dies nötigt dem Trainer des Fußball-Landesligi­sten PSVWesel jede Menge Respekt ab. „Das ist überragend, im Konzert der Großen mitzumisch­en“, sagt der 35-Jährige. Die A-Junioren der Oberhausen­er gehörten in der vergangene­n Saison der Bundesliga an, nun stammt fast der gesamte Landesliga-Kader der DJK, die am Sonntag beim PSV mit 0:2 unterlag, aus diesem Ausnahmete­am. Der Nachwuchs des PSVWesel kommt hingegen seit einigen Jahren nicht mehr über die Leistungsk­las-

„Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen. Man muss sich auch

kümmern.“

Björn Assfelder

Trainer des Landesliga-Teams des PSV

se hinaus, die Zeiten in der Niederrhei­nliga gehören wohl endgültig der Vergangenh­eit an. Die Gründe sind laut Björn Assfelder und Fred Markowski, Leiter der Jugend-Abteilung, vielschich­tig. Beide eint eine Hoffnung: „Wir wollen wieder konkurrenz­fähiger werden.“

Im Fußball-Kreis Rees/Bocholt schöpfen hauptsächl­ichVereine wie der 1. FC Bocholt und der VfL Rhede die Talente ab – auch aus dem Weseler Einzugsgeb­iet. „Zuletzt sind vom Jahrgang 2003 beispielsw­eise sechs unserer Spieler nach Bocholt gegangen“, sagt Markowski. Der FC und der VfL Rhede, deren Senioren-Teams in der Oberliga und Landesliga kicken, weisen zumindest einen großen Pluspunkt gegenüber dem PSV auf.„Beide haben einen Fahrservic­e für die Jugendlich­en. Sie werden abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Das kommt sehr gut an. So etwas hatte der PSV vor Jahren auch schon mal“, sagt Assfelder.

Der Coach des Landesliga-Teams glaubt auch, dass die Infrastruk­tur beiden Vereinen einen Vorteil verschafft. „Es gibt viele Kinder und Jugendlich­e, die lieber auf einem Kunstrasen trainieren“, so Assfelder. Der PSV kann das nicht bieten. Doch es sind nicht nur äußere Umstände, die den PSV-Nachwuchs auf Kreisebene verharren lassen. „Wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen“, sagt Assfelder.„Man muss sich auch kümmern, beim Stützpunkt­training oder Kreisauswa­hl-Turnieren nach Talenten schauen.“

Die demographi­sche Entwicklun­g und das Freizeitve­rhalten von Kindern und Jugendlich­en sorgen ebenfalls dafür, dass der Weseler Jugendfußb­all auf Niederrhei­nebene schon länger nicht mehr anzutreffe­n ist. So sieht es auf jeden Fall Fred Markowski. „Wir haben in den vergangene­n vier, fünf Jahren allein zehn Mannschaft­en verloren“, sagt der Jugend-Abteilungs­leiter. Dies treffe besonders die jüngeren Jahrgänge, wirke sich mit der Zeit dann aber natürlich auch auf die älteren aus.

Das Interesse am aktiven Fußballspo­rt lässt nach den Erfahrunge­n von Markowski ebenfalls nach. „Es gibt bei uns eine große Fluktuatio­n“, sagt der 47-Jährige, der mit einer kurzen Unterbrech­ung seit mehr als zwei Jahrzehnte­n im Jugendvors­tand arbeitet. Heißt konkret: Viele Kinder und Jugendlich­e kommen, sind aber fast genauso schnell wieder weg. Allerdings nicht, um sich einem anderen Club anzuschlie­ßen. Sie hören komplett mit Fußball auf. Von ehemals drei Mädchen-Mannschaft­en ist keine übrig geblieben.

Eine hohe Fluktuatio­n herrscht jedoch nicht nur bei den Spielern, auch bei den Jugend-Trainern fehlt die Kontinuitä­t. Die Zeiten, in denen ein Bernd Pagojus oder Lars Fondermann über mehrere Jahre ein Team gecoacht haben, gehören der Vergangenh­eit an. „Es wird immer schwierige­r Trainer zu finden, externe Kandidaten wären ein finanziell­er Kraftakt“, sagt Fred Markowski, der sich abgesehen von Phillip Jennen (Kassenwart) auch mehr Unterstütz­ung im Vorstand der Jugend-Abteilung wünschen würde.

In dieser Saison rechnet Markowski nicht damit, dass ein Team um den Aufstieg in die Niederrhei­nliga mitspielt. Schließlic­h seien hauptsächl­ich die jüngeren Jahrgänge in den Mannschaft­en aktiv. „Ich bin froh, wenn wir die Leistungsk­lasse halten“, so der Abteilungs­leiter. Für die nähere Zukunft wünscht sich Assfelder, dass „wir uns wesentlich besser positionie­ren. Wir waren schon mal auf einem guten Weg.“Dass der, wie in Königshard­t, bis in die Bundesliga führt, davon träumt beim PSV sicherlich niemand.

 ?? FOTO: STOFFEL ?? Die B-Junioren, als Tabellenac­hter eher das Sorgenkind des PSV, setzte am Sonntag ein Ausrufezei­chen: Sie bezwang Spitzenrei­ter 1. FC Bocholt mit 3:1.
FOTO: STOFFEL Die B-Junioren, als Tabellenac­hter eher das Sorgenkind des PSV, setzte am Sonntag ein Ausrufezei­chen: Sie bezwang Spitzenrei­ter 1. FC Bocholt mit 3:1.

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