Rheinische Post Emmerich-Rees

Eine unbekannte Freundin

Blake Lively gibt sich in „Nur ein kleiner Gefallen“mysteriös und dunkel.

- VON CHRISTINA STORZ

(dpa) Wie weit darf man in einer Freundscha­ft gehen? Regisseur Paul Feig bringt in „Nur ein kleiner Gefallen“eine Antwort auf die Leinwand. Und deckt dabei die menschlich­en Abgründe zweier Frauen auf, die unterschie­dlicher nicht sein könnten.

Als sich die hilfsberei­te Stephanie Smothers (Anna Kendrick) mit der mysteriöse­n PR-Beraterin Emily Nelson (Blake Lively) einlässt, ahnt sie nicht, wie der Beginn der Freundscha­ft ihr Leben verändern wird.

Während die beiden gleichaltr­igen Söhne miteinande­r spielen, entlocken sich die Mütter mit extra starken Martinis ihre dunkelsten Geheimniss­e. Doch sind es wirklich die dunkelsten? Und kann man Emily wirklich trauen? Einer Frau, deren Credo es ist, sich für nichts im Leben zu schämen oder zu entschuldi­gen?

Die Idylle der feuchtfröh­lichen Treffen währt – wie soll es auch anders sein – nicht lange. Ein Notfall. Die geschäftig­e Emily kann ihren Sohn Nicky nicht rechtzeiti­g von der Schule abholen. Stephanie übernimmt. Das Problem: Ihre Freundin verschwind­et spurlos und holt ihren Sohn nie ab.

Als Emilys Leiche kurze Zeit später in einem See gefunden wird, bleiben viele Fragen offen. Wer war diese Frau, die selbst für ihren Mann Sean Townsend (Henry Golding) immer ein großes Rätsel blieb? Und warum hat dieser kurz vor ihrem Verschwind­en eine Lebensvers­icherung über vier Millionen Dollar abgeschlos­sen?

Für „Nur ein kleiner Gefallen“begibt sich Regisseur Feig erstmals auf unbekannte­s Terrain. Eigentlich kennt man ihn aus klassische­n Hollywood-Komödien wie„Brauta- larm“, „Spy – Susan Cooper undercover“und„Ghostbuste­rs“. Nun liefert er seinen ersten Thriller – auch wenn der zu erwartende Nervenkitz­el lange Zeit ausbleibt.

Die Geschichte, die auf dem gleichnami­gen Debütroman von Darcey Bell (2017) beruht, ist schnell erzählt. Dennoch hält der Film einige Überraschu­ngsmomente bereit und lebt von der Beziehung zwischen Emily und Stephanie. Die ist geprägt von trockenen Dialogen und skurrilen Begegnunge­n.

Der Zuschauer beobachtet, wie aus Stephanie, der prüden Supermutte­r, eine selbstbewu­sste Frau wird. Von Keksrezept­en über Anti-Kater-Smoothies bis hin zur Gazpacho wird ihr Videoblog zum Sprachrohr und Zeuge ihrer Verwandlun­g.

Eine Rolle, die für Anna Kendrick, unter anderem bekannt aus „Pitch Perfect“(2012), wie gemacht scheint. Zum einen die nette Mutti, zum anderen die selbstbest­immte Frau, die nicht alles mit sich machen lässt. Und auch Blake Lively, die durch die US-Serie „Gossip Girl“(2007-2012) bekannt wurde, überzeugt mit einer erfrischen­den, dunklen Seite.

Mit Starbesetz­ung, hoher Geschwindi­gkeit und einer gesunden Portion schwarzen Humors hält Regisseur Feig das Kinopublik­um am Ball – und führt es zu einem turbulente­n Ende.

Nur ein kleiner Gefallen USA 2018, FSK 12, von Paul Feig, mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding, 118 Min.

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FOTO: DPA Emily (Blake Lively) lässt ihren Mann Sean (Henry Golding) im Dunkeln über ihr Leben.

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