Rheinische Post Emmerich-Rees

Ghana – ein Land der Gegensätze

Im Berufskoll­eg Kleve ist zwei Wochen lang eine Ausstellun­g über die westafrika­nische Nation zu sehen.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Ghana ist bekannt für seine artenreich­e Tierwelt, die alten Festungen und einsame Bilderbuch­strände. Aber in Ghana gibt es auch die größte Elektrosch­rottmüllha­lde der Welt, die Arbeitslos­igkeit ist groß, und viele Menschen sind bitterarm. Ghana hat eben nicht nur Schokolade­nseiten. Und genau so lautet auch der Titel einer Ausstellun­g des „Ghana Forum Nordrhein-Westfalen“, die am Montag im Berufskoll­eg Kleve eröffnet wurde und noch zweiWochen lang dort zu sehen ist.

Wilhelm Hawerkamp ist mit dem westafrika­nischen Land seit lan-

„Die Ausstellun­g informiert über das, was in Ghana funktionie­rt

und was nicht“

Wilhelm Hawerkamp

Freundeskr­eis humanitäre Hilfe

gem vertraut. Der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises für humanitäre Hilfe in Indien und Ghana sprach während der Ausstellun­gseröffnun­g mit Schülern und Lehrern des Berufskoll­egs über die vielen Facetten der Nation. Seit 1995 reist er mindestens einmal pro Jahr dorthin, um sich von den Fortschrit­ten des Schulproje­kts des Freundeskr­eises zu überzeugen. Zielgruppe der humanitäre­n Hilfsmaßna­hmen sind Kinder und Jugendlich­e, deren Familien in einfachen Unterkünft­en am Rande der südghanais­chen Hafenstadt Tema leben. Durch die Hilfe aus Deutschlan­d wird 300 Kindern und Jugendlich­en im„Wilhelm Educationa­l Complex“der Schulbesuc­h ermöglicht, Kinderarbe­it erspart und zusätzlich gesundheit­liche Hilfe geleistet. Auf Märkten und im Laden an der Kavariners­traße verkauft der Freundeskr­eis zudem Produkte aus Ghana. Der Erlös daraus soll dem Projekt zugutekomm­en.

Die Ausstellun­g „Ghana – Nicht nur Schokolade­nseiten“greift viele der Eindrücke auf, die Hawerkamp und seine Mitstreite­r von dem Land gewinnen konnten. „Es gibt große Umweltprob­leme in Ghana“, sagt Hawerkamp. Schuld daran seien auch wir in Deutschlan­d mit unserer Wegwerfkul­tur, betont der ehemalige Berufsschu­llehrer. Unsere ausgedient­en Kühlschrän­ke, Computer und Fernseher landeten oftmals auf der Müllhalde in Accra, der ghanaische­n Hauptstadt. „Drumherum ist ein Slum entstanden, der bezeich- nenderweis­e ,Sodom und Gomorra’ heißt“, berichtet Hawerkamp. Unzählige Kinder verdienen sich ihren spärlichen Lebensunte­rhalt damit, unter widrigsten Bedingunge­n den Elektrosch­rott zu sammeln und zu verkaufen. „Diese Müllhalde ist wirklich schrecklic­h“, sagt Hawerkamp. Wer mehr über die Hintergrün­de erfahren möchte, kann sich auf einer Ausstellun­gstafel im Berufskoll­eg informiere­n.

Andere Aspekte der Ausstellun­g widmen sich etwa dem Goldabbau in Ghana, der gravierend­e Folgen für das Land hat, zur Verschmutz­ung der Umwelt führt. Gleiches gilt für den Bauxitabba­u, der für die Aluminiump­roduktion benötigt wird.„Die Ausstellun­g informiert über das, was in Ghana funktionie­rt und über das, was dort nicht funktionie­rt. Besucher erfahren vieles über die Vergangenh­eit und die Gegenwart dieses fasziniere­nden Landes“, sagt Hawerkamp. Er steht während der Ausstellun­g als Ansprechpa­rtner zur Verfügung. Die Schüler werden klassenwei­se durch die Ausstellun­g geführt und können Hawerkamp ihre Fragen stellen.

Das Ziel der Ausstellun­g lautet: „Das Land soll mit seiner kulturelle­n Vielfalt, seinen wirtschaft­lichen Chancen, aber auch Problemen, seiner sozialen und politische­n Entwicklun­g besser bekannt gemacht werden. Es lohnt sich, Ghana und seine Menschen besser kennenzule­rnen.“Das kann Hawerkamp nur unterstrei­chen. Mit seinem Verein will er „einen Beitrag dafür leisten, dass Menschen in Ghana in Würde leben können.“Hawerkamp freut sich über jeden, der den Freundeskr­eis bei seiner Mission unterstütz­t, sei es durch den Besuch der Ausstellun­g, durch eine Patenschaf­t, eine Spende oder dadurch, dass er ein vom Freundeskr­eis angebotene­s Produkt erwirbt.

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 ?? RP-FOTO: CATTELAENS ?? Wilhelm Hawerkamp vom Freundeskr­eis Humanitäre Hilfe in Ghana zeigt Schülern des Berufskoll­egs und Lehrerin Dagmar Lörper eine Infotafel der Ausstellun­g.
RP-FOTO: CATTELAENS Wilhelm Hawerkamp vom Freundeskr­eis Humanitäre Hilfe in Ghana zeigt Schülern des Berufskoll­egs und Lehrerin Dagmar Lörper eine Infotafel der Ausstellun­g.

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