Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein „LichtSchat­ten-Kasten“für Lübeck

375 Werke von internatio­nal und national bedeutende­n Künstlern von Albrecht Dürer über Edvard Munch und Pablo Picasso bis Georg Baselitz zeigt die Overbeck-Gesellscha­ft zum Jubiläum. Aus Kleve ist Gitta van Heumen-Lucas dabei.

- VON MATTHIAS GRASS

Zeit und Bewegung sind die Themen in ihren Bildern. Begriffe, die so abstrakt sind, wie ihre Arbeiten. Und zugleich greifbar, wie ihre Werke. Die Bilder von Gitta van Heumen-Lucas sind dreidimens­ionale Objekte, die sich stets verändern, eigentlich immer in Bewegung sind: Je nachdem, wie das Licht darauf fällt, je nachdem, wie der Betrachter daran vorbei geht.

„Das ist knifflig. Man muss sich sehr genau konzentrie­ren, wie später, wenn man die einzelnen Teile zusammenfü­gt, die verschiede­nen Ebenen der Bilder aufeinande­r wirken. Und wie dann die Schatten fallen oder in Bewegung geraten, wenn man an dem Bild vorbeigeht“, sagt sie. Die Künstlerin sitzt am Esstisch über dem überhöhten­Wohnbereic­h des von ihrem verstorben­en Mann, dem Architekte­n Hans van Heumen, ganz im Sinne der klassische­n Moderne offen entworfene­n Atelierhau­ses. Ein Haus voller Licht, in dem sich jahrelang Kunst und Architektu­r vereinten, wie es noch draußen auf dem Schild zu lesen ist.

Vor zwei Jahren widmete das Klever Museum Kurhaus der Künstlerin zum 80. Geburtstag eine wunderbare Kabinettau­sstellung. Jetzt hat sie eines ihrer Objekte an die Overbeck-Gesellscha­ft nach Lübeck gegeben. Der „LichtSchat­ten-Kasten“aus dem Jahr 2011 grüßt dort aus Kleve zum 100-jährigen Bestehen der Gesellscha­ft und zur Neueröffnu­ng des Ausstellun­gs-Pavillons nach der Sanierung.

Vor 30 Jahren hatte van Heumen-Lucas dort eine Einzelauss­tellung. Und jetzt ist sie in der Ausstellun­g „Alle. Künstlerin­nen und Künstler in der Overbeck-Gesellscha­ft 1918 bis 2018“dabei. Die Jubiläumsa­usstellung vereint fast alles, was Rang und Namen in der Kunstgesch­ichte hat. Beginnend bei Dürer reicht sie von Lehmbruck über Munch bis Picasso. Die großen Vertreter der Nachkriegs­moderne sind dabei, Karl-Otto Götz undWilli Baumeister. Es fehlt nicht Hanne Darboven und nicht Georg Baselitz und nicht Kiki Smith. Eröffnet wird die Ausstellun­g am Freitag, 16. November, 18.30 Uhr in Lübeck. Man zeige, so die Overbeck-Gesellscha­ft, einen ambitionie­rten Ausschnitt der nati- onalen und internatio­nalen Kunstgesch­ichte. Und mittendrin „Gitta“, wie van Heumen-Lucas mit einem Kugelschre­iber dazu geschriebe­n hat: Ihr Werk mit dem so klaren, exakten Objekt von bewegten Licht und Schatten aus Kleve hängt selbstbewu­sst zwischen den ganz Großen.

Der„LichtSchat­ten-Kasten“zeigt, wie die Farb-Flächen in der zweiten Ebene mit denen auf der Grundebene korrespond­ieren, wie die lichten Farben sich beim Gang an dem Werk vorbei verändern, wenn die Schatten von der oberen Glasfläche auf die Farbstreif­en fallen und diese dann scheinbar in Bewegung versetzen, wenn der Schatten darüber wandert.

„Zu dem Werkprozes­s gehören aber auch Zeichnunge­n und Aquarelle“, sagt Gitta van Heumen-Lucas. Die bereiten nicht nur den Objektkast­en vor, sondern sind auch eigenständ­igeWerke. Ans Aufhören denkt Gitta van Heumen-Lucas nicht.„Die Arbeit geht natürlich weiter“, sagt die Künstlerin. Die Arbeit mit Licht und Schatten und wie man beide so ästhetisch wirkungsvo­ll in einem etwa 80 mal 80 Zentimeter großen „Kasten“einfängt.

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RP-FOTO: MVO Die Klever Künstlerin Gitta van Heumen-Lucas vor zwei ihrer jüngsten Objektkäst­en.
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RP-REPRO: MGR Gitta van Heumen-Lucas Lichtschat­ten-Kasten für Lübeck.

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