Rheinische Post Emmerich-Rees

Gocher erfindet Nützliches für Maler

Sowohl profession­elle Handwerker als auch Heimwerker haderten bisher mit einer Schwäche des Dichtstoff­s Silikon. Er galt als nicht überstreic­hbar. „Sili Painter“aus Goch hat eine Lösung für das Problem gefunden.

- VON ANJA SETTNIK

KREISKLEVE An dieses Problem gerät wohl jeder Heimwerker früher oder später - und Profis ebenso: Wenn Silikon als Dichtstoff zum Einsatz kommt, entsteht eine weiße, nach Jahren gräuliche Fuge, die nicht besonders schön aussieht. Vor allem, wenn dieWand oder die Fliese daneben eine andere Farbe hat. „Silikon

„Ich habe immer wieder gehört, wie ärgerlich es ist, dass Silikon nicht zu

überstreic­hen ist.“

Jörg Nass

Erfinder und Unternehme­r

ist nicht überstreic­hbar“hieß es bisher, und häufig wurde deshalb das technisch weniger geeignete Acryl benutzt. Dank einer Erfindung des Gocher Unternehme­rs Jörg Nass muss man sich künftig beim Innenausba­u nicht mehr mit dem Kompromiss zufrieden geben. „Sili Painter“ermöglicht es, den Dichtstoff zu überstreic­hen. Davon hat sich auch die Geschäftsf­ührung von Hagebau überzeugt.

Zwei Aufsteller mit schlicht rot-weißen kleinen Kartons haben an der genau richtigen Stelle im Baumarkt ihren Platz gefunden: vor den Silikontub­en, nicht weit von Fliesen und Trockenbau-Materialie­n entfernt. Nicht nur Heimwerker, auch Maler und andere Handwerker werden beim Besuch eines Swertz-Fachmarkts oder eines Hagebau-Markts kaum über die Neuerung hinwegsehe­n können. „Der Preis von 49 Euro wirkt auf den ersten Blick recht hoch, aber die Packung reicht für 150 Meter Fuge“, hat Rudolf Swertz erfahren. Mitarbeite­r Gerd Stumpf, zuständig für Baustoffe und Fliesen, gibt zu bedenken, dass dank Sili Painter die Fugen ja nicht mehr nach ein paar Jahren erneuert werden müssen. Das rechne sich dann schon.

Oberhalb der Dusche und generell am Übergang zu Wand oder Decke stelle sich das Problem jedem Bastler. Jörg Nass, der beruflich schon 30 Jahre mit Baumateria­lien umgeht, erzählt: „Ich habe von Praktikern immer wieder gehört, wie ärgerlich es ist, dass Silikon nicht zu überstreic­hen ist. Deshalb habe ich in meiner Garage tausende Mischverhä­ltnisse von Komponente­n ausprobier­t, bis ich die richtige Kombinatio­n gefunden hatte.“Die heißt nun „Sili Painter“und soll das zweite Standbein des Betriebs werden, der vor allem für die spezielle Messtechni­k „Blower Door“bekannt ist, die durch die Energiespa­rverordnun­g interessan­t wurde. „Damit können Sie bei einem Haus, das Sie voll Luft pumpen, gucken, wo die Luft entweicht“, erklärt Rudolf Swertz, und Kollege Georg Hüsmann, Spartenlei­ter Hagebau, sagt es noch plastische­r: „So, als wenn beim kaputten Fahrradsch­lauch die Bläschen aus dem Wasser hochsteige­n.“

Klingt einfach und ist doch bei der Produktent­wicklung ähnlich komplizier­t wie eine Grundierun­g für die Silikonbeh­andlung herzustell­en. Mindestens ebenso anspruchsv­oll dürfte die Aufgabe sein, das fertige Produkt - auf das Nass inzwischen ein Patent hat - nun an den Mann zu bringen. An dieser Stelle kommt Dieter Kirchberg ins Spiel. Der pensionier­te Hauptschul­lehrer hat nicht nur aus dem privaten Bereich viel Erfahrung mit dem Hausbau, er unterricht­ete auch jahrzehnte­lang Technik. Und - hier kommt die Überleitun­g zum Thema Marketing und Vertrieb - er putzte Klinken bei zahlreiche­n Gocher Firmen, um dort Schülerpra­ktikanten und Azubis unterzubri­ngen. Diese Erfahrung kommt ihm jetzt zugute. „Ich fahre zusammen mit Jörg, der mal mein Schüler war, durch Deutschlan­d und präsentier­e Großhändle­rn und Baumarktke­tten unser Produkt. Wir zeigen, wie die zwei Komponente­n zusammenzu­schütten und mit dem beiliegend­en Stäbchen umzurühren sind. Wenn die Schicht getrocknet ist, streichen wir ganz normale Farbe darüber. Am Niederrhei­n, in Dortmund und in Bayern haben wir für ,Sili Painter’ inzwischen Abnehmer gefunden.“

Rudolf Swertz versichert, sich gerne für hiesige Tüftler einzusetze­n. Manchmal sei der Versuch erfolgreic­h, ab und zu nicht ganz so. „Im vergangene­n Jahr brachte uns ein Student aus Weeze einen von ihm entwickelt­en Neigungsme­sser. Ein nützliches kleines Gerät, um die Neigung zum Beispiel von Terrassend­ächern auszumesse­n. Eine Skala an einer ungleichmä­ßig dicken Rolle zeigt, um wie viel Grad eine Fläche „schief“ist. Nur wenige Exemplare des günstigen kleinen Helfers der jungen Firma Tilt Industries wurden bislang verkauft - warum eigentlich?

„Gar kein Erfolg war erstaunlic­herweise eine Sockenklam­mer, die helfen sollte, der nur allzu bekannten Vereinzelu­ng von Strümpfen im Trockner zu begegnen“, erinnert sich Swertz an eine schon länger zurücklieg­ende Erfindung, die ihm jemand angedient hatte. Er drückt Nass und Kirchberg die Daumen, dass „Sili Painter“mehr Fans finden wird.

 ?? FOTOS (2): SETTNIK ?? In diesen kleinen rot-weißen Kartons findet sich die Grundierun­g, die es Malern ermöglicht, Silikon zu überstreic­hen. Das Hagebau-Team mit Jörg Nass und Dieter Kirchberg (2. und 3. von rechts) hofft auf großes Interesse.
FOTOS (2): SETTNIK In diesen kleinen rot-weißen Kartons findet sich die Grundierun­g, die es Malern ermöglicht, Silikon zu überstreic­hen. Das Hagebau-Team mit Jörg Nass und Dieter Kirchberg (2. und 3. von rechts) hofft auf großes Interesse.
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Ein Neigungsme­ssgerät.

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