Rheinische Post Emmerich-Rees

Am Rosenhof soll Dinkel sprießen

Landwirt Ulrich Lörcks baut jetzt das Ur-Korn an. Mit Bäcker Hans Gerads hat er schon einen Abnehmer gefunden.

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GRIETHERBU­SCH (rey)Vor einem Jahr startete Landwirt Ulrich Lörcks die „Milch-Tankstelle“, baute Automaten in Lebensmitt­el-Geschäften auf, die er alle zwei Tage mit frischer Milch vom „Rosenhof“füllt. Jetzt folgt die nächste Idee: „Wir bauen hier auf unserem Acker Dinkel an. Und die Reeser Bäckerei Gerads backt aus dem Mehl Brot“, erklärt der 39-jährige Landwirt aus Grietherbu­sch sein neues Vorhaben. Regional muss es sein, lautet wieder die Devise.

Auf vier Hektar, vielleicht zwei Kilometer vom Hof entfernt, wird gerade Dinkel gesät. „Je nach Aufwuchs ernten wir hier im Juli 30 bis 40 Tonnen“, sagt Ulrich Lörcks. Den Platz dafür gibt’s, weil der Landwirt vor kurzem noch einen Hof in Moyland übernommen hat. Jetzt stehen ihm zur Bewirtscha­ftung des Rosenhofes 30 statt 15 Hektar Fläche zur Verfügung.

Und da muss er, weil er die Größe von 15 Hektar Land, die er bewirtscha­ftet, überschrit­ten hat, vom Gesetzgebe­r aus drei Kulturen anbauen, und zwar eben Mais, Gerste und Dinkel. Und auf Dinkel, dem „Ur-Getreide“, setzt er seine Hoffnung. „Da ist Spelze drin. Das ist ein natürliche­r Schutz des Korns, etwa vor Pilzen“, weiß der Fachmann. Deshalb sei Dinkel-Brot auch so gut verträglic­h, etwa für Allergiker.

„Das Korn bringen wir zur Mühle nach Grevenbroi­ch. Von dort kommt das Dinkel-Mehl zurück – und zwar zur Bäckerei Gerads“, schildert der junge Unternehme­r den Ablauf. Dass er mit Bäcker Gerads einen guten Partner hat, weiß er aus Erfahrung. Denn der 67-Jährige verwendet seit Januar nur noch Rosenhof-Milch zum Backen. „Die Kunden wollen wieder mehr Qualität und geben dafür auch etwas mehr Geld aus“, weiß der Bäcker, der schon heute Dinkel-Brot in sei- nen 14 Filialen im Reeser Stadtgebie­t, aber auch in Xanten-Vynen, Bedburg-Hau und Bocholt verkauft. Nur erwirbt er das Korn bislang im Großhandel. Jetzt soll es gleich vor der Haustüre wachsen.

Gleich neben dem Acker soll deshalb auch ein Schild aufgestell­t werden, damit etwa Radfahrer sehen, wo das Korn für ihr künftiges Brot aufgewachs­en ist. An ihr Projekt, nämlich die vermehrte Nutzung von lokalen und regionalen Lebensmitt­eln, glauben sowohl der Landwirt als auch der Bäcker fest.

Auch wenn das mit der„selbst gezapften Milch“eher noch schleppend läuft, räumt der innovative Landwirt ein. „Vielleicht ist das den Leuten noch zu viel Aufwand, die Flasche selbst zu spülen“, meint er. Oder vielleicht habe es auch an der Sommer-Hitze gelegen, dass viele die Milch erst gar nicht ins Auto

legen wollten. Aufgeben will Ulrich Lörcks aber nicht, im Gegenteil.

Was die Dinkel-Aussaat betrifft, ist er ganz optimistis­ch. „Der Boden ist feucht, das Korn kann keimen“, erklärt er. Dem nur die Wildgänse nicht geheuer sind. „Die sind unser Problem, weil sie unser Grün fressen“, ärgert er sich. Das müsse man aber wohl hinnehmen.

Hans Gerads ist jedenfalls froh, dass er nach der Milch jetzt auch bald regionales Dinkel-Mehl zum Brotbacken verwenden kann.„Heute kostet ein aus Dinkel-Korn gebackenes 500-Gramm- Brot etwa 3,40 Euro. So teuer wird es auch aus heimischem Korn“, kündigt der Reeser Bäcker schon mal an.

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FOTO: CERON Ulrich Lörcks (l.) und sein Vater Theo (r.) aus Grietherbu­sch mit dem Dinkelbrot von Hans Gerads (M.).

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