Rheinische Post Emmerich-Rees

Gründer wollen in Uedem Fuß fassen

Tobias Groß, Susanne Wessels und Markus Müller setzen für ihren Start in die Selbststän­digkeit auf die Gemeinde Uedem. Sie sind aktiv in Industrie, Handwerk oder Dienstleis­tung und präsentier­ten sich jetzt in der Hohen Mühle.

- VON ANJA SETTNIK

KREIS KLEVE „Das kann ich auch“war wohl der eindrucksv­ollste Satz, der am Montagaben­d von einer der Hauptperso­nen der „Gründerlan­d-Kaffeetafe­l“in Uedems Hoher Mühle geäußert wurde. Der Zusammenha­ng: Warum macht sich jemand in einer bestimmt nicht einfachen Branche selbststän­dig? Weil er Lust darauf hat und sich zutraut, es mindestens so gut zu machen wie der bisherige Chef, ist die schlichte Antwort. Tobias Groß ist der junge Bäckermeis­ter, der mit seinem Selbstbewu­sstsein die Gäste derVeranst­altung beeindruck­te. Ihm zur Seite standen zwei weitere Gründer:

„Ich fand immer, dass

ich’s genauso gut wie der Chef könnte“

Tobias Groß

Bäckermeis­ter

SusanneWes­sels, die ihre„Salzoase“vorstellte, und Markus Müller, Geschäftsf­ührer eines Unternehme­ns für moderne Mess- und Prüftechni­k.

Die Moderation bei Kaffee und Kuchen (letzterer kam vom Café Groß, vormals Scholten), hatte Moritz Lapp von Antenne Niederrhei­n. Er zeigte sich gut vorbereite­t und stellte die richtigen Fragen, um den Zuhörern zu helfen, sich in die Situation junger Selbststän­diger hinein zu versetzen. Denn es sind viele Themen, die nicht zuletzt den Betroffene­n selbst anfänglich fremd sind: Anträge stellen, Kreditgebe­r suchen, Investitio­nen überdenken, Vertriebsw­ege finden...

Am Niederrhei­n noch neu und deshalb sowohl spannend, als auch mit Skepsis beäugt ist das Wellnessan­gebot „Salz“. Gesunde sole-haltige Luft inhalieren, dazu vielleicht eine Klangschal­en-Meditation: Das soll tiefe Entspannun­g bringen. Susanne Wessels versichert, dass ihre Kunden begeistert sind. Bloß mehr dürften es noch werden – bekannt zu werden ist wohl das schwierigs­te an dem neuen Angebot auf der Mühlenstra­ße.

Bürgermeis­ter RainerWebe­r fasst die Wirtschaft­sförderung als Chef- sache auf und ermutigt jeden, der überlegt, ein Gewerbe in Uedem anzumelden, mit ihm und einem Kollegen darüber zu sprechen. Auch die Kreis-Wirtschafs­förderung, die IHK und die Handwerkso­rganisatio­nen stehen für gute Ratschläge und um- fassende Schulungen zurVerfügu­ngen – Wfg-Chef Hans-Josef Kuypers rät, diese Angebote zu nutzen. Auch ein guter Steuerbera­ter sei wichtig.

Auf ihn setzte Tobias Groß, der mit den Bedingunge­n der Kfw-Bank nicht gut zurecht kam und auf ei- nen Kredit seiner Hausbank baute. Groß war angestellt­er Bäcker – zuletzt als Meister bei Scholten – und befand mit Blick auf den jeweiligen Chef, dass er „das“doch mindestens ebenso gut könnte. Groß übernahm zunächst die Bäckerei Willems in Weeze, dazu wurde er Chef bei Scholten; Doppelschi­chten waren eine Weile nächtliche Realität. Groß hat keine Bedenken, dass die Kundschaft seinen Einsatz auch weiterhin belohnen wird.

Der Dritte in der Runde der Durchstart­er war Markus Müller, dessen Vater in Goch ein Ingenieurb­üro führte. Das wurde inzwischen zur iTS GmbH und zog nach Uedem um. Junior Markus Müller wartet darauf, dass im Gewerbegeb­iet mehr Fläche ausgewiese­n wird und die aufstreben­de Firma sich vergrößern kann.

An Bürgermeis­ter Weber soll’s nicht scheitern, aber bis ein Bauleitver­fahren mit all den notwendige­n Behördenbe­teiligunge­n und Abstimmung­en abgeschlos­sen ist, dauert es eben eine Weile. Weber ist froh darüber, dass der Branchenmi­x seiner Gemeinde heute so vielseitig und deshalb widerstand­sfähiger ist als vor Jahren, als es vorwiegend drei Große in Uedem gab.

Ein Problem allerdings belastet Markus Müller ebenso wie fast alle übrigen Unternehme­r: Neue Mitarbeite­r sind leider nur sehr schwer zu finden. Dabei sind sich alle drei Gründer einig darin, dass es kaum etwas wichtigere­s gibt als ein gutes Team.

Die kreative Ungeduld, die Junguntern­ehmer fast zwangsläuf­ig auszeichne­t, hat zur Folge, dass manchem das Betriebswi­rtschaftli­che eine Last ist. Der Bäcker möchte backen und sein Café schick gestalten, der Techniker möchte entwickeln, die Wellness-Fachfrau interessie­rt sich vorrangig fürs Wohlgefühl ihrer Kunden. Für alles andere muss man sich Sachkompet­enz suchen, raten die Experten dringend.

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RP-FOTOS (2): KLAUS-DIETER STADE Von rechts: Tobias Groß, Markus Müller, Susanne Wessels, Bürgermeis­ter Rainer Weber, Moritz Lapp und Hans-Josef Kuypers.
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Eine kuschelige Atmosphäre herrschte bei der Gründerini­tiative der Kreis-Wirtschaft­sförderung in der Hohen Mühle Uedem.

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