Rheinische Post Emmerich-Rees

Weniger Kinder in Deutschlan­d

Was ein junger Mensch wird, hängt stark davon ab, was seine Eltern sind.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Kinder stehen für die Zukunft Deutschlan­ds. Aber ihr Anteil an der Bevölkerun­g schrumpft: In den vergangene­n 20 Jahren sank die Zahl der jungen Menschen unter 18 um 2,3 auf 13,4 Millionen. Diese Zukunft des Landes macht nicht mehr 19, sondern nur noch 14 Prozent der Bevölkerun­g aus. Das hat das Statistisc­he Bundesamt für einen neuen, 460 Seiten starken Sozialrepo­rt ermittelt. Er ist eine einzige Ernüchteru­ng für Politiker, die sich seit Jahrzehnte­n für bessere Chancenger­echtigkeit einsetzen.

Denn was ein junger Mensch wird, hängt immer noch sehr stark davon ab, was seine Eltern sind. Gute Bildungsab­schlüsse streben vor allem diejenigen an, deren Eltern schon solche haben. 65 Prozent der Gym- nasiasten haben Eltern mit Abitur oder Fachhochsc­hulabschlu­ss, nur sieben Prozent sind Kinder von Eltern mit Hauptschul­abschluss. Umgekehrt haben 42 Prozent der Hauptschül­er Eltern mit Haupt- schulabsch­luss, nur 16 Prozent sind Kinder von Abiturient­en.

Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökono­mischen Status ernähren sich weniger gesund und haben mehr psychische Probleme. Die Unterschie­de gibt es schon ganz am Anfang ihres Lebens. Mütter mit hohem Status rauchen in der Schwan- gerschaft zu zwei Prozent, Mütter mit niedrigem Status zu 30 Prozent. Und 30 Prozent von ihnen stillen nie, während es bei Müttern mit hohem Status nur acht Prozent sind.

Thomas Krüger, Chef der Bundeszent­rale für Politische Bildung, arbeitete deshalb die frühkindli­che Bildung als wichtigste­n Korrekturh­ebel heraus. Doch bei der Infrastruk­tur mit Kitas für unter Dreijährig­e gibt es ein großes Gefälle. In NRW reicht das Angebot nur für 27,2 Prozent der Kinder – das Land ist damit Schlusslic­ht in Deutschlan­d. Sachsen-Anhalt liegt hier mit 57,1 Prozent vorn.

Hoffnung machen die Freizeitbe­schäftigun­gen von Grundschül­ern: 84 Prozent lesen Bücher. Dann geht die Schere auseinande­r: 63 Prozent der Gymnasiast­en lesen Bücher, nur 44 Prozent der Hauptschül­er.

Kinder aus armen Familien ernähren sich weniger gesund und haben mehr psychische

Probleme

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