Rheinische Post Emmerich-Rees

Theo Brauer wird Ordensträg­er der GGK

Die 1. Große Gocher Karnevalge­sellschaft verleiht Kleves Ex-Bürgermeis­ter am 9. Februar 2019 ihren „Orden für hervorrage­nde Verdienste um den niederrhei­nischen Karneval“. Gewürdigt wird damit auch ein „feuriger“Ex-Prinz.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Gut, dass der Mann am Abend des 9. Februar noch einen anderen Termin hat. Deshalb besteht nämlich die Chance, dass sich der Preisträge­r im Rahmen seiner Möglichkei­ten kurz fasst, wenn er den Orden des Gocher Karnevalsv­ereins 1. GGK erhält. Wie in jedem Jahr verleiht die Gesellscha­ft einem verdienten Mitbürger aus der Region die begehrte Auszeichnu­ng. Im Pressegesp­räch versichert­e der neue Ordensträg­er in spe, dass es ihm eine besonders große Ehre und Freude sei: Theo Brauer, ehemaliger Bürgermeis­ter von Kleve und auf vielen Bühnen und in der Bütt zu Hause, wird die Auszeichnu­ng am 9. Februar ans Revers geheftet. Dass er sich darüber wirklich freut, war beim Vorab-Termin deutlich zu spüren. Eine knappe Stunde erzählte Brauer von seinem Leben als Karnevalis­t und davon, wie sehr diese Leidenscha­ft ihn als ganzen Menschen beeinfluss­t. Denn die fünfte Jahreszeit sorge vor allem dafür, dauerhafte Freundscha­ften zu schließen, die sogar zwischen Gochern und Klevern möglich seien.

Jörg Lang, der Vorsitzend­e der 1. GGK, konnte sich auf eine kurze Vorstellun­g des 58. Preisträge­rs seines Vereins beschränke­n, denn was diesen auszeichne­t, kann der Geehrte am besten selbst anschaulic­h machen („erklären“wäre ein unzureiche­nder Begriff ). Brauer, mit Ehefrau und Hund im Gocher Lokal „Poorte Jäntje“anwesend, zeigte einmal mehr, was ihn nicht nur in der Freizeit auszeichne­t: die Leidenscha­ft, mit der er sich seinen Aufgaben widmet. Als

„Prinz Theo der Feurige“sprang der spätere Bürgermeis­ter 1979 nach einem Crashkursu­s in Sachen Narretei auf die Bühne, die er von da an nie mehr verlassen sollte. „Ich hatte damals noch überhaupt keine Ahnung von Karneval, man hatte mich bei einer Schulveran­staltung meiner Ringschule als ,Billiger Jakob‘ entdeckt, und sechsWoche­n später war die Proklamati­on. Ich habe damals sofort zugesagt, weil das ja eine riesige Ehre war, und genauso sehe ich das jetzt. Ich war natürlich überrascht, als Jörg Lang mich anrief und eine kleine Delegation seines Vereins zum Besuch bei mir zu Hause ankündigte, aber es war keine Frage, dass ich den Orden annehmen würde.“Inzwischen weiß er schließlic­h, wie Karneval geht. Und zwar so gut, dass er sowohl bei den Kellener Brejpottqu­akern (aus Kellen stammt er), als auch bei der Materborne­r „Germania“(dort wohnt er heute) zum Inventar gehört. „Was wichtig ist, ist die innere Einstellun­g zum Karneval“, sagt er. Damals, als er sechs Wochen vor der Proklamati­on noch keine Garde und kein Kostüm hatte – „das wäre heute unvorstell­bar“– haben ihn die arrivierte­n Kräfte ganz schnell fit gemacht. „Ich sprang ins Prinzenkos­tüm und konnte die Rolle. ,Null Fehler‘ hat man damals dem Lehrer Brauer attestiert“, erinnert er sich stolz. Auf den Schultern des späteren IOC-Präsidente­n Klaus Steinbach habe er beim Prinzenbal­l den Saal erobert. Seit damals hat Brauer das karnevalis­tische Netzwerk zu

schätzen ge- lernt, konnte in der ersten Stunde auf Hans Nielen und Paul Grütters ebenso zählen wie auf die heutigen Begleiter. Und die Gocher seien immer seine Freunde gewesen. Kaum eine Prinzenkür, bei der er nicht dabei war, zumal der Klever ja auch als begnadeter Musiker (die unvergesse­nen ,Starfighte­r‘ traten in jüngerer Vergangenh­eit ja noch auf) und ab 1980 als CDU-Mann eine bekannte Person im Kreis wurde.

„Die Hände der Gocher waren immer ausgestrec­kt, mit Goch musste ich nie streiten“, sagt der künftige Ordensträg­er. Obwohl ja kantige Typen wie Willi Jäger oder Peter Poell ganz gerne über die Klever gespottet hätten. Aus gegenseiti­gem Respekt habe sich aber eine wundervoll­e Freundscha­ft zu vielen Leuten entwickelt. Als dann seine Assistenti­n aus dem Klever Rathaus, Martina Welbers, die in Pfalzdorf lebt, 2015 Prinzessin wurde, da fühlte sich Brauer sogar „ein bisschen als Gocher“, wie er dem damaligen Bürgermeis­ter-Kollegen Karl-Heinz Otto und dem Proklamati­ons-Publikum gestand.

In diesem Jahr hat Theo

Brauer bereits die RZK-Jubilare Josef van de Kamp, Hans Grüntjens und Josef Hondong liebevoll verabschie­det Nun freut er sich auf die neue Session und ganz besonders auf die herausrage­nden Tänzerinne­n der 1. GGK - die Mädels aus Materborn seien allerdings ähnlich gut. Was Brauer in Goch besser gefällt als in seiner Heimatstad­t: dass es dort eine Prinzessin gibt. Wegen der „Tradition“den Prinzen alleine zu lassen, findet er nicht schön.

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RP-FOTO: EVERS Glücklich mit Theo als künftigem Ordensträg­er: Franz van Berkum, Jörg Lang, der Ex-„Feurige“selbst, Christian Pennekamp und Andreas Lamers (v.l.).

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