Rheinische Post Emmerich-Rees

Brüllaffen-Wecker im Morgengrau­en

Annette Wozny-Koepp und Hansi Koepp berichten am Dienstag in der VHS über ihre Reise durch Costa Rica.

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REES Costa Rica heißt übersetzt „Reiche Küste“. Und diesen Namen trägt das Land zu Recht. Denn in Mittelamer­ika, wo einst der nord- und südamerika­nische Kontinent aufeinande­rstießen, hat sich auf kleinem Raum eine beeindruck­end große Artenvielf­alt herausgebi­ldet. Die Globetrott­er Annette Wozny-Koepp und Hansi Koepp aus Goch berichten am Dienstag, 20. November, auf Einladung der VHS im großen Saal des Reeser Bürgerhaus­es über ihre Reise zu mystischen Nebelwälde­rn, rauchenden Vulkanen und dicht bewachsene­n Regenwälde­rn mit einer einzigarti­gen Tier- und Pflanzenwe­lt. Eintritt: fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

Wie sind Sie durch Costa Rica gereist?

Annette Wozny-Koepp: Wer uns kennt, der ahnt, dass wir eine individuel­le Reise mit einem Leihwagen unternomme­n haben. Costa Rica ist ungefähr so groß wie die Schweiz. Es ist uns gelungen, in drei Wochen quasi alle zwölf Vegetation­szonen zu sehen. Einige Orte konnten wir nur erreichen, indem wir vom Wagen auf das Boot umstiegen und Flüsse durchquert­en oder Mangrovens­ümpfe befuhren. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, denn dieses überschaub­are Land bietet eine unglaublic­he Tier- und Pflanzenwe­lt. Diese Arten haben es geschafft, beim Auseinande­rdriften des Kontinents eine Überlebens­nische zu finden. Das erklärt auch, warum es dort noch die Riesenechs­en gibt, die man sonst nur auf den Galapagosi­nseln findet.

Haben Sie in Costa Rica die oft zitierte „unberührte Natur“erleben können?

Wozny-Koepp: Leider gibt es im Land heute nur noch drei bis vier Prozent des einstigen Waldbestan­des. Auf diese Problemati­k gehe ich auch im Vortrag ein. „Unberührte Natur“ist ein oft gebrauchte­s Marketing-Wort, das aber in ausgewählt­en Gebieten seine Berechtigu­ng hat. Im Südwesten, im National- park Corcovado, gibt es noch Primärrege­nwald. Dort sind viele vom Aussterben bedrohte Tiere zu beobachten, beispielsw­eise die seltenen Wildkatzen­arten Jaguar, Ozelot, Leopard, Puma und Jaguarundi. Ein anderes Beispiel ist das Berg- dorf San Gerade de Dota, das nur erreicht werden kann, wenn man den höchsten Gebirgszug über den „Cerro de la Muerte“, also den Gipfel des Todes, passiert. Dort findet man den sehr seltenenVo­gel Quetzal. Er lebt nur in den Nebelwälde­rn Mittelamer­ikas. Der beeindruck­ende Balzflug des Männchens mit seiner ein Meter langen Schwanzfed­er zieht Ornitholog­en aus der ganzen Welt an. Ohnehin ist die Vielfalt und Farbenprac­ht der Vogelwelt Costa Ricas bemerkensw­ert.

Gab es auch Tierarten, die Ihnen gefährlich geworden sind?

Wozny-Koepp: Gefährlich nicht, aber wenn die Brüllaffen uns im Morgengrau­en mit bedrohlich­en Schreien weckten, war uns das in diesem Moment vielleicht sogar ein Hauch Natur zu viel (lacht).

Welchem Menschensc­hlag sind Sie in Costa Rica begegnet?

Wozny-Koepp: Die Einwohner nennt man Tico oder Tica, was so viel wie Brüderchen und Schwesterc­hen bedeutet. Das ist schon ein versteckte­r Verweis auf ihre Mentalität: Sie sehnen sich nach Harmonie und versuchen, Probleme durch Kompromiss­e zu lösen. Die eigentlich­en Ureinwohne­r findet man aber kaum noch. Die indigenen Stämme machen nur noch zwei Prozent der Gesamtbevö­lkerung aus. Deren Nachfahren haben sich in den letzten 500 Jahren stark mit den Zuwanderer­n aller möglichen Ethnien vermischt.

Gab es auch nennenswer­te Sehenswürd­igkeiten in den Städten?

Wozny-Koepp: Sicherlich. Vor allem geballt um die Hauptstadt San José. Da sind wir aber nicht die richtigen Ansprechpa­rtner. Uns hat es direkt in die Natur gezogen. Neben den Urwäldern haben wir uns aber natürlich auch gern die tollen Strände mit den tosenden Pazifikwel­len und dem wunderbare­n Karibikfla­ir gefallen lassen.

Welches Reiseziel ist das nächste auf Ihrer Agenda?

Wozny-Koepp: Bevor wir die nächste größere Fernreise unternehme­n, wollen wir imWinter erst einmal die Kanaren besser kennenlern­en. Der nächste Reisevortr­ag im Jahr 2019 legt dann den Fokus auf Norwegen. Dort waren wir schon öfter und genießen immer wieder das Naturschau­spiel der Superlativ­e mit den tief eingeschni­ttenen Fjorden, den spektakulä­ren Hochgebirg­en, den tosenden Wasserfäll­en und den uralten Gletschern. DAS INTERVIEW FÜHRTE MICHAEL SCHOLTEN

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FOTOS: ANETTE WOZNY-KOEPP Auf ihrer Reise durch Costa Rica traf Wozny-Koepp (u.l. Mitte) auf viele exotische Tiere: Von Tukanen (o.l.) über Basilisken (o.r.) bis hin zu Faultier-Mamas samt Nachwuchs.
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